Ein starker Strahl Hoffnung im Herbst

Bosen · In ihrem Bosener Manifest hat sich die Arbeitsgemeinschaft für rhein- und moselfränkische Mundart – Bosener Gruppe – zum Ziel gesetzt, die Mundarten der Region in ihrer Schönheit darzustellen. Als Konsequenz hieraus soll die Regionalsprache als Möglichkeit einer literarischen Gestaltungsform präsentiert werden. Dazu wird einmal im Monat ein Text interpretiert, im September ein Text von Hildegard Driesch.

Foto: bosener gruppe

Das Gedicht "Lädschda Summadaach" der saarländischen Dichterin Hildegard Driesch ist Mundarttext des Monats im September. Darauf hat sich das Kolloquium der Bosener Gruppe auf seiner letzten Tagung verständigt. Dieser Text wurde ausgesucht, so Karin Klee, Autorin und eine Sprechrin der Bosener Gruppe, weil Hildegard Driesch darin einen poetisch eindringlichen Blick auf die sich in Richtung Winter wandelnde Natur wirft.

Zu dem ausgesuchten Text schreibt der Autor Peter Eckert: Dass das Jahr zu Ende geht, sagt uns nur der Blick auf den Kalender. Den Abschied des Sommer bemerken wir ohne fremde Hilfe: Nicht nur das Wetter schlägt um, auch unsere Stimmung nimmt - zunächst noch zaghaft - herbstliche Züge an. Selbst der Sonne bereitet es Mühe, die Illusion des verklingenden Sommers noch eine kleine Weile aufrecht zu halten. Aber hat sie dann die weiße Gardine aus Nebel mit Mühe zur Seite gezogen, dann strahlt ihr Gold auf einen Wald, der schon langsam beginnt, das herbstliche Farbenkleid anzulegen, auf fleißige Spinnen und leuchtende Herbstblumen. Ein Tag, der einlädt, ein letztes Mal für dieses Jahr in kurzen Hosen Licht und Wärme zu tanken, bevor man auf die konservierte Sonne in den vollen Marmeladengläsern zurückgreifen muss.

Schon im zarten Mädchen-Alter verfasste Hildegard Driesch erste, zunächst schriftdeutsche Texte; in diesen Tagen feiert sie ihr 50-jähriges Jubiläum. Aber auch als Mundartdichterin zählt sie zu den "dienstältesten" Aktiven unserer Region. Die erste Auszeichnung im Saarländischen Mundartwettbewerb gab es 1987, zahlreiche weitere folgten. Ihr jetzt ausgezeichnetes Gedicht ist ihrem Buch "Fäddalääses" entnommen. Ohne großes Federlesen skizziert sie ihr Stimmungsbild, in dem sich wohl viele von uns wiederfinden: Ein unaufdringlich buntes Stück Poesie aus dem Alltag.

Meinung:

Lädschda Summadaach

Von Hildegard Driesch

Se hat sich sesòmmegeress

äämòl noch

hat de Mojjennääwel

der wo wie en waiß Gardin

de Lembberch zougedäggd hòdd

offgeleesd

on schdrahld en Gold

vom Himmel ronna

da Wald geffd bond

ma kònn et noch gaaned

richdich glääwen

da lädschd Summadaach

de Schbennen

hònn Nädza

an de Schdròòßenlòmben gebaud

on fennen raich Ärnd

de Dahlien ble-ien

en de Geaden

gääl on faiarood

de Emachsglääsa senn voll

de Se-ischmeer es gekòchd

se schdrahld

de Sonn

komm sääd se

noch äämòl raus

en de Nadur

for Dissjohr

et lätschd Mol

met da kurz Boks

wie de Schdrahlen schmusen

dò kòmma net widdaschdehn

zwai Äbbel

en de Boksensagg geschdobbd

on dònn raus

en de Wald

end Gre-in

en de Wärm

en de Sonneschdrahlen

vom lädschden Summadaach

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