Ein Eisenbahner aus Passion

Türkismühle. Mit 14 Jahren von der Volksschule direkt in die Lehre, das gab es damals noch. Klaus-Dieter Kaiser erinnert sich noch an seinen ersten Arbeitstag im Türkismühler Bahnhof am 2. Mai 1959. "Ich musste mich mit zwei weiteren Kameraden um 7.30 Uhr beim Bahnhofsvorsteher Hufnagel melden", erzählte er. "Er war ein strenger Mann

 Auf dem Türkismühler Bahnsteig im Jahre 1962, auf einem Elektrokarren, von links: Hans-Albert Wagner, Klaus-Dieter Kaiser und Harald Kilian. Foto: SZ

Auf dem Türkismühler Bahnsteig im Jahre 1962, auf einem Elektrokarren, von links: Hans-Albert Wagner, Klaus-Dieter Kaiser und Harald Kilian. Foto: SZ

Türkismühle. Mit 14 Jahren von der Volksschule direkt in die Lehre, das gab es damals noch. Klaus-Dieter Kaiser erinnert sich noch an seinen ersten Arbeitstag im Türkismühler Bahnhof am 2. Mai 1959. "Ich musste mich mit zwei weiteren Kameraden um 7.30 Uhr beim Bahnhofsvorsteher Hufnagel melden", erzählte er. "Er war ein strenger Mann. Zuerst drückte er uns die Verhaltensmaßregeln und die Unfallverhütungsvorschriften in die Hand. Den ganzen Vormittag mussten wir die Texte lesen und sie dann unterschreiben". Kaisers Arbeitgeber nannte sich damals noch "Saarländische Eisenbahn". Als Jungwerker bekam er ein Ausbildungsgeld von 3500 französischen Franken, nach der Rückgliederung des Saarlandes an die Bundesrepublik 35 Mark. In den drei Jahren seiner Ausbildungszeit musste der Jungwerker alle Stationen durchlaufen, die seinen Beruf tangierten, angefangen vom Fahrkartenschalter über die Bahnmeisterei und vom Dienst beim Schrankenwärter bis zur harten Arbeit in der Rotte. Den "Befähigungsnachweis zum Führen gleisloser Elektrofahrzeuge auf Bahngelände", den er 1962 erworben hatte, bewahrt er bis heute auf.Um ein echter Allroundeisenbahner zu werden leistete Klaus-Dieter Kaiser in den folgenden Jahren vielfältige Dienste. Er kam an der Bahnsteigsperre, im Güterladedienst und in der Gepäck- und Expressgutabfertigung zum Einsatz, war Zugabfertiger, Fahrdienstleiter und Fahrmeister. Viele Jahre musste er dafür nach Saarbrücken fahren, arbeitