Ein Gratisgetränk gegen Unfallopfer im Verkehr

Gut gefüllt ist die Kneipe am Freitagabend. Hier treffen sich Damen und Herren zum Feierabendbier, aber auch Jugendliche und junge Erwachsene, um das Wochenende einzuläuten.

 Wer sich spät in der Nacht noch hinters Steuer setzt, der sollte nüchtern sein. Foto: DVR

Wer sich spät in der Nacht noch hinters Steuer setzt, der sollte nüchtern sein. Foto: DVR

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 Mit dem Bob-Anhänger tanken Fahrer alkoholfrei. Foto: Lorenz

Mit dem Bob-Anhänger tanken Fahrer alkoholfrei. Foto: Lorenz

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Sie wollen feiern, einen trinken oder auch gerne zwei oder drei. Es fließen Bier, Cocktails und Schnaps. Einer der Gruppe trinkt keinen Alkohol. Er ist der Fahrer an dem Abend, der seine Freunde später nach Hause bringen wird.

So sieht der optimale Fall aus. Doch nicht immer bleiben junge Fahrer nüchtern. Sie wollen mitfeiern, auch ein, zwei Bierchen kippen, kein Außenseiter sein, nur weil sie bei Wasser und Limo bleiben. Ohne Alkohol Spaß haben? Das kann nicht jeder. Dabei sind gerade junge Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren auf den Straßen durch ihre geringe Fahrerfahrung gefährdet und stellen für die Polizei eine Risikogruppe dar.

Dafür, dass Jugendliche vernünftig sind und keinen Alkohol trinken, wenn sie sich später hinters Steuer setzen, wirbt ein gelber Schlüsselanhänger mit dem Schriftzug "Bob". Er ist das Markenzeichen eines Projekts, das die Unfälle - besonders jüngerer Fahrer - im Straßenverkehr reduzieren will. Doch der Anhänger dient dabei nicht nur als Blickfang am Schlüsselbund, sondern auch als eine Art Gutschein. Denn zeigt der Fahrer des Abends ihn an der Theke vor, erhält er in vielen Gaststätten im Saarland ein kostenloses alkoholfreies Getränk. Ziel von Saar-Bob ist es, durchzusetzen, dass der Fahrer unter den Jugendlichen nicht als Versager gilt, nur weil er keinen Alkohol trinkt. Der Fahrer ist vielmehr der Held des Abends - und wird dafür mit dem Freigetränk belohnt.

Aber warum eigentlich Bob? Das ist die meistgestellte Frage an den Bob-Papa Roland Rosinus vom Landesinstitut für Präventives Handeln, erzählt er. Doch darauf weiß niemand so recht die Antwort. Das Projekt gehe laut Rosinus zurück auf eine Idee, die in Belgien entstand und vom Belgischen Institut für Verkehrssicherheit umgesetzt wurde. Und dort wurde Bob 1995 geboren. Seit 2009 gibt es die Aktion auch im Saarland. Der Landkreis Saarlouis mit seinen etlichen Anziehungspunkten für feiernde Jugendliche war Vorreiter. Im gesamten Saarland verbreitete sich die Präventionsaktion weiter. Neunkirchen, Völklingen, Homburg und viele mehr sind heute mit von der Partie. Etwa 400 Gaststätten, 60 Fahrschulen und 25 Jugendclubs sind Bob-Partner geworden und werben für die Aktion.

Hinter Bob stecken jedoch nicht nur großzügige Gaststätten, Fahrschulen und Jugendzentren, die die Aktion ankurbeln. Es gibt weitere helfende Hände, die auf öffentlichen Auftritten präsent sind.

Bob braucht lokale Helfer

Roland Rosinus sucht nun neue Gesichter für Bob. Für die Zukunft sollen verschiedene Standbeine, lokale "Kümmerstellen", entstehen, die querbeet im Saarland verteilt sein sollen. Dahinter stehen können zum Beispiel Jugendorganisationen, die eigenständig Termine vor Ort wahrnehmen, Messestände besetzen und auf Festen und Veranstaltungen für die Aktion werben. Das kann die Jugendfeuerwehr oder die Jugend des Technischen Hilfswerks sein, genauso wie einzelne Ehrenamtler, Jugendzentren, Jugendbeauftragte aus Landkreisen oder Engagierte aus anderen Vereinen.

Das ursprüngliche Ziel der Aktion, die Zahl der Verkehrsunfälle von jungen Fahrern zu senken, gerät bei Bob nie aus dem Blick. Eine Studie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen zeugt von dem möglichen Erfolg des Projekts. Im Auftrag des Polizeipräsidiums Mittelhessen untersuchten Psychologen die Veränderungen in den Unfallstatistiken seit Einführung des Projekts Bob, das dort 2007 startete. Untersuchungen ergaben, dass die Zahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss seit 2006 bei den 18- bis 24-Jährigen um 44,44 Prozent zurückging. Ob das nun auf Bob zurückzuführen ist? Die Psychologen vermuten: ja! Denn im Vergleich zu den Unfällen ohne Alkoholeinfluss, gingen letztere um lediglich 1,07 Prozent zurück.

Studie belegt Erfolg

Auch eine Gegenüberstellung zu anderen Regionen, in denen die Bob-Aktion nicht durchgeführt wurde, zeigte, dass sich in Bob-Regionen weniger Unfälle ereigneten. Die Autoren der Studie stellten außerdem in einer Befragung fest, dass 70 Prozent der 18- bis 24-Jährigen mit Fahrerlaubnis und eigenem Auto die Aktion Bob bekannt ist.

Eine solche Studie soll auch im Saarland erstellt werden, "wenn valide Zahlen vorhanden sind", so Rosinus. Bislang weise die Verkehrsunfallstatistik speziell im Bereich der jungen Fahrer Sprünge auf. "Noch ist es nicht spruchreif", sagt Rosinus. Sollte die Zeit gekommen sein, eine zuverlässige Auswertung zuzulassen, könne dies im Rahmen einer Master- oder Diplomarbeit eines Studierenden geschehen.

Interessierte Engagierte wenden sich an Roland Rosinus vom Landesinstitut für Präventives Handeln in St. Ingbert, Tel. (06 81) 5 01 38 67. Eine Liste der Bob-Gaststätten gibt es online.

saar-bob.de

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