Übung Eisige Rettung mit Tauchern und Drehleiter

Gonnesweiler · Der Verunglückte war in diesem Fall ein Statist, der Unfall im Bostalsee eine Übung. So trainieren Retter regelmäßig die Zusammenarbeit.

 Langsam geht es an Land: Bei Rettungsübung kam auch die Drehleiter zum Einsatz.

Langsam geht es an Land: Bei Rettungsübung kam auch die Drehleiter zum Einsatz.

Foto: Frank Faber

Großeinsatz der Rettungskräfte am Bostalsee: In Höhe der Staumauer hat am Samstag eine Person leichtsinnigerweise die Eisfläche betreten und ist eingebrochen. Ein Spaziergänger alarmiert daraufhin die Leitstelle auf dem Saarbrücker Winterberg. Glücklicherweise ist es nur ein fiktives Szenario, das einer gemeinsamen Übung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) mit der Feuerwehr zugrunde liegt.

„Wir haben optimale Bedingungen“, sagt Lars Kühn, Leiter der DLRG-Wasserrettungseinheit Bezirk St. Wendel. Einmal pro Jahr, so Kühn, bestehe die Möglichkeit, bei entsprechenden Minustemperaturen intensiv die Wasser- und Eisrettung zu trainieren. Im Realfall stehen die Rettungskräfte unter Zeitdruck, die Uhr tickt. Dezentral machen sich die Einsatztaucher auf den Weg an den Bostalsee, die Feuerwehrangehörigen aus den Löschbezirken Oberthal, Bosen-Eckelhausen und Nohfelden rücken an und stellen im Rendevouz-System die nötige Infrastruktur bereit. Acht Minuten nach der Alarmierung trifft die Feuerwehr ein. Ohne gesetzliche Vorgabe sollen die Taucher nach zwölf Minuten am Unfallort sein. Denn wer im Eiswasser einbricht, hat laut Kühn kaum eine Überlebenschance, wenn die Retter nicht schnell genug an der Unfallstelle eintreffen.

Zwölf Zentimeter misst die Eisschicht an einer Stelle unterhalb der Staumauer. „Die Eisdecke ist brüchig und besteht durch das Tauwetter aus zwei Schichten“, analysiert Tauch-Einsatzleiter Bernd Besch die aus dem See herausgeschnittene Eisplatte. Geübt wird von der Tauch-Staffel zunächst die Rettung ohne fremde Hilfe aus der zugefrorenen, aber brüchigen Eisfläche des Badesees. Kühn erklärt, worauf es dabei ankommt: „Der Eingebrochene streckt das Körpergewicht nach vorne, den Fuß, der am nächsten zur Eiskante ist, muss er dann auf die Eisfläche strecken, um sich seitlich abrollen zu können.“ Mit robbenartigen Bewegungen auf Armen und Beinen muss sich dann der Verunfallte ans Ufer bewegen.

In einem zweiten Szenario wird bei der Übung auch die Drehleiter zur patientengerechten Rettung eingesetzt. Lukas Becker steuert das Feuerwehrfahrzeug des Bosen-Eckelhauser Löschbezirks nah an das Geländer der Staumauer ran und fährt den Arm der Drehleiter aus. „Theoretisch kann ich den Arm 21 Meter ausfahren, aber das ist von der Last und dem Winkel abhängig“, meint Feuerwehrmann Becker. Langsam senkt er eine Trage in Richtung der beiden Taucher auf die Eisfläche. Der Patient wird nun von den Rettern vom sogenannten Spineboard in die Trage umgebettet und mit der Drehleiter zur Erstversorgung abtransportiert. „Die durchnässte Kleidung behält der Patient weiter an, damit er nicht weiter auskühlt. Mit Infusionen wird sein Körper aufgewärmt“, sagt Notarzt und Einsatztaucher Doktor Stefan Linsler.

Danach trainieren die Taucher mit einer Unterwasserkamera den Einsatz unter der geschlossenen Eisfläche, als müssten sie systematisch in einem Radius den See nach vermissten Personen absuchen. Klaus Mühlböck ist dabei mit einer Signalleine gesichert und mit dem Leinenmann an Land verbunden. „Die Sicht unter Wasser ist relativ gut. In einer Tiefe von mehreren Metern hat die Wassertemperatur sieben Grad plus betragen“, berichtet Mühlböck nach seinem Tauchgang.

Die Rettungskräfte setzen darauf, dass sie wie bislang in diesem Jahr nicht zu einem Realeinsatz an den Bostalsee gerufen werden und alles bei der Übung bleibt. Darum warnt  Kühn noch einmal eindringlich: „Die Eisfläche des Bostalsees ist viel zu brüchig, um sie gefahrlos betreten zu können.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort