Film-Klassiker in neuem Gewand

Walhausen · 450 Besucher erlebten die beiden großartigen Theateraufführungen „Der Club der toten Dichter“ in der Walhauser Waldorfschule. Auf vier Bühnen präsentierten die Zwölftklässler den Film-Klassiker nach dem Drehbuch von Tom Schulmann in personell abgewandelter Form.

 In ihrer Rebellion gründen die Schüler den „Club der toten Dichter“. Foto: Frank Faber

In ihrer Rebellion gründen die Schüler den „Club der toten Dichter“. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Licht aus, Vorhang auf. Die Waldorfschüler belebten den "Club der toten Dichter" im Festsaal auf vier Bühnen. Unterdrückte Individualität, im Keim erstickte Kreativität, stattdessen steht das Welton-Eliteinternat im USA der 1960er-Jahre für traditionellen Schulmief, konservatives Denken, Leistung und Disziplin. Das ändert sich, als der neue Englischlehrer John Keating (Luca Gagliano) an der Welton-Academy eingesetzt wird. Er lehrt nach eigenen Prinzipien und legt den Schülern freies und eigenständiges Denken nahe. "Durch Sprach- und Charakterübungen bot sich mir die Gelegenheit, auch eigene Dinge in die Rolle zu transportieren", erklärte Zwölftklässler Gagliano.

Da es im Originalstück an weiblichen Rollen mangelt, so Regisseurin Catherine Ann Schmid, habe man das Skript abgewandelt und diese hinzugeschrieben. "So konnten wir die Mädchen aus der Klasse ins Stück integrieren", schilderte Schmid. Katia Seidel schlüpfte in die Rolle des Todd Anderson. "Die größte Problematik lag darin, mich in die Rolle rein zufühlen, da ich unter der Horde Jungs nicht wie ein Junge wirke", erzählte Darstellerin Seidel.

"Erziehung zur Freiheit"

Literarisch wurde der Stoff im Deutschunterricht erarbeitet. "Das Stück ist auch Erziehung zur Freiheit, weil die Methoden an der der Welton-Academy fast militärische Züge haben", meinte Deutschlehrer Stephan Arpogaus. Nach der Gründung ihres Dichterclubs schlich sich die Clique abendlich aus dem Internat, um in einer Höhle zu lesen und so ihren Horizont zu erweitern. Die Veränderung an den Schülern blieb auch von Rektor Nolan (Max Hoffmann) und den anderen Lehrern nicht unbemerkt, die versuchten, alles wieder in geregelte Bahnen zu lenken, bevor die Situation eskaliert. "Nolan ist ein kultivierter Mann, der einen streng konservativen Lehrauftrag vermittelt", so Hoffmann. Doch die Schüler sind längst auf Keatings-Leitsatz fixiert. "Carpe Diem - Nutze den Tag", predigte er ihnen. Sie sollten etwas mit ihrem Leben anfangen, den eigenen Träumen und Wünschen zu folgen. Das führte zwangsläufig zu Problemen mit Schulleitung und Elternhaus. Die Jugendlichen fühlten sich von ihnen nicht ernst genommen. Ein Generationenkonflikt machte sich breit, der die einzelnen Schüler bis an seine persönlichen Grenzen brachte. "Die Schüler haben für ihre Rollen sehr fleißig trainiert", lobte Regisseurin Schmid. Die Probenarbeit gestaltete sich jedoch alles andere als einfach. Nach der Auswahl des Drehbuchs schockte die Schauspieler die Nachricht vom Selbstmord Robin Williams , dessen inspirierende schauspielerische Leistung als Lehrer Keating bis heute ganze Schüler-Generationen beeinflusst. "Ich mochte Robin Williams . Ich war mir im Klaren, dass ich diese Rolle nicht nur spielen, sondern fühlen muss", war sich John-Keating-Darsteller Gagliano seiner Aufgabe, den freigeistigen Mentor zu verkörpern, bewusst.

In der Schlussszene stiegen die Schüler auf die Tische und riefen den scheidenden Lehrer Keating zu "Oh Captain, my Captain". Der Mentor ging - und das Publikum im Festsaal erhob sich von den Plätzen und honorierte den großartigen Auftritt mit Applaus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort