„Es ist eine Ehre, hier zu sein“

Fechingen · Es begann mit einem Fund beim Waldspaziergang. Aber den Fechinger Tim Flaus ließ die Geschichte hinter den Gegenständen nicht los. Am Ende stand die bewegende Erinnerung an ein allzu früh beendetes Leben.

 Erinnerungen an ein Soldatenleben betrachteten Uwe Benkel, Linda Pladson (geborene Strom) und der Finder Tim Flaus (v.l.). In der roten Kiste sind Gegenstände, die Flaus am Granatenloch entdeckte: Trinkflaschen, ein Feuerzeug, ein Messer und Proviant. Foto: heiko Lehmann

Erinnerungen an ein Soldatenleben betrachteten Uwe Benkel, Linda Pladson (geborene Strom) und der Finder Tim Flaus (v.l.). In der roten Kiste sind Gegenstände, die Flaus am Granatenloch entdeckte: Trinkflaschen, ein Feuerzeug, ein Messer und Proviant. Foto: heiko Lehmann

Foto: heiko Lehmann
 Hier sind ein Messer und das Armband des Soldaten zu sehen.

Hier sind ein Messer und das Armband des Soldaten zu sehen.

 Gordon J. Strom als Kind und als Soldat. Fotos: Strom

Gordon J. Strom als Kind und als Soldat. Fotos: Strom

 Die Brüder Arnold, Glenn, Gordon und Gustav Strom (von links).

Die Brüder Arnold, Glenn, Gordon und Gustav Strom (von links).

"Unglaublich. All diese Sachen hatte mein Onkel täglich in Gebrauch", sagte Linda Pladson mit zittriger Stimme und hielt sich die Hände vors Gesicht. "Es ist eine Ehre für uns, hier zu sein. Ich danke Ihnen allen dafür", sagte die Amerikanerin mit Tränen in den Augen. Linda Pladson, geborene Strom, ist mit 20 Familienmitgliedern aus Minnesota nach Deutschland gekommen. Nun waren die Stroms und die Pladsons im Wald zwischen Kleinblittersdorf und Fechingen. Dort, wo Gordon Strom am 12. März 1945 im Alter von 20 Jahren ums Leben kam.

Der amerikanische Infanterist kämpfte mit seiner Einheit in den Wäldern an der Oberen Saar. Berichten zufolge kam Gordon mit einem seiner Kameraden bei einem Granaten-Treffer ums Leben.

Vor zwei Jahren machte der Fechinger Tim Flaus bei einem Waldspaziergang einen spektakulären Fund. Er entdeckte das Brotmesser eines US-Soldaten, daneben ein Armband. Darauf stand Gordon J. Strom. "Ich weiß, dass in unseren Wäldern früher große Schlachten geschlagen wurden, und musste der Sache auf den Grund gehen", erzählte Flaus. Sein Anruf beim amerikanischen Stützpunkt im pfälzischen Ramstein stieß dort auf großes Interesse. Schließlich knüpfte Flaus Kontakte zu Uwe Benkel aus Heltersberg, einem Experten für die Forschung nach Vermissten. "Ich begann mit vielen Kollegen sofort eine groß angelegte Recherche. Nach etwa einem halben Jahr hatten wir die Familie von Gordon Strom in Moorhead bei Minnesota ausfindig gemacht. Das ist heute ein sehr ergreifender Moment für uns alle", erzählte Benkel, der mit Tim Flaus und Linda Pladson im Fechinger Wald in das Granatenloch stieg, in dem Gordon Strom im Zweiten Weltkrieg starb.

Dort überreichte Flaus der Amerikanerin alle Erinnerungsstücke. "Es ist einfach unglaublich, was für schreckliche Dinge an einem so schönen Ort wie hier passiert sind", sagte Linda Strom, die keineswegs Hass gegen Deutsche empfindet. "Das war doch für alle sehr, sehr schlimm. Mein Onkel und die deutschen Soldaten hätten damals genauso Freunde sein können wie wir heute. Meine Tochter hat in der vergangenen Woche einen jungen Deutschen geheiratet. Wir können alle Freunde sein, wenn wir nur wollen", sagte Linda Strom.

So wurde aus einem Armband-Fund eine Geschichte, die unter die Haut geht. Zum einen dank der Hilfe von Tim Flaus und Uwe Benkel. Zum anderen dank der Stroms und der Pladsons aus Amerika, die im Wald bei Fechingen eines der bewegendsten Kapitel ihrer Familiengeschichte erlebten.

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