„Einen gewissen Knacks hat man schon“

Homburg · Im steilen, unwegsamen Gelände verschneiter Berge fühlt er sich ebenso zu Hause wie im heimischen Homburg. An diesem Samstag wird der Extrem-Skifahrer Christian Scherer bei der „Freeride World Qualifier Tour“ am Hochkönig antreten.

Zwei zwölf Zentimeter breite Skibretter graben sich in den Tiefschnee, das Adrenalin pumpt in den Ohren. Der Blick ist auf den Hang gerichtet - oder auf das, was man davon sieht. Viel ist das nicht, schon nach zwei Metern fällt der Berg im 45-Grad-Winkel ab. Es ist keine normale Skipiste, die Christian Scherer aus Homburg bezwingt. Der 27-Jährige ist Ski-Freerider. Ein Ex-tremsportler, der sich ohne zu zögern Berge hinunterstürzt, die andere nur wegen ihres Panoramas bewundern. Von unten.

"Ohne Vorbereitung geht gar nix", sagt Scherer, der Betriebswirtschaft studiert hat und in der Marketingabteilung von John Deere in Kaiserslautern arbeitet. Er bezeichnet sich und seine Skifahrer-Kollegen als Risiko-Manager: "Bevor wir einen Berg besteigen, checken wir das Wetter und den Lawinenlagebericht. Danach stellen wir uns vor den Berg. Wir schauen ihn uns genau an und prägen uns die Felsen ein." Noch bevor die Gruppe mit Steigeisen den Berg hochklettert, überlegt sich jeder seine eigene Line - also den Weg, den er fahren will. Das sei überlebenswichtig, meint Scherer. Nur so sei man davor gefeit, bei der Abfahrt an Gestein hängen zu bleiben und zu stürzen. Er weiß: "Wenn es mal zum Sturz kommt, dann tut es richtig weh." Zudem sei es Pflicht, mit Lawinenausrüstung und niemals alleine auf den Berg zu steigen. "Gerade beim Extremsport braucht man Köpfchen", sagt er. Sind Extremskifahrer also doch vernünftiger als gedacht? "Einen gewissen Knacks hat man schon, um da runter zu fahren", gesteht Scherer und lacht.

Sein Vater brachte ihm das Skifahren bei, als er drei Jahre alt war. Inspiriert durch Freeride-Videos hat er vor fünf Jahren aufgehört, auf Pisten zu fahren. Seither bewegt er sich an 40 bis 50 Tagen im Jahr im freien Gelände. "Das Adrenalin ist so viel höher, ich liebe das", schwärmt Scherer, der fast jedes Wochenende etwa 500 Kilometer Fahrt in Skigebiete wie St. Anton oder St. Moritz auf sich nimmt. In der Nähe von Kitzbühel hat er sogar eine eigene Berghütte. "Doch dort gibt es nur einen Ofen und Wasser aus der Quelle." Blaue Flecken gehören schon dazu, ernsthaft verletzt habe er sich aber noch nie.

Scherer ist nach eigenen Angaben der einzige Freerider aus dem Saarland. Und als solcher nimmt er an diesem Samstag erstmals an einem internationalen Wettkampf am österreichischen Hochkönig teil. Die "Freeride World Qualifier Tour” (WQT) umfasst 50 Wettkämpfe in ganz Europa, mit jeweils 25 Teilnehmern. Scherers Lieblingstrick ist der Vorwärtssalto, im Wettbewerb hingegen setzt er auf Sicherheit und lässt ausgefallene Sprünge bleiben. Schließlich hat er nur einen Versuch. "Zur Top-Riege zähle ich leider nicht. Die Weltspitze bleibt aber mein Traum", sagt Scherer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort