Endspiel-Sieger, Vizemeister, Aufsteiger

Heusweiler · Die Volleyballerinnen des TV Holz hätten gegen den SV Sinsheim mindestens 3:1 gewinnen müssen, um Drittliga-Meister zu werden. Es reichte zwar „nur“ zum 3:2 – Grund zum Feiern hatte Holz aber dennoch genug.

 Die Volleyballerinnen des TV Holz waren vor der Saison gerade erst in die 3. Bundesliga aufgestiegen – und feierten nun den Durchmarsch in die 2. Liga. Foto: Ruppenthal

Die Volleyballerinnen des TV Holz waren vor der Saison gerade erst in die 3. Bundesliga aufgestiegen – und feierten nun den Durchmarsch in die 2. Liga. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Als die Holzer Diagonalspielerin Maike Herrmann das Top-Spiel in der 3. Volleyball-Bundesliga zwischen den Prowin Volleys TV Holz und Spitzenreiter SV Sinsheim nach zwei Stunden und sieben Minuten mit einem mächtigen Angriffsschlag beendete und ihrer Mannschaft einen 3:2-Sieg sicherte, staunten die 450 Zuschauer in der Realschulhalle Heusweiler Bauklötze: Zwei Mannschaften legten Freudentänze aufs Parkett. Nicht nur der Sieger jubelte, sondern auch der Verlierer. Denn das 2:3 reichte Sinsheim am Sonntag, um Meister zu werden. Holz hätte dafür schon 3:0 oder 3:1 gewinnen müssen.

Das als "Endspiel" deklarierte letzte Saisonspiel wurde seinem Ruf gerecht: Die Halle war mit den heimischen Fans und der Vereinsfarbe zur "grünen Hölle" umfunktioniert worden und zum Bersten voll, die Fans machten ohrenbetäubenden Lärm. "So eine Kulisse und Atmosphäre habe ich noch nie erlebt", staunte Steffi Höwer, Mannschaftsführerin des TV Holz. Und in dieser Atmosphäre entwickelte sich ein hochklassiges und dramatisches Spiel. Sinsheim gewann den ersten Satz mit 25:23, lag im zweiten Satz 23:21 vorne. Dann drehte Holz sowohl den Satz als auch das Spiel. Die Heimmannschaft gewann Satz zwei noch mit 25:23 und fertigte Sinsheim im dritten Satz mit 25:19 ab. Satz vier musste die Entscheidung bringen, wer Meister wird.

Doch Holz kam gar nicht ins Spiel, lag 7:18 zurück. Hoffnungslos? Nein, denn plötzlich startete Holz eine fast unglaubliche Aufholjagd, kam noch mal auf 22:24 heran, hatte Aufschlag - und Michelle Grandinetti pfefferte die Angabe ins Aus. Satz (22:25) und Meisterschaft waren weg. "Wir wollten in diesem Satz zu viel und verkrampften. Aber wir wollten wenigstens noch das Spiel gewinnen", sagte Trainerin Doris Wandel. Und das schaffte der TV Holz im anschließenden Tiebreak mit 15:13.

Danach brachen einige Spielerinnen in der Halle in Tränen aus. So wie Lisa Riedel: "Nein, das sind keine Tränen der Enttäuschung, sondern der Freude. Wir haben eine fantastische Leistung gezeigt", sagte sie. Von der Atmosphäre beeindruckt war Maike Herrmann: "Die Fans waren so cool, das hat uns wahnsinnig gepuscht." Ihre Mitspielerin Beatrice Blaß konnte hingegen nur auf der Bank mit zittern: "In so einem Spiel nicht reinzukommen, ist natürlich schade. Aber wir haben als Mannschaft gewonnen. Nur das zählt", sagte sie.

Ein Blick auf die Abschlusstabelle zeigt eine paradoxe Situation: Der SV Sinsheim hat zwölf Spiele gewonnen und vier verloren. Der TV Holz hat 14 Spiele gewonnen und nur zwei verloren. Meister wurde aber Sinsheim. Der Grund dafür sind die seit dieser Saison geltenden neuen Regeln: Nur, wer 3:0 oder 3:1 gewinnt, bekommt drei Zähler. Wer 3:2 gewinnt, erhält nur zwei Punkte, der Verlierer wird noch mit einem Punkt belohnt. Holz hat in dieser Saison sechs Mal "nur" mit 3:2 gewonnen.

"Ja, deshalb sind wir nicht Meister geworden. Aber wir sind kein bisschen enttäuscht. Wir sind Aufsteiger in der 3. Liga gewesen, sind jetzt Vizemeister, haben den Meister geschlagen und steigen in die 2. Liga auf. Außerdem war es das erste Mal überhaupt, dass ich ein Spiel gegen Sinsheim gewonnen habe. Das alles ist der Wahnsinn", sagte Mannschaftsführerin Steffi Höwer. "Ich bin mächtig stolz auf die Mädels", sagte Hauptsponsor Ingolf Winter, der bei seinem Einstieg vor drei Jahren den Durchmarsch in die 2. Liga bereits angekündigt hatte. Manche haben damals über diese Aussage gelächelt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort