Experimentierfreudig zeigten sich am Donnerstagabend die Künstler in der Reihe "Carbon und Stahl" im Alten Rathaus Völklingen. Gitarrist Claus Boesser-Ferrari bearbeitete die Saiten seines Instruments gleich zu Beginn mit einem Handventilator - und erzeugte so bisher unbekannte Gitarrenklänge. Im Laufe des Abends sollte er seine Gitarre auch immer wieder als Perkussions-Instrument benutzen: Er klopfte auf dem Resonanzkörper Rhythmen, meist südamerikanischen Ursprungs.

Seine musikalische Partnerin Jutta Glaser hatte gleich zwei Mikrofone vor sich stehen. Eines, um den Gitarristen mit vokalen Beiträgen zu begleiten. Ein zweites, um eigene instrumentale Elemente zum angekündigten "Klangkosmos" beizusteuern. Etwa ein Windspiel oder ein indisches Kasteninstrument, das mit eingebautem Blasebalg einen Bordun - einen tiefen Halteton - hervorbringt.

Die Jazz-Sängerin mit der wandelbaren Stimme hieß die Besucher zu "unserem Musik-Theater" willkommen. Wie das funktioniert? Mit viel Zuneigung zu tönenden Entdeckungen, etwa indem Echos und andere "akustische Phänomene" (Boesser-Ferrari) den Gitarrenklang verfremden. Indisch und meditativ klingt das Musiktheater zunächst. Dann wechselt die Stimmung, es wird südamerikanisch, als Zuhörer möchte man plötzlich tanzen. Hie und da singt Glaser mal auf Englisch, etwa, als das Duo in "Mad World" eine verrückte Welt skizziert.

Ein eigener Titel klingt saarländisch: "Ei jo". Doch der Dialekt-Anklang führt in die Irre: Die Sängerin benutzt eine Fantasiesprache, kann so ihre Stimme quasi als Begleit-"Instrument" einsetzen. Bis die Gitarre plötzlich schweigt und Glaser ein bizarres Solo beginnt, das schließlich in der Titelzeile "Ei jo - do" gipfelt.