Einfach mal 100 Kilometer laufen

Neunkirchen · Florian Neuschwander hat eine Internetwette verloren. Sein Einsatz: Ein 100-Kilometerlauf. Den hat er nun am 3. Februar vollendet. Dabei lief der 33-Jährige von Trier nach Neunkirchen – für ihn kein Problem.

"Das war eigentlich nur eine Schnaps-Idee", erklärt seine Mutter Monika. Ganz aufgeregt steht sie am Neunkircher Biedersberg auf der Straße und wartet auf die Ankunft ihres Sohnes. Florian Neuschwander ist Läufer mit Herz und Seele. Und der echte "Neinkeijer Bub" ist gerade dabei, die letzten Meter seines ersten 100-Kilometerlaufs zu beenden. Start war in Trier, Ziel ist in Neunkirchen - in den Armen seiner Mutter.

Seit der Jugendzeit ist Neuschwander im Laufsport erfolgreich. Bereits Anfang des neuen Jahrtausends gewann er reihenweise Meisterschaften im Saarland und auch schon auf internationaler Ebene. Mit zunehmendem Alter verlegte der 33-Jährige seine Laufstrecken auf die längeren Distanzen. Marathon faszinierte ihn, so schloss er mit besten Plätzen bei den großen deutschen Veranstaltungen in Frankfurt und Berlin ab. Im Vorjahr wurde er gar Vize-Weltmeister im 77 Kilometer langen Ultra-Trail in North Wales.

Damals hatte er Blut geleckt und es zog ihn auf die 100-Kilometer-Strecke. Zunächst wollte er das Ganze einmal für sich alleine ausprobieren. Am 3. Februar war es soweit. Florian wagte sich erstmals an die Langstrecke. "Das war mein erster 100-Kilometer-Lauf. Im Kopf schwirrte er mir schon länger herum, ehe ich die Idee hatte, von Trier in meine Neunkircher Heimat zu laufen. Ich habe das auf einer Karte vermessen und dabei stellte sich heraus, dass diese Strecke genau 100 Kilometer lang ist." Und 1500 Höhenmeter hatte er dabei ausgemacht: "Eine richtig anspruchsvolle Strecke", sagt Neuschwander.

Warum er ausgerechnet am 3. Februar startete, ist auf eine verrückte Idee zurückzuführen, die seine Mutter wie folgt erklärt: "Seit einem Jahr hat Florian im Internet den Blog ‚run with the flow'. Hier berichtet er über seine Läufe. Und er bekommt da starke Rückmeldungen. Bei 100 000 Besucherklicks wollte er sofort einen 100-Kilometer-Lauf als Dank an seine Fans bestreiten." Am 3. Februar war es dann soweit. Die Klickzahlen hatte er zusammen - und so begann sein Lauf von Trier nach Neunkirchen.

Seine größten Fans begleiteten ihn auf der Hälfte der Strecke: Das waren sein Nachbar Hans Dieter Konrad und auch "Opa" Dieter Orth. Der ist eigentlich der Großvater der Freundin, aber mit seinen 82 Jahren das wandelnde Lexikon über die Lauferfolge von Florian Neuschwander. Beide berichten über die Laufstrecke: "Wir sind ab Grimburg mitgefahren. Ab dort ist die Strecke Neuland für Florian. Aber es gab keine Probleme, er hat lediglich mal über eine kleine Blase geklagt."

Immer wieder gesellten sich auf dem langen Weg einzelne Läufer oder Fahrradfahrer zu ihm und schlossen sich ihm an. Nach acht Stunden war es dann soweit: Mit einem letzten Wegbegleiter taucht Florian im Neunkircher Wald auf und wurde von Mutti Monika mit offenen Armen empfangen. Die letzten Meter bis zum Elternhaus lief Monika mit ihrem Sohn gemeinsam.

Florian macht einen relaxten und ausgeglichenen Eindruck. Er hat die Strapazen gut verkraftet, sitzt aber doch zunächst mal im warmen Haus auf der Treppe. Er erzählt vom Lauf und seinen Plänen. "Wir fliegen demnächst nach Australien in den Urlaub, da kann ich mich jetzt erholen." Ob er dort auch laufen will? "Vielleicht ein bisschen regenerativ trainieren, sonst nur erholen. Ich will im Sommer auf der Insel La Palma einen Ultra Trail über 85 Kilometer machen, das ist nun mein großes Ziel."

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