Ein Vorgeschmack auf den Lehrerberuf

Saarbrücken · „Fit in Deutsch“ ist ein Uni-Projekt, von dem beide Seiten profitieren: Die Studenten bekommen einen Vorgeschmack darauf, was es heißt, Lehrer zu sein, und die Grundschüler werden individuell gefördert.

 Mit ihr „macht es Spaß“: Joanne Wagner übt einmal pro Woche mit Amelie und Sahela an der Grundschule Scheidt Deutsch. Foto: Uni

Mit ihr „macht es Spaß“: Joanne Wagner übt einmal pro Woche mit Amelie und Sahela an der Grundschule Scheidt Deutsch. Foto: Uni

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"Eigentlich mag ich kein Deutsch, aber mit Joanne macht es Spaß", erklärt Amelie (8). Joanne Wagner studiert Lehramt und ist eine von zehn Studenten, die jede Woche in die Grundschule Saarbrücken-Scheidt kommen, um die Schüler fit in Deutsch zu machen. "Fit in Deutsch", so heißt auch das Projekt, das die Saar-Uni gemeinsam mit der Grundschule Scheidt und der Turmschule in Dudweiler ins Leben gerufen hat.

20 Studenten kommen einmal pro Woche in die beiden Grundschulen und geben rund 40 Drittklässlern Förderunterricht. Dabei betreut ein Student einen, maximal zwei Schüler. Lesen, Hören, Sprechen und Schreiben - je nachdem, wo es bei dem Einzelnen hakt, wird individuell gefördert. So verbessern sich die Kinder in Deutsch, und die Studenten üben schon mal im kleinen Rahmen, was später als Lehrer auf sie zukommt. Dabei geht der Förderunterricht über normale Nachhilfe hinaus, denn die Studenten, die im dritten Semester sind und bereits Grundkenntnisse der Didaktik mitbringen, werden parallel dazu stets von ihren Dozenten betreut und beraten. Welche Schüler gefördert werden sollen, wird anhand von Leistungstests und auf Empfehlung der Lehrer hin ermittelt. Für die Studenten ist es ein freiwilliges Zusatzangebot, das rund ein Drittel der Drittsemester nutzt.

Julia Knopf, Professorin für Didaktik der Primarstufe, hat das Projekt zum Wintersemester 2013/14 ins Leben gerufen. Zuvor hatte sie es bereits an zwei bayerischen Universitäten eingeführt und durchweg positive Erfahrungen gemacht. Demnach verbesserten sich nicht nur die Leistungen der Schüler, auch ihr Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten sei gewachsen, so Knopf. Gefördert wird das Projekt von der Globus-Stiftung; viele Schulbuchverlage stellen zudem kostenlos Bücher zur Verfügung. Knopf würde das Projekt gerne auf weitere Schulen im Saarland ausweiten - und sucht deshalb noch Spender: "Uns ist schon mit kleinen Beträgen geholfen."

Wie sehr "Fit in Deutsch" die Kinder weitergebracht hat, wird am Ende des Semesters mit einem Abschlusstest festgestellt, doch Helene Schneider, Leiterin der Grundschule in Scheidt, ist schon jetzt begeistert: "Man merkt, dass den Kindern auch der normale Deutschunterricht mehr Freude macht." Auch Studentin Joanne Wagner (19), die mit Amelie (8) und Sahela (8) Schreiben übt, hat Spaß an der Sache und ist froh, dass sie sich erstmal nur mit zwei Kindern auseinandersetzen muss: "Das ist natürlich einfacher, als später im Referendariat vor einer ganzen Klasse zu stehen."

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