Fallen Bäume für das neue Hotel?

Gonnesweiler · Die künftigen Gäste des Hotels auf dem Rabenkopf sollen auch einen Blick auf das Ufer des Bostalsees haben. Deshalb will der Betreiber freie Sicht zum See. Dafür aber müssen am Ufer unterhalb des Hauses Bäume fallen. Der Landkreis hat nichts dagegen, Naturschützer schon.

 Bäume säumen den Rundweg am Bostalsee. Links im Bild: ein Teil des neuen Hotels auf dem Rabenkopf. Um den Gästen eine freie Sicht von dort aus auf den See zu ermöglichen, sollen Bäume gefällt werden. Dagegen wenden sich Naturschützer.

Bäume säumen den Rundweg am Bostalsee. Links im Bild: ein Teil des neuen Hotels auf dem Rabenkopf. Um den Gästen eine freie Sicht von dort aus auf den See zu ermöglichen, sollen Bäume gefällt werden. Dagegen wenden sich Naturschützer.

Rot markierte Bäume am Rundweg des Bostalsees haben SZ-Leserreporter und Naturschützer alarmiert. Auf einer Länge von etwa 360 Metern prangen die rötlichen Punkte an den Bäumen zwischen Rundweg und Seeufer in der lang gezogenen Kurve unterhalb des Rabenkopfes. Die Befürchtung der Naturschützer : Die Bäume sollen demnächst gefällt werden. "Dies ist in meinen Augen ein Naturfrevel", sagt Joachim Kunz, Vorsitzender des Bundes Naturschutz Obere Saar. "Sämtliche Baumarten wie Birke, Zitterpappel oder ein paar Fichten sind gesund und nicht krumm", meint der Selbacher weiter. Müssen sie zugunsten eines freien Blicks von der neuen Hotel-Terrasse auf den See weichen?

Sein Mitstreiter Bernhard Barz aus Gonnesweiler geht von etwa 200 Bäumen aus, die entlang des Uferstreifens markiert wurden. Zudem würde eine Schutzhütte, die Spaziergänger als Rastplatz nutzen, abgeschlagen. "Dass der Landkreis in regelmäßigen Abständen Rodungen durchführt, ist normal. Aber jetzt befürchten wir einen Kahlschlag", so die Naturschützer .

Der Naturschutzbund hat die geplanten Baumfällarbeiten beim Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (Lua) angezeigt. Sabine Schorr, Pressesprecherin des Ministeriums, bestätigt die Anzeige. Eine Mitarbeiterin des Lua habe sich deshalb mit Vertretern des Landkreises vor Ort umgeschaut. Gemeinsam sei man zu der Auffassung gekommen, dass dieses Projekt vom Landesamt genehmigt werden muss. Und ohne eine Genehmigung wird kein Baum gefällt.

Von bevorstehenden Baumfällungen und einem Kahlschlag kann nach Ansicht des Landkreises keine Rede sein. "Die Bäume wurden markiert zur planerischen Orientierung", erklärt Pressesprecher Lukas Kowol. Das habe die Kreisverwaltung gemacht. Damit habe man die Frage klären wollen, ob überhaupt eine Genehmigung des Landesamtes für Umweltschutz erforderlich sei. Das Ergebnis: Eine Genehmigung ist nötig. Der entsprechende Antrag bei der Lua ist laut Kowol noch gar nicht gestellt. Erst nach einer Genehmigung durch die Lua könnten Bäume gefällt werden, frühestens im Herbst. Kowol: "Das bedeutet nicht, dass alle Bäume wegkommen." Zudem würden Bäume ersetzt durch heimische Sträucher.

Die betroffene Fläche ist im Eigentum des Kreises. Der hat keine Einwände gegen die Rodung, unterstützt das Vorhaben des Hotelinvestors. Einstimmig hat sich der Werksausschuss des Kreistages dafür ausgesprochen. Die Hotel-Kultur GmbH habe beim Landkreis den Antrag gestellt, eine Sichtachse vom Hotel zum Bostalsee zu schaffen und diese Ecke am Seeufer landschaftlich zu planen. Das sagt Investor Gottfried Hares. Dafür müssten ein Teil der Bäume am Seeufer gefällt werden.

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Meinung:
Idylle statt Bilderbuch-Blick

Knapp 37 Jahre gibt es den Bostalsee. In den Jahrzehnten hat sich das Umfeld gewandelt. Zuletzt sorgte der Ferienpark für die größten Veränderungen. Jetzt wird am Hang in Ufernähe ein Wellness-Hotel hochgezogen. Ein weiterer Anziehungspunkt für den Tourismus. Und der tut der Region gut. Ich mag sie, diese Mischung am See. Wer den Rundweg entlang spaziert, hat vor allem in Frühjahr und Sommer den lebendigen Trubel am Ferienpark, wo an der Promenade kurz gar ein Hauch Urlaubsstimmung aufkommt. Es gibt aber auch die ruhigen Passagen im Wald, die an heißen Tagen auch die nötige Abkühlung bringen. Das passt. Das macht den Bostalsee aus. Deshalb kann ich es nicht verstehen, dass jetzt Bäume über eine längere Strecke abgeholzt werden sollen. Damit geht doch nicht nur ein Stück gesunde Natur verloren, sondern auch die besondere Atmosphäre und Stimmung. Es ist jener Bereich am Fuß des künftigen Luxus-Ressorts, an dem sich Freunde am Ufer zusammensetzen, Hundebesitzer ihren Vierbeiner planschen lassen oder Familien eine Rast an der ebenfalls unerwünschten Schutzhütte einnehmen. Den Tourismus unterstützen, mit Urlaubern die eigenen regionalen Schätze teilen. Das ist richtig und wichtig. Aber wenn man den Menschen hier ihren See zu sehr nimmt, dann wird man keine positive Tourismus-Stimmung damit provozieren. Ganz im Gegenteil. Die Mischung macht's! Wer mit offenen Augen und Herzen am See spazieren geht, wird es merken.

Meinung:
Abwechslung tut gut

 Blick auf den neuen Gebäudekomplex oberhalb der Uferpromenade am Bostalsee.

Blick auf den neuen Gebäudekomplex oberhalb der Uferpromenade am Bostalsee.

 Auch diese hölzerne Schutzhütte am Ufer soll im Herbst verschwinden. Fotos: Frank Faber

Auch diese hölzerne Schutzhütte am Ufer soll im Herbst verschwinden. Fotos: Frank Faber

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Foto: Robby Lorenz
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Foto: Robby Lorenz

Ich hätte mir das früher nicht so schön vorgestellt: Sitze ich auf der Terrasse des Ferienparks, trinke meinen Milchkaffee oder mein Weizenbier und blicke auf den Bostalsee. Herrlich. "Das ist wie Urlaub", hat meine Frau einmal gesagt. Noch besser: Das ist Urlaub.

Genauso stelle ich es mir vor, wenn ich im kommenden Jahr meinen Kaffee nach einem Spaziergang auf der Terrasse des neuen Hotels auf dem Rabenkopf genieße. Und das Treiben unten am Rundweg beobachte, die Spaziergänger am Seeufer. Der unverfälschte Blick auf den See ist von hier oben bestimmt toll.

Dass dafür im Blickfeld des Hotels Bäume am Seeufer gefällt werden müssen, ist schade, aber ich nehme es in Kauf. Es gibt auf dem 6,8 Kilometer langen Rundweg noch genügend Flächen, von denen aus der See nicht zu sehen ist, an dem Bäume und Sträucher bis zum Ufer reichen. Geschätzt ist dies deutlich mehr als die Hälfte des Rundweges. Da kann das neu gestaltete Areal zwischen Weg und Seeufer unterhalb des Hotels sogar eine wünschenswerte Abwechslung bringen. Der Streifen bleibt ja Grünfläche, Pflanzen werden hier wachsen, nur nicht so hohe Bäume .

Beides ist hier möglich: Den Gästen des Hotels einen möglichst tollen Blick auf den See zu bieten, ohne dass die Spaziergänger und Naherholungssuchende zu kurz kommen. Ich glaube, die Neugestaltung des Uferstreifens wäre ein Gewinn, das Fällen von Bäumen dort zu verschmerzen. Zumal es sich ja auch nicht um seltene Arten handelt.

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