Ein Leben für das Ehrenamt

Röchlinghöhe · Hermann Chandoni und die Röchlinghöhe – das passt. Durch zahlreiche Ehrenämter hat sich der gebürtige Elmer nach seinem Umzug 1957 äußerst vorbildlich integriert und engagiert. Nun legt er zumindest ein Amt nieder.

 Hermann Chandoni ist auf der Röchlinghöhe bekannt und gern gesehen wie die beiden Filmhelden aus den USA. Foto: Jenal

Hermann Chandoni ist auf der Röchlinghöhe bekannt und gern gesehen wie die beiden Filmhelden aus den USA. Foto: Jenal

Foto: Jenal

Hoch droben im Völklinger Wald, im Stadtteil Röchlinghöhe, lebt ein ganz eigenes Völkchen. Auf engem Raum wohnt man in dieser ehemaligen Hüttensiedlung schon teilweise seit zwei oder drei Generationen beisammen. Man kennt sich gut, und wenn man sich auch nicht immer liebt, so gibt man doch sehr aufeinander acht.

Jede Veränderung fällt sofort auf: Ob ein Baum überhängt, ein Schrottauto geparkt wird oder ein Pflasterstein hoch steht - das wird sofort registriert und gemeldet. Und wem? Beispielsweise dem Ortsrat, und dort beispielsweise dem Ortsratsmitglied Hermann Chandoni.

So war es jedenfalls in den vergangenen 24 Jahren, denn Chandoni gibt sein Ehrenamt nun auf. Nein, nicht etwa aus gesundheitlichen Gründen, der 75-Jährige ist weiterhin gesund und munter. Und er zieht sich auch keineswegs aus der Ortsgemeinschaft zurück. Er hat einfach nur, wie angekündigt, im Ortsrat einem Jüngeren Platz gemacht.

Es dauert eine Weile, bis er alle Ehrenämter aufgezählt hat: 35 Jahre Pfarrgemeinderat, 30 Jahre Gartenbauvorstand, zehn Jahre Awo-Vorstand, 20 Jahre Kirchenchor, 40 Jahre CDU-Vorstand. Etwas vergessen? Ach ja, Sportverein natürlich auch. Und das alles, obwohl er gar kein "echter" Bouser Höher, Hermann-Röchling-Höher oder Röchling-Höher ist. Und Hüttenmann schon gar nicht, jedenfalls anfangs nicht.

Vorbildliche Integration

Hermann Chandoni stammt aus Elm und arbeitete bis 1957 als Glasmacher in der Glasfabrik Wadgassen. Dann wechselte er beruflich und privat ins Röchling-Milieu: Auf der Hütte war er bis zum Ruhestand 1992 in Schleiferei und Spulerei tätig. "400 DM habe ich am Anfang beim Röchling verdient", berichtet er, "aber da hatten wir noch kein Auto, kein Telefon, kein Fernsehen, und die durchschnittlichen Mietpreise lagen noch bei etwa 70 bis 80 DM."

Mit seiner Frau Maria zog er in deren Elternhaus in der Schmelzer Straße. Dann konnte die Integration des neuen Bürgers in die Siedlergemeinschaft sehr schnell als gelungen bezeichnet werden. Und zwar nicht nur wegen seiner Vereinstätigkeit.

Er ist einer, der zuhören kann. Ruhig, nachdenklich, kompromissbereit. "Mit ihm kann man beim besten Willen keinen Krach kriegen", sagt heute noch eine Kollegin im Ortsrat. In dieses Gremium ließ er sich vor 24 Jahren auf Anregung von Klaus Lorig wählen, der zwei Ecken weiter wohnt.

Mehrere dicke Aktenordner zeugen von seiner Ratstätigkeit. Eingaben, Berichte, Beschwerden, alle mit der Schreibmaschine angefertigt. Wobei vieles auch nicht schriftlich dokumentiert ist. Das verlief nämlich so: Wenn irgendwo im Ort etwas nicht ganz in Ordnung war, wurde - neben anderen Ortsräten -"der Hermann" angerufen. Und der fackelte oft nicht lange, sondern gab die Beschwerde telefonisch ans Rathaus weiter, meistens mit schnellem Erfolg. "Bei dringenden Fällen konnte ich doch nicht warten, bis mein Brief eventuell wochenlang durch diverse Gremien und Amtsstuben gewandert war", sagt er.

Neben vielen kleineren, aber durchaus wichtigen Maßnahmen, die er initiiert und auf den Weg gebracht hat, freut ihn besonders, dass neben dem Haus Saarblick hohe Hecken beseitigt wurden und nun vom Spielplatz aus der Blick weit hinaus ins Land möglich ist. Genau wie vor vielen Jahren, als Saarblick noch ein Bellevue-Restaurant war.

Er bleibt engagiert

Nun lässt er es in Zukunft zumindest etwas ruhiger angehen, doch das Engagement für den Ort bleibt. Weiterhin macht er zwei bis drei Mal in der Woche einen Rundgang, zum Plaudern, Gucken, Kümmern. Und falls er abends mal keine Vorstandssitzung hat, sitzt er im Sommer gerne mit seiner Frau, die ihn bei all seinen Tätigkeiten geduldig unterstützt, in seinem Hobbygarten, der so gepflegt und freundlich wirkt wie das Besitzerpaar.

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