Ein heimlicher zweiter Badeanzug trickste die Mutter aus
Neunkirchen. Jede Menge Fotos aus dem Kasbruch hat Irmgard Reichhart aus Neunkirchen. Und das ist auch kein Wunder: "Mein Leben war das Kasbruchbad." Ihr Kasbruch-Zeit begann nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1945. Oft, so erinnert sie sich, habe ihre Mutter sie gefragt, ob sie nicht vielleicht auch ihr Bett mit in den Kasbruch nehmen wollte
Neunkirchen. Jede Menge Fotos aus dem Kasbruch hat Irmgard Reichhart aus Neunkirchen. Und das ist auch kein Wunder: "Mein Leben war das Kasbruchbad." Ihr Kasbruch-Zeit begann nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1945. Oft, so erinnert sie sich, habe ihre Mutter sie gefragt, ob sie nicht vielleicht auch ihr Bett mit in den Kasbruch nehmen wollte. 1948 oder 1949 trat Irmgard Reichhart, damals noch Baltes, in den Schwimmverein 1923 Neunkirchen ein. Der Verein stellte damals zwei Saarlandmeisterinnen im Schwimmen: Marga Müller und Elli Rau, die später auch Bademeisterin wurde. "Durch Ihre Zeitung wurden die ganzen alten Erinnerungen wieder wach", sagt Reichhart beim Besuch in der Redaktion. Sie jedenfalls konnte nichts vom Besuch im Kasbruchbad abhalten. Auch als die Lehrzeit 1951 begann, ging sie nach Geschäftsschluss noch hin. Da es für den einsamen Heimweg durch den Wald immer etwas spät wurde, gab ihr Bademeister Bach stets seinen Schäferhund mit bis zur Haltestelle der Straßenbahn. "Meine Aufforderung 'Arri, zurück' hat er stets befolgt." Herr Bach - der Vater des bekannten Fechters Karl Bach - und ein Herr Stein bewachten damals als Rentner den Kasbruch Tag und Nacht. Wenn es kalt wurde ("manchmal hatte das Wasser ja nur 13 Grad"), dann wäre es leicht zu Komplikationen zu Hause gekommen. Im nassen Badeanzug wohlmöglich eine Erkältung holen, da hätte die Mutter geschimpft. Also deponierte Irmgard Reichhart heimlich einen zweiten Badeanzug im Bad. Und wenn es dann richtig kalt wurde, dann wurde für die Stammgäste im Aufenthaltsraum sogar ein Feuer angezündet. "Dann gab es ein Jahr, das für uns Wasserratten sehr schwer war." Es war 1950/51, da hatte das Bad offiziell geschlossen: wegen Kinderlähmung. Ihren Kummer darüber erzählte die junge Dame dem damaligen Bäderchef und Leiter der DLRG. Der konnte offensichtlich so viel Leid nicht ertragen und erlaubte Irmgard das Schwimmen. Unter einer Bedingung: Falls jemand fragen sollte, wieso sie dürfe und die anderen nicht, sollte sie sagen, dass sie für die deutsche Meisterschaft trainiere. Und sie erinnert sich an Bademeister Adolf München, der lange ihre Zeit im Kasbruchbad begleitete, und an den Schwimmverein-Kameraden Alfred Bolander, der beim Grubenunglück in Luisenthal ums Leben kam. "Ich könnte noch endlos weiterschwärmen über diese insgesamt schöne Zeit." Und weil die Zeit so besonders schön war, wünscht sich Irmgard Reichhart etwas: Alle Ehemaligen aus dieser Zeit könnten sich doch nochmal im Kasbruchbad treffen, so lange es noch geöffnet hat. Gerne ist sie Ansprechpartner für Interessenten, Telefon (06821) 84 16. ji
Auf einen BlickSie haben auch Fotos, die im Kasbruchbad gemacht wurden? Dann schicken Sie sie uns doch zu mit ein paar Zeilen darüber, wann das Bild entstand, wer darauf zu sehen ist und gerne noch einer kleinen Geschichte, Ihrer Geschichte, zum Kasbruchbad. Gerne können Sie auch persönlich vorbeikommen, von 8 bis 20 Uhr ist die Redaktion täglich besetzt. Adresse: Saarbrücker Zeitung, Redaktion, Bahnhofstraße 50, 66538 Neunkirchen. E-Mai: rednk@sz-nk.de. Infos: Telefon (06821) 904 64 53.