Ein Geduldsspiel gegen Ghana?

Primstal · Bundestrainer sind wir derzeit ja alle ein bisschen. Ist es gut, Miro Klose draußen zu lassen? Sollte Philipp Lahm besser ins Mittelfeld? Und kann man auf Basti Schweinsteiger verzichten? Wie aber sehen wirkliche Trainer die Auftritte der DFB-Elf? Um das herauszufinden, schaut ihnen die SZ beim Zugucken über die Schulter. Dieses Mal bei Lothar Pesch vom VfL Primstal.

 In der ersten Reihe: SZ-Mitarbeiter Frank Faber und Primstals Trainer Lothar Pesch schauten sich das Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft gemeinsam an. Und wunderten sich. Foto: B&K

In der ersten Reihe: SZ-Mitarbeiter Frank Faber und Primstals Trainer Lothar Pesch schauten sich das Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft gemeinsam an. Und wunderten sich. Foto: B&K

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Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft legte mit dem überzeugenden 4:0-Erfolg gegen Portugal einen Traumstart in die WM hin. Dennoch sollten die Fans für den weiteren Turnierverlauf nun nicht mit einem Selbstläufer rechnen. Das meint auf jeden Fall mal Lothar Pesch, der Trainer des Fußball-Saarlandligisten VfL Primstal. "Wenn eine Mannschaft so beeindruckend spielt wie Deutschland, steigen gleich die Erwartungen", sagt der 50-Jährige. Und genau dieser steigende Druck könne Probleme verursachen. "Da muss der Bundestrainer nun alles in die richtigen Bahnen lenken", weiß Pesch.

Den zweiten Gruppengegner Ghana am Samstag um 21 Uhr sieht der Übungsleiter deshalb als echten Prüfstein. "Ghana kann man mit Portugal überhaupt nicht vergleichen. Die Afrikaner sind körperlich robust. Sie werden wohl defensiv agieren und auf Fehler und Ballverluste der Deutschen warten. Das könnte ein Geduldsspiel werden", blickt der Trainer voraus. Umstellen würde er die Elf nur, wenn Mats Hummels und Jerome Boateng verletzungsbedingt passen müssten.

Was die Startformation angeht, wurde Pesch von Joachim Löw schon gegen Portugal mit dem Einsatz von Mario Götze gehörig überrascht. "Dafür hat er die Außenstürmer André Schürrle und Lukas Podolski auf der Bank gelassen. Mit denen war da eher zu rechnen", sagt Pesch. Aber nicht nur er war davon überrascht, offenbar auch die Portugiesen. Peschs Befürchtung hat sich allerdings nicht bewahrheitet. Er glaubte, Boateng sei auf der rechten Verteidigerposition nicht der richtige Gegenspieler für Cristiano Ronaldo. Aber stand die Abwehr sehr sicher. Der Grund: "Die Defensivarbeit hat schon vorne angefangen. Die Mittelfeldspieler haben immer bei Ballbesitz Portugals die Außenbahn zugeschoben", erklärt Pesch. Im Spiel nach vorne habe die Mannschaft die Vorgabe erfüllt, konsequent über die Außen anzugreifen. "Mit dem Wechselspiel von Thomas Müller mal über links, dasselbe mit Mesut Özil über rechts - damit kamen die Portugiesen nicht klar", weiß der Fußball-Fachmann.

Doch bei aller Lobhudelei dürfe nicht vergessen werden, dass die Partie nahezu optimal gelaufen sei. "Ein frühes Elfmetertor. Dann nach einer Ecke nachgelegt - und mit dem Platzverweis von Pepe war nach einer halben Stunde so gut wie alles entschieden", gibt Pesch zu bedenken.

Imponiert hat ihm, wie variabel und zielstrebig die deutsche Elf agierte. "In der zweiten Halbzeit konnte man ohne Risiko spielen und Kraft sparen. Es war auch deutlich zu erkennen, dass die Portugiesen nur noch auf Schadensbegrenzung ausgingen", analysierte Pesch.

Mit der Einwechslung von Shkodran Mustafi für den verletzen Hummels überraschte ihn Löws Personalpolitik erneut. "Ein nachnominierter Spieler kommt rein und spielt nicht Innenverteidiger, sondern rechter Verteidiger. Auf dem Posten von Kevin Großkreutz ", wunderte sich Pesch. Klar sind für ihn dagegen zwei andere Sachen: "Thomas Müller ist mit seinen drei Toren nun gesetzt." Und: Der 4:0-Sieg gegen einen Mitfavoriten gebe der Mannschaft Sicherheit für die kommenden Spiele. Sowie Rückenwind für das ganz große Ziel.

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