Eskalation abgewendet

Reden/Saarbrücken · Alle Zeichen standen auf Prozess. Doch jetzt kam es zwischen dem Wirtschaftsministerium und dem Gondwana-Park-Betreiber Matthias Michael Kuhl zu einer vorläufigen Einigung. Wie geht es am Standort Reden weiter?

 Die Gondwana-Urzeit-Reise ist nicht der erhoffte Publikumsmagnet. Foto: Gondwana

Die Gondwana-Urzeit-Reise ist nicht der erhoffte Publikumsmagnet. Foto: Gondwana

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Im Untersuchungsausschuss war das Thema Gondwana schon. Es ging um intransparente Verträge und fragwürdige Subventionen. Aktuell heißt das Problem Finanznot. Deshalb wäre Gondwana beinahe im Gerichtssaal gelandet. Das sei jedoch der schlechteste Ort, um über "das Politikum" zu streiten, meint der Rechtsanwalt des Reden-müden Gondwana-Investors Matthias Michael Kuhl. Letzterer erhebt Forderungen von über drei Millionen Euro an das Land. Dabei hat Kuhl dort selbst Schulden aus nicht gezahlter Pacht von rund 370 000 Euro. Juristisch vertrackt das Ganze. Deshalb hat Rechtsanwalt Guido Britz bereits eine Idee entwickelt: "Reden 21". Ein neutrales "Mediationsgremium" nach dem Modell "Stuttgart 21" könne schlichten. So weit muss es nicht kommen. Bekanntlich steckt Kuhl in Zahlungsschwierigkeiten gegenüber Handwerkern und gegenüber dem Land.

Das bestreitet auch Britz nicht, hat jedoch die "Aufrechnung" erklärt, wie er der SZ mitteilt. Kuhls Firma Gondwana Invest habe Geld zugute, weil die Kosten für die vom Land vorfinanzierte Gondwana-II-Erweiterung höher ausgefallen seien als geplant, so Britz. Der zu Grunde liegende "Bau-, Pacht- und Betriebsvertrag" sei hochkomplex, ein Prozess könne Jahre dauern. Trotzdem hatte Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke (SPD) im Vorfeld des finalen "Einigungsgesprächs" am Mittwoch gegenüber der SZ erklärt, das Land werde gegen Kuhl klagen, lehne dieser ab, die Pachtschulden aus der Vergangenheit zu begleichen. Die Messer waren also gewetzt. Beobachter sprechen von einer angespannten Verhandlungs-Situation. Kuhl sei anwesend gewesen. Doch letztlich war dann seitens des Wirtschaftsministeriums von "Fortschritten" die Rede. Er sehe eine "gute Basis, die Zukunft des Standortes Reden aktiv zu gestalten", sagte Barke der SZ. Kuhl habe zugestimmt, dass das Land Einblick nimmt in alle Geschäftsunterlagen, um sich "ein vollständiges Bild von der betrieblichen Situation" zu machen.

Wie die SZ aus dem Umfeld der Verhandlungsrunde erfuhr, hat man sich darauf verständigt, dass Kuhl zukünftig Pacht zahlt, dass jedoch für die noch ausstehenden Zahlungen ein Stundungs-Tilgungs-Modell entwickelt wird. Dies bestätigt Staatssekretär Barke nicht, von Kuhl war ebenfalls kein Statement zu erhalten. Offensichtlich soll jetzt geprüft werden, ob Kuhls Urzeit-Ausstellung auf dem ehemaligen Grubenstandort Reden überhaupt wirtschaftlich zu führen ist. Denn statt der kalkulierten 200 000 Besucher werden jährlich nur etwa 130 000 gezählt. Rettung möglich? Das Land könnte einen Sanierungsplan auflegen und einen neuen Betreiber suchen.

Barke erklärt: "Der Standort braucht keinen Gerichtsstreit, die Menschen interessiert nur, wie es weitergeht." Er kündigt ein neues, "starkes" Standortmanagement an - unabhängig von der Träger-Konstruktion. Denn die steht noch lange nicht. Der vom Wirtschaftsministerium vorgeschlagene Zweckverband (Landkreis Neunkirchen, Gemeinde Schiffweiler, Land, Investoren) ist umstritten. Barke möchte jedoch bereits kurzfristig für "mehr Frequenz" in Reden sorgen, für mehr Events also. Doch wer soll's richten? Der Weltkulturerbe-Chef Meinrad Maria Grewenig? Den hatte bereits der frühere Wirtschaftsminister Heiko Maas (SPD) als Generalintendanten für die gesamte Industriekultur auserkoren. Dass nun Gerüchte umlaufen, Grewenig werde kurzfristig Reden managen, wundert nicht.

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