Evangelische Kirche: Wählen ist Christenpflicht

Saarbrücken · Die Spitzen von Landesregierung und evangelischen Kirchen haben sich über Flüchtlinge, die Zukunft der Saar-Uni und die Europa-Wahl ausgetauscht. Die Geistlichen erläuterten dabei, wer für sie nicht wählbar ist.

 Manfred Rekowski, Annegret Kramp-Karrenbauer und Christian Schad (v.l.). Foto: Becker&Bredel

Manfred Rekowski, Annegret Kramp-Karrenbauer und Christian Schad (v.l.). Foto: Becker&Bredel

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Das gestrige Spitzentreffen von Landesregierung und evangelischen Kirchen in der Staatskanzlei begann mit einem Geburtstagsständchen. Weil Sozialminister Andreas Storm (CDU) 50 Jahre alt wurde, stimmten Minister und Geistliche "Viel Glück und viel Segen" an - wobei das musikalische Talent eindeutig auf Seiten der Kirchenvertreter gelegen habe, wie Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hinterher berichtete. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, beschrieb das Verhältnis zur Landesregierung als "vertrauensvolles Miteinander". Die Regierungschefin bekräftigte, dass der Reformationstag zum 500. Jubiläum der Reformation 2017 einmalig Feiertag wird. Die wichtigsten Punkte des Gesprächs:

Evangelische Theologie: Die Empfehlung des Wissenschaftsrats, die katholische und evangelische Theologie an der Saar-Uni auf den Prüfstand zu stellen, sei offen angesprochen worden, sagte Kramp-Karrenbauer. Sie erinnerte aber auch an die Verträge mit den Kirchen aus dem Jahr 1985, in denen die Existenz der Fächer garantiert wird. Einseitige Veränderungen dieser Verträge werde es nicht geben, sagte Kramp-Karrenbauer. Und es sei auch nur "schwer vorstellbar", dass an der Saar-Uni künftig keine Religionslehrer mehr ausgebildet würden. Sie kündigte intensive Gespräche mit den Kirchen an. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz, Christian Schad, gab für etwaige Kürzungspläne zu bedenken: Wenn man die Evangelische Theologie an der Uni wolle, müsse man auch gewisse Standards einhalten.

EU-Wahl: Die evangelischen Kirchen appellierten an die 200 000 Protestanten im Saarland, sich am Sonntag an der EU-Wahl zu beteiligen - und ihre Stimme einer demokratischen Partei zu geben. Präses Rekowski sagte: "Wählen ist Bürgerpflicht und für mich auch Christenpflicht." Die beiden Geistlichen warnten vor der Wahl rechtspopulistischer, anti-europäischer Parteien. Diese machten sich soziale Ängste zunutze, sagte Kirchenpräsident Schad. "Wir stemmen uns zusammen mit der Landesregierung gegen diese Kräfte", so Schad.

Flüchtlingspolitik: Angesichts der Zunahme der Zahl der Flüchtlinge bat Kramp-Karrenbauer die Kirchengemeinden um Unterstützung bei der Integration der Flüchtlinge. Die Repräsentanten der Evangelischen Kirche sagten Unterstützung zu. Kirchenpräsident Schad appellierte an die Gemeindemitglieder, beispielsweise Räume zur Verfügung zu stellen. Rekowski mahnte, die Politik müsse auch die Fluchtursachen stärker bekämpfen.

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