Fesselnde Expressivität und sinnliche Andacht

Saarlouis · Im Rahmen der Gedenkreihe „Zeitenwende: 100 Jahre Erster Weltkrieg“ (COURAGE) fand in der Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit in Fraulautern ein hochkarätig besetztes Konzert statt. Martin Folz trat mit dem „Robert Schuman-Chor“ auf, Christian Schmitt spielte die Orgel.

Mit dem Konzert sollte an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs gedacht werden. Doch trotz der Erinnerung an Schrecken und Leid liegt Martin Folz weniger daran, zu mahnen als zu trösten und zu versöhnen. 15 junge Menschen des Jugendchors aus den Regionen Saar, Lothringen, Luxemburg, Trier und Belgien singen anspruchsvolle Literatur von Haydn bis Grönemeyer. Zunächst das Lied "Trois beaux oiseaux du paradis" (Drei schöne Paradiesvögel), das Ravel unter dem Eindruck der ersten Toten im Ersten Weltkrieg komponierte. Ein Solosopran (Tuulia Pasanen) singt über verschwimmenden Konturen liegender Chorakkorde das volkstümliche Lied des Mädchens, das um ihren gefallenen Freund trauert. In "himmlisch süßem Gesang" entfalten sich auch die Soli von Nicole Thomé, Alt, Pierre Halloy, Tenor, und Lou Wio, Bass.

Martin Folz, Kirchenmusiker, Dirigent, Chorleiter und Komponist, versteht die hohe Kunst des Chorgesangs: Filigrane Stimmführung, Intonationsreinheit, Wortdeutlichkeit, rhythmische Stabilität sind nur einige Prädikate, die seinen Chor auszeichnen. Arien und ein Rezitativ aus Haydns "Schöpfung" stehen als Kontrapunkte ebenso auf dem Programm wie zwei Psalmlieder von Mendelssohn-Bartholdy. Der Chor bietet eine sinnliche und sinnstiftende Interpretation. Mit rein vokaler wie musikalisch-rhetorischer Vollkommenheit trägt er das "Libera me" von Duruflé (Spätromantik), das "Domine Deus" des Belgiers Claesen sowie Grönemeyers Lied "Mensch" vor. Für Überraschung sorgt der Auftritt der saarländischen Sopranistin Eva Leonardy. Mit glänzend positionierter Stimme, perfekter Technik und brillanter Diktion singt sie das "Vater unser" von Bernstein, a cappella, später mit Cembalo-Begleitung (Folz). Ein Hochgenuss.

Es wäre unverzeihlich, nicht das meisterliche Orgelspiel des Echo-Klassik-Preisträgers Christian Schmitt zu erwähnen. Er begleitet den Chor einfühlsam und begeistert mit dem Vortrag der Fantasie und Fuge in g-Moll von Bach sowie des Finale aus der 8. Orgelsinfonie von Widor.

Das Konzert endet mit John Lennons Lied "Imagine". Die Konzertgäste, von denen es mehr hätten sein können, danken enthusiastisch.

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