Er lässt sich von seinen Bildern überraschen

Dagstuhl · Seit Montag läuft im Schloss Dagstuhl – Leibniz-Zentrum für Informatik die Ausstellung „Neun Minuten vor Vegas“ mit Arbeiten des Malers Fabian Treiber. Während der Vernissage verriet er im Gespräch mit dem wissenschaftlichen Direktor des Zentrums, Professor Reinhard Wilhelm, dass er während der Arbeit an seinen Bildern vor allem auf die eigenen Überraschungsmomente setzt, die er bewusst provoziert.

 „Colorado“ aus dem Jahr 2014.

„Colorado“ aus dem Jahr 2014.

 „So Blue“ entstand 2013.

„So Blue“ entstand 2013.

 „Titan White, Ivory“, 2013.

„Titan White, Ivory“, 2013.

 Fabian Treiber (links) mit Professort Reinhard Wilhelm in der aktuellen Ausstellung im Schloss Dagstuhl – Leibniz-Zentrum für Informatik. Fotos: Sylvie Rauch

Fabian Treiber (links) mit Professort Reinhard Wilhelm in der aktuellen Ausstellung im Schloss Dagstuhl – Leibniz-Zentrum für Informatik. Fotos: Sylvie Rauch

"Ich kenne mein Material und ich kenne die Vorgänge, die sich daraus ergeben. Aber ich baue immer wieder etwas ein, das ich im Endergebnis nicht vorhersagen kann", erklärt Fabian Treiber. Er sieht sich dabei weniger als Regisseur, denn als Werkzeug. Wobei die Überraschung, die kalkulierte Ungewissheit sein erstrebenswerter Zustand ist. "Jedes Bild entsteht so aus sich selbst heraus. Ich stoße die Vorgänge an, wähle Farben aus und komme über die verschiedenen Mechanismen immer einen Schritt weiter. Dabei suche ich den überraschenden Punkt, wenn Abstraktion aus der Abstraktion entsteht", betont Treiber.

Diese Freiheit, die er sich selbst lässt in den Überraschungsmomenten seiner Arbeit, die möchte er auch den Betrachtern seiner Bilder lassen. Er will alles nicht zu sehr steuern, möchte offen lassen, was der Einzelne in seinen Arbeiten findet. Dabei sind für ihn gerade die Titel seiner Bilder die eigentliche Quintessenz. Es sei genau die Kunst, die Titel so zu wählen, dass man sich nicht zu sehr festlegt. Es können kleine, leichte Andeutungen oder Wegweiser sein, aber im Grunde will Fabian Treiber nicht vorweg greifen oder in eine feste Denkrichtung oder einen festgelegten Denkansatz lenken. Deshalb sind die Titel seiner in Dagstuhl ausgestellten, aktuellen Arbeiten großenteils genauso abstrakt wie seine Bilder. "Titan Bone" oder "Madrid and olive together" weisen etwa nicht auf ein verstecktes Motiv hin, sondern leiten sich aus den Bezeichnungen der benutzten Farben ab.

Fabian Treiber erreicht seine Überraschungsmomente während der Entstehung eines Bildes durch seine besondere Technik. Er lackiert die noch feuchte Ölfarbe auf der Leinwand. Damit setzt er sich bewusst einer gewissen Zeitnot aus. Was genau am Ende dabei passiert, vermag der junge Maler nicht genau vorherzusagen. Es können Farben verlaufen oder Risse entstehen. So entwickelt sich der Dialog zwischen Maler und Bild. Er muss damit auf Prozesse reagieren, die ihn überraschen. Es ist seine persönliche Handschrift, die so immer wieder anders entsteht.

Vor seinem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart, dass er in diesem Jahr beendet, begann er zunächst 2007 eine Lehre zum Informatiker. Es war seine erste Berufswahl, da er schon immer Spaß daran hatte, mit Computern zu arbeiten. Doch der Spaß ließ sich während der Lehre nicht auf die Arbeit übertragen. So ging er seiner Affinität zur kreativen Gestaltung nach und begann sein Kunststudium. Seit 2008 stellt er regelmäßig Arbeiten aus und hat Bilder in verschiedenen öffentlichen Sammlungen. Fabian Treiber erhielt bereits mehrere Auszeichnungen: 2008 den Akademiepreis, 2011 Herbstförderung der Karin Abt-Straubinger Stiftung Stuttgart und 2013 den Kunstpreis Klettpassage. Der 1986 geborene Maler lebt und arbeitet in Stuttgart.

Die Ausstellung "Neun Minuten vor Vegas" läuft noch bis Freitag, 7. März, im Schloss Dagstuhl - Leibniz-Zentrum für Informatik. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag von acht bis 16 Uhr und freitags von acht bis 13 Uhr.

www.fabiantreiber.de

www.dagstuhl.de/kunst

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