Er will an Fördertöpfe ran, um Projekte anzuschieben

Ist es seinen jungen Jahren zu verdanken, dem Feuereifer, den er beim Waderner Wochenmarkt an den Tag legt, oder beidem? Trotz Temperaturen knapp über null Grad hat Nickie Herl auf eine dicke Jacke verzichtet – das pechschwarze kurzärmelige T-Shirt mit der weißen Aufschrift „WadernKommt“ will der 18-Jährige besser zur Geltung bringen. Den Slogan hat Christdemokrat Daniel Hoffmann gewählt.

 Beim Monatsmarkt macht Daniel Hoffmann Wahlkampf am Waderner Rathaus. Fotos: Rolf Ruppenthal

Beim Monatsmarkt macht Daniel Hoffmann Wahlkampf am Waderner Rathaus. Fotos: Rolf Ruppenthal



Mit Leidenschaft schleppt Nickie, der bekennende Fastnachter und saarländische Prinz des Jahres, Leute an den Wahlkampfstand Hoffmanns, freut sich diebisch, wenn er die Interessenten auch zu Kaffee, Kirschstreusel oder Apfelkuchen verführen kann. Lange hält der junge Mann, der sich anschickt, Zeitsoldat zu werden, es am Stand unmittelbar neben den Sozialdemokraten nicht aus, verschwindet, um im nächsten Moment wieder zurückzukommen - mit neuen Leuten im Schlepp.

Schmunzelnd beobachtet der 39-jährige Christdemokrat den Einsatz des Energiebündels. "Ich habe diesen Schritt, mich zur Wahl zu stellen, lange überlegt und mit der Familie besprochen", verrät der promovierte Biogeograf. Für ihn ist das Amt des Bürgermeisters das unpolitischste aller politischen Ämter. "Als Verwaltungschef kann ich was für die Menschen tun und bin frei von Fraktionszwängen", philosophiert er, wird aber schnell aus seinen Gedanken gerissen: Eine Wadernerin will ihm unbedingt die Hand schütteln, und Damen lässt er als Kavalier nicht warten. "Ich gebe Ihnen meine Stimme", verrät sie - ein Versprechen, das der Inhaber eines Büros für Stadt-, Raum- und Umweltplanung nur zu gerne vernimmt.

Derweil schneidet Sigrid Brücker, stellvertretende Stadtverbandsvorsitzende und CDU-Fraktionsmitglied im Waderner Stadtrat, Kuchen, andere des Wahlkampfteams schenken Kaffee aus und lauschen schmunzelnd den Ausführungen eines rüstigen Herrn, der sich als CDU-Wähler bekennt. "Er ist fast 90 Jahre alt", verrät Monika Hewer, die am Stand eine heiße Tasse Kaffee genießt, nachdem sich der Senior verabschiedet hat. "Alle Achtung", kommentiert Hoffmann und blickt dem Senior nach, der zwischen den Marktständen verschwindet. Weitere Hände sind zu schütteln, weitere Wahlgeschenke werden verteilt. Bürgernähe nennt der Christdemokrat einen Eckpfeiler seiner Arbeit, als zweiten die Verwaltung, als dritten das Projekt Akquise und Management.

"Wir brauchen die Beziehungen zum Landkreis, zur Landesregierung, zur Bundesregierung und zu Europa, um wieder an Bedeutung zu gewinnen. Wir müssen an Fördertöpfe ran, um Projekte in Wadern anzupacken - egal, ob in Saarbrücken, Berlin oder bei der EU in Brüssel. Und diese Beziehungen habe ich", sagt er selbstbewusst und wendet sich erneut einem Waderner zu, der ihn in ein Gespräch verwickelt.

Das Waderner Krankenhaus muss nach seinen Worten erhalten bleiben. "Wir sind der Zentralstandort im Norden des Landes." Das muss seiner Ansicht nach endlich in die Köpfe der Saarbrücker. "Gleiche Chancen für Stadt und Land", gibt er die Marschrichtung vor. Es geht auf elf Uhr zu: Seit gut zwei Stunden harren die Wahlkämpfer am Stand aus - nicht die einzige Chance, die sie ergreifen, um den Kandidaten und seine Ideen bekannt zu machen. "Unsere Dorfgespräche sind ein voller Erfolg", freut sich Hoffmann. "Dabei verzichte ich auf Monologe. In zwangloser Atmosphäre habe ich die Gelegenheit, Meinungen und Anregungen von Bürgern zu bekommen." Dazu kommt Klinkenputzen in allen zehn Stadtteilen, und seinen Job darf der Selbstständige ebenfalls nicht vernachlässigen - ein strammes Pensum. "Es macht aber Spaß", kommentiert er seinen derzeitigen Dauereinsatz. Mit seinen Mitbewerbern pflegt er nach seinen Worten ein gutes Verhältnis. "Mit Jochen und Petra duze ich mich", verrät der zweifache Familienvater, schüttelt wieder Hände, stellt seine Gedanken vor, mit denen er die Stadt voranbringen will - etwa beim Fremdenverkehr. "Der Tourismus muss über Wadern hinausgebracht werden. Wir müssen über Gemeinde- und Ländergrenzen zusammenarbeiten. Denn nur gemeinsam ist der Hochwald stark."

