Ein Freizeithof mit Lerneffekt

St Wendel · Wenn man auf der Hauptstraße nach Alsfassen aus Richtung Bliesen fährt, kann man schon von weitem eine grün bespannte Kuppel sehen. Das ist die Reithalle des Hütherhofes, der von den Eheleuten Karin Theobalt und Jürgen Jacob, beide 44, geführt wird.

 Der Hütherhof in St. Wendel liegt idyllisch umgeben von Natur. Fotos: Ames

Der Hütherhof in St. Wendel liegt idyllisch umgeben von Natur. Fotos: Ames

 Eber Freddy suhlt sich.

Eber Freddy suhlt sich.

 Jürgen Jacob mit Esel George.

Jürgen Jacob mit Esel George.

Beim Betreten des Hofes kommt ein Empfangskomitee zur Begrüßung: Die Border-Collies Zorro und Lou sind einer kleinen Streicheleinheit gegenüber nicht abgeneigt. An den Außengehegen entlang führt der Weg vorbei an Hasen und Meerschweinchen, zum Hauptgebäude des Guts, wo sich der Hofladen befindet, in dem man Reitsportartikel kaufen kann. Dahinter liegt der Stall für die Tiere. Pferde, Ponys und Esel kauen dort ihr Heu. Auf einer Anhöhe steht die Reithalle.

Die Pferdefreunde Karin Theobalt und Jürgen Jacob haben den Hof 1998 übernommen und Stück für Stück ausgebaut. Angefangen hat es bei ihnen in den Neunzigern mit zwei Pferden und einer Handvoll Schafe. Letztere wurden immer zahlreicher und so fassten sie den Entschluss, einen Bauernhof zu kaufen. Um diesen heute am Laufen zu halten, arbeiten beide zusätzlich noch in Teilzeitjobs.

In den Jahren 2001 und 2002 entstand der Pferdestall. Heute stehen dort 40 Tiere unterschiedlicher Rassen: Kaltblüter, Norweger, Haflinger, Shetland-Ponys und viele andere. Über die Jahre wurden es immer mehr. Einige kamen vom Tierschutz oder wurden vor dem Schlachter gerettet. Zwischen den Pferden ruht Eber Freddy seine sieben Zentner auf dem Stallboden aus. Dazu gesellt sich Esel George. Jacob räumt mit dem gängigen Vorurteil auf, das den Grautieren anhaftet: "Esel sind nicht stur. Ihre Verhaltensweise hat mit ihrer Herkunft im bergigen Gelände zu tun. Dort ist es sicherer erstmal stehen zu bleiben, statt kopflos wegzurennen." Die Tiere können vom Stall aus auf die große Koppel, wo gerade die beiden Ziegen grasen. Insgesamt erstreckt sich der Hof über acht Hektar.

Die Erscheinung und die Vermarktungsstrategie des Hütherhofes hat sich mit der Zeit gewandelt. "Früher hatten wir noch mehr Geflügel, Schweine und 100 Schafe und verkauften das Fleisch und die Wolle direkt." Mittlerweile habe man sich von der Idee abgewandt, eigene Produkte zu vermarkten - auch angesichts der großen Konkurrenz. Das Kerngeschäft liegt mittlerweile im Freizeitbereich. 2005 eröffnete man die Reithalle und teerte die Zufahrtswege, dazu kam 2013 ein Reitplatz auf der Außenanlage. Der Reitverein Hütherhof zählt mittlerweile um die 350 Mitglieder. Seit 2007 bietet der Verein eine Reitschule an. "Die Jüngsten sind vier Jahre alt und fangen mit Mini-Reiten auf Ponys und Voltigieren an."

Dass Kinder Kontakt mit Tieren bekommen, ist ein Anliegen von Theobalt und Jacob. Sie passen mit ihrem Hof somit gut ins Bildungsnetzwerk St. Wendeler Land, das sich zum Ziel gesetzt hat, junge Menschen mit ihrer Heimat vertraut zu machen. "Die Kinder spielten früher viel mehr draußen, zum Beispiel auf dem lokalen Bauernhof", sagt Eva Henn, die bei der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land (Kulani) für die Vernetzung von außerschulischen Lernorten und Bildungseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen verantwortlich ist. Heute sei das nicht mehr der Fall. "Die Lernorte müssen deshalb außerhalb der Schule vermitteln, was die Kinder früher in ihrer Freizeit lernten".

Wie es sich anfühlt ein Pony zu streicheln und zu reiten, können Kinder auf dem Hütherhof erleben. "Wir bieten einen Ponyverleih an", sagt Jacob. Mit dem Huftier an der Leine können Besucher auf dem rund drei Kilometer langen Spazierweg um das Gehöft entlang wandern. Außerdem werden Filzkurse angeboten, bei denen Kindern beigebracht wird, wie diese Stoffart aus Schafwolle hergestellt und bearbeitet wird.

"Letztes Jahr hatten wir wegen der Bauarbeiten etwas weniger Besucher", sagt Jacob. In diesem Jahr planen sie unter anderem wieder Geflügel zu halten und an Ostern findet das jährliche Hoffest statt. Es gibt also immer etwas Neues zu sehen am Hütherhof.

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