Eine Frau des „kreativen Ping Pong“

Neunkirchen · Sie hat „Falco meets Mercury“ in Schale geworfen: Für das oft schillernde Outfit der Musical-Protagonisten zeichnet Bühnen- und Kostümbildnerin Judith Adam verantwortlich. Schon bei „Snow White“ hat sie mit Elmar Ottenthal zusammengearbeitet.

 Berliner Schnittmuster für die Neunkircher Musical-Premiere: Kostümbildnerin Judith Adam (rechts) ist mittendrin, wenn es auf der Bühne oder in der Garderobe hoch hergeht. Foto: Willi Hiegel

Berliner Schnittmuster für die Neunkircher Musical-Premiere: Kostümbildnerin Judith Adam (rechts) ist mittendrin, wenn es auf der Bühne oder in der Garderobe hoch hergeht. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

. Es geht laut und hektisch zu, ein Kommen und Gehen, ständig will irgendjemand irgendwas - für Judith Adam ganz normale Arbeitsbedingungen. "Die Aufregung vor der Show ist immer groß", sagt die Kostümbildnerin und scheint es fast zu genießen. Am Sonntag haben die Tänzer ihre Proben für "Falco meets Mercury" in der Gebläsehalle aufgenommen, seit dem geht es hoch her auf und hinter der Bühne - mittendrin Judith Adam.

Geboren in einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein, hatte sie von jeher ein großes Vorbild: ihre große, 23 Jahre ältere Schwester, eine Bühnen- und Kostümbildnerin. "Das war für mich die tollste Frau der Welt." Zielstrebig arbeitete sie aufs Modedesign-Studium hin, welches sie 2001 an der dem Geiste des Bauhauses nahe stehende Kunsthochschule Berlin-Weißensee aufnahm. Das Diplom in der Tasche, blieb sie in Berlin. "Wo man lebt, ist in meinem Beruf eigentlich egal, man ist sowieso viel unterwegs." Da kommt bei ihr inzwischen einiges zusammen. Gestaltete sie doch Musiktheaterproduktionen am Theater Aachen, der Oper Bonn, dem Deutschen Theater Göttingen und dem Theater Ulm mit, dazu diverse Ballettproduktionen unter anderem in Karlsruhe und Stuttgart.

Während ihrer Bonner Zeit lernte sie Elmar Ottenthal kennen, der damals eine Kostümbildnerin für das Frank-Nimsgern-Musical "Snow White" suchte. Was folgte, war für Judith Adam die idealtypische Zusammenarbeit: "Ein kreatives Ping Pong, bei dem man sich auch mal Unsinn erzählt" und jede Menge Ideen feuerwerkartig entwickelt. "Damit geht es uns beiden gut." Das Ergebnis war so überzeugend, dass Judith Adam auch für die neue Produktion engagiert wurde. Wobei "Falco meets Mercury" für sie ein besonderer Fall ist, da ein Teil der Kostüme bereits zu Hause in Berlin vorgefertigt wurde.

Insgesamt sind es mehr als 70 Kostüme - vom kleinen Turnhöschen bis hin zur legendären Wembley-Jacke, die von einer Schneiderin binnen 25 Stunden eigens angefertigt wurde. Adams Phantasie waren diesmal einige Grenzen gesetzt, schließlich hat bei derart schillernden Stars wie Falco oder dem Queen-Sänger jeder ein ziemlich genaues Bild im Kopf: "Diese Erwartungen galt es natürlich zu berücksichtigen." Am Anzug plus Sonnenbrille für Falco kommt sie einfach nicht vorbei, um ein Beispiel zu nennen. "Alle Freiheiten hatte ich dagegen bei der Rolle der Goddess." Sängerin Aino Laos schwebte dafür Lady Gaga als Vorbild vor, entsprechend phantastisch bis schrill dürfte ihre Garderobe ausfallen.

Erarbeitet werden die Entwürfe immer ganz nah an der jeweiligen Inszenierung und in Interaktion mit dem jeweiligen Schauspieler/Tänzer. Konfektionsbekleidung war auch deshalb nie ihr Ding. "Ich geh auch mal zur Fashion Week", aber das hat dann mehr Unterhaltungswert. Beruflich will Judith Adam ausschließlich "für konkrete Menschen mit konkreten Körpern" tätig sein. "Die bringen soviel an Persönlichkeit mit."

Das Faszinierende am Theater ist für die Kostümbildnerin das Zusammenführen verschiedener Handwerksformen. Bei "Falco meets Mercury" funktioniert dieses Miteinander hervorragend: "Da kommt schon mal die Beleuchterin vorbei und will die Kostüme sehen" oder der Techniker bohrt für sie Löcher in den Boxergürtel. "Das macht Theater aus, das spürt der Zuschauer."

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Auf einen Blick"Falco meets Mercury" hat am Freitag, 6. Juni 20 Uhr, Premiere. Weitere Aufführungen: Samstag, 7. Juni, 20 Uhr, Sonntag, 8. Juni, 18 Uhr, Montag, 9. Juni, 18 Uhr, Dienstag, 10. Juni, 20 Uhr, Mittwoch, 11. Juni, 20 Uhr, Donnerstag, 12. Juni, 20 Uhr. Karten (25 bis 51 Euro) unter Hotline (0651) 97 90 777, www.nk-kultur . de und an der Abendkasse. red

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