Eine Saarländerin kämpfte gegen die Nazis

Homburg · Anlässlich des Jubiläums 25 Jahre Frauenbüro des Saarpfalz-Kreises wird in Homburg eine Ausstellung gezeigt. Sie trägt den Titel „Saarländerinnen gegen die Nazis – Änne Meier: Ich wusste, dass ich das Kreuz mittrage“.

 Klaus Zeßner beleuchtete auf der Vernissage im Frauen-Forum das Leben der Änne Meier und geschichtliche Hintergründe. Foto: Sarah Peters

Klaus Zeßner beleuchtete auf der Vernissage im Frauen-Forum das Leben der Änne Meier und geschichtliche Hintergründe. Foto: Sarah Peters

Foto: Sarah Peters

"Ich habe alles nach dem Dekalog beurteilt, nach den zehn Geboten." Aufgrund der Erkenntnis, dass nicht ein Gebot unter dem NS-Regime beachtet wird, fasste Änne Meier den Entschluss, sich der Diktatur zu widersetzen. Ihrer Lebensgeschichte widmet sich nun eine Ausstellung mit dem Titel "Saarländerinnen gegen die Nazis - Änne Meier: Ich wusste, dass ich das Kreuz mittrage", veranstaltet von AsF Saarpfalz, der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, in Kooperation mit dem Frauenbüro Homburg. Zur Eröffnung der Ausstellung, die anlässlich des Jubiläums "25 Jahre Frauenbüro des Saarpfalz-Kreises" erfolgt, fand am Dienstagabend in den Räumen des Frauen-Forums eine Vernissage statt, bei der auch Vertreter des öffentlichen und politischen Lebens in Homburg anwesend waren. Sevim Kaya-Karadag begrüßte den besonderen Gast der Vernissage, Klaus Zeßner, Historiker und Pädagoge aus Homburg, der in seiner Eröffnungsrede die wichtigen Stationen im Leben der Änne Meier und ihre geschichtlichen Hintergründe erläuterte. Da Änne Meier gläubige Katholikin und Saarländerin war, legte er dabei ein besonderes Augenmerk auf das Saarland, die katholische Kirche und den Widerstand im Dritten Reich.

Änne Meier, die 1896 in Baltersweiler im Landkreis Sankt Wendel geboren wurde, musste zehn Jahre der Schreckensherrschaft miterleben. Als Fürsorgerin arbeitete sie eine Zeit lang im Kreiswohlfahrtsamt in Homburg und setzte sich dort für Bedürftige ein. Von Anfang an leistete sie im Kleinen wie im Großen Widerstand gegen das NS-Regime. So lehnte sie beispielsweise den Hitler-Gruß ab und grüßt ihre Mitmenschen stattdessen mit einem "Grüß Gott". Sie weigerte sich, NS-Verbänden beizutreten und verbreitete kritische Schriften. 1942 wurde sie verhaftet und in das Gefängnis Lerchesflur in Saarbrücken gebracht. Von dort aus kam sie in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg, wo sie bis Kriegsende inhaftiert war. Auf einem Todesmarsch in der Endphase des Zweiten Weltkrieges gelang ihr die Flucht und so kehrte sie im Juli 1945 nach Baltersweiler zurück. In den folgenden Jahren engagierte sie sich als Zeitzeugin gegen Neofaschismus und für eine Aufklärung. Bis ins hohe Alter war sie in zahlreichen Organisationen tätig. 1988 wurde Änne Meier das Bundesverdienstkreuz verliehen, ein Jahr später starb sie. Die Änne-Meier-Schule in Baltersweiler, eine Förderschule für geistige Entwicklung, erinnert an die mutige Bürgerin.

Die Chronologie des Lebens von Änne Meier ist im Frauen-Forum am Scheffelplatz 1 bis zum 10. April während der Öffnungszeiten Montag bis Donnerstag von 13 Uhr bis 15:30 Uhr, Freitag von 13 Uhr bis 15 Uhr zu besichtigen. Gerne wird die Ausstellung nach Absprache außerhalb der Öffnungszeiten geöffnet.

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