Zudem gilt es nach seinen Worten, die Gäste in der Stadt zu halten. "Es nutzt nichts, wenn die Leute auf den Wanderwegen ihre Tagestouren machen und danach die Stadt wieder verlassen. Da hat keiner was davon." Da muss ein Werbekonzept her. Neue Ansiedlungen von Firmen hat er ebenso auf seiner Agenda wie neue Arbeitsplätze. Dafür - und für die Sicherung der bestehenden - brauche Wadern gute Verkehrsanbindungen.

Was ihm auch unter den Nägeln brennt: Abhilfe zu schaffen, dass Keller nach starkem Regen nicht mehr überflutet werden - ein Problem, das nach seinen Worten lange bekannt ist. Und weiter geht's mit Händeschütteln.

Welche Probleme sind in Wadern am größten?

Daniel Hoffmann: Das Hauptproblem ist: Unsere Stadt hat leider an Bedeutung verloren. Andere Gemeinden überholen uns an Wirtschaftskraft und an Dynamik. Wir müssen weg von den Negativ-Botschaften, wenn es um unsere städtische Infrastruktur geht. Krankenhaus, Amtsgericht, Polizei, gute Krippen und Kindergärten, alle Schulformen - all diese Institutionen dürfen zukünftig keinem Dauerstress mehr ausgesetzt sein. Denn sie machen eine Stadt erst zur Stadt. Wadern muss seine Anliegen nachdrücklicher einfordern und selbstbewusster auftreten. Das ist in der Vergangenheit leider nicht erfolgt. Deshalb stehen Probleme an, die längst erledigt sein müssten: Kindergarten und Halle Lockweiler, Feuerwehrgerätehäuser oder Jugendcampus.

Was würden Sie besser machen als Ihr Vorgänger, wenn Sie Bürgermeister wären?

Hoffmann: Als Menschen schätze ich den scheidenden Bürgermeister sehr. Aber als Landesvorsitzender einer großen Organisation habe ich gelernt: Nur verbindlich zu sein, reicht nicht. Man muss mutig und kraftvoll für berechtigte Forderungen kämpfen - dafür braucht man persönliche Durchsetzungskraft und ein politisches Netzwerk. Wadern muss raus aus dem Dornröschenschlaf. Den Bedeutungsverlust allein dem Bürgermeister zuzuschreiben, wäre nicht fair. Er kann nicht anders handeln, als der Rat - in dem übrigens die Mitbewerber lange genug in der Mehrheit waren - beschließt. Sie hätten die Gelegenheit gehabt, dort die Ideen zu realisieren, die jetzt in ihrem Programm stehen. Mit Beratern habe ich eine Zukunftsstrategie, den Wadern-Plan, entwickelt, der Wadern wieder nach vorne bringen wird. Nur ein paar Punkte: Transparenz und Bürgerbeteiligung. Ständiges Kümmern - auch ums Detail. Mehr Arbeitsplätze. Tourismuskonzept "5 Wiesentäler". Weniger Staat, mehr privat. Bessere Infrastruktur, von besseren Straßen bis zu schnellerem Internet. Älter werden und dabei selbstbestimmt leben. Familienfreundlichere Öffnungszeiten in besseren Kitas. Erhalt und Ausbau des Krankenhauses. Stärkung des Ehrenamtes. Die Jugendlichen bei der Freizeitgestaltung unterstützen.

Wenn Sie drei Wünsche für Wadern frei hätten . . .

Hoffmann: . . . wünsche ich mir, dass die Menschen ihre Arbeitsplätze vor Ort behalten und hochwertige neue hinzukommen, damit unsere Kinder nicht wegziehen müssen. Dass Wadern zentraler Krankenhausstandort bleibt und alle Funktionen vor Ort bleiben, die eine Stadt ausmachen. Dass die Bürger mich zu ihrem Bürgermeister wählen, damit ich die beiden ersten Punkte auch realisieren kann.

Welche Stärken hat Wadern?

Hoffmann: Wadern ist ein wichtiger Industrie- und Gewerbestandort. Diesen gilt es zu sichern und auszubauen. Wadern ist mit seinen Wäldern, Tälern und Wiesen von der Natur begünstigt. Diese besonders schöne Landschaft gilt es, mit einem Tourismuskonzept behutsam und nachhaltig in Wert zu setzen. Wadern hat tatkräftige Unternehmer, deren Leistungen für unsere Stadt nicht hoch genug eingeschätzt werden können. Die Vereine und Hilfsdienste leisten wichtige und beständige Arbeit in den Ortschaften. Dies muss nachdrücklich unterstützt werden. In unserer Stadt leben, arbeiten und wohnen fleißige und kreative Menschen. Deren Gemeinschaft zu stärken und mit allen Wadern im Ganzen mit neuer Kraft nach vorne zu bringen: Dafür will ich Bürgermeister werden!

Vervollständigen Sie den Satz: Ich lebe gern in Wadern, weil . . .

Hoffmann: . . . hier meine Heimat ist und auch die Heimat unserer Kinder bleiben soll. Dieser Raum hat so viel Zukunftspotenzial. Fünf fleißige Hühner nennen sie ihr Eigen, sechs Kaninchen, neun Mutterschafe und 13 Lämmer - das kleine Paradies, das sich die Hoffmanns in Büschfeld geschaffen haben, imponiert nicht nur den Einheimischen.

Auch Auswärtige bleiben gerne am Zaun des Geheges stehen, erfreuen sich an dem Anblick der munteren Schar. Trotz des prallvollen Terminkalenders, der den Bürgermeisterkandidaten der CDU zurzeit einengt: Muße, mit Ehefrau Meggie und den vierjährigen Zwillingen Leonhard und Emilia die Tiere zu versorgen, findet er dennoch. Für die Landwirtschaft hat er ein Faible. Überhaupt schwärmt der promovierte Biogeograf von der Natur - "und das von Kinderbeinen an", wie er verrät. So hat der 39-Jährige seine Passion zum Beruf gemacht, ist Inhaber eines Institutes für Stadt-, Raum- und Umweltplanung. "Ein stetig wachsendes Bewusstsein für Natur und Umwelt sowie die Forderung nach Ressourcenschutz suchen nach neuen Lösungsansätzen, um Fragen über Natur- und Artenschutz zu beantworten." Als ein Ziel definiert der gebürtige Büschfelder, eine intakte Umwelt durch einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen zu erreichen und diese zu erhalten. Seit 18 Jahren hat er seinen Jagdschein in der Tasche. "Meine erste Berührung mit dem Thema hatte ich als Zwölf- oder Dreizehnjähriger in der Schule."

Eine Projektwoche zum Thema "Jäger" hatte ihn neugierig gemacht. "Danach war ich viel mit dem Jäger draußen und habe Fotos gemacht", erinnert sich Hoffmann - Erlebnisse in Wald und Flur, die ihn nicht mehr los ließen. Im Präsidium des Deutschen Jagdverbandes engagiert sich der Wildbiologe außerdem, ebenso als Geschäftsführer der deutschen Sektion eines internationalen Naturschutzverbandes und zweiter Vorsitzender des Angelsportvereins Büschfeld. Fachbücher nennt er als Lieblingslektüre. Doch eines geht ihm über alles: seine Familie. "Für sie nehme ich mir Zeit, da kann auch eine Bombe einschlagen."

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Zur PersonGeboren am 21. Februar 1975, Grundschule Bardenbach, Abitur am Hochwaldgymnasium Wadern, 1996 bis 2000 Studium der Biogeographie an der Universität des Saarlandes, 2000 bis 2005 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Trier, Institut für Angewandte Biogeografie, 2003: Dissertation am Institut für Biogeografie. Seit 2012 Inhaber des Instituts für Artenschutz und Wildtierforschung. Mit Ehefrau Meggie Simmer und den vierjährigen Zwilingen Leonhard und Emilia lebt er in Büschfeld. mst

 Daniel Hoffmann genießt mit Ehefrau Meggie, den Kindern Emila und Leonhard sowie den Hunden Moritz und Emma die Natur.

Daniel Hoffmann genießt mit Ehefrau Meggie, den Kindern Emila und Leonhard sowie den Hunden Moritz und Emma die Natur.

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HintergrundVier Kandidaten wollen den Waderner Bürgermeister Fredi Dewald beerben. Der 62-jährige Sozialdemokrat, der 16 Jahre im Amt war, verabschiedet sich in den Ruhestand. Seine Amtszeit endet am 31. Oktober. Mit der Kommunalwahl am Sonntag, 25. Mai, werden die Bürger der Stadt Wadern einen Nachfolger für den Sozialdemokraten bestimmen. Der Termin für eine Stichwahl wurde ebenfalls schon festgezurrt: Pfingstsonntag, 8. Juni. Für die CDU wirft der promovierte Biogeograf Daniel Hoffmann aus Büschfeld seinen Hut in den Ring, die SPD setzt auf die Ingenieurin Ulrike Hahn aus Lockweiler. Für Pro Hochwald kandidert der Redakteur Jochen Kuttler aus Nunkirchen. Als Einzelbewerber tritt der Fahrlehrer Guido Simon aus Lockweiler an. mst

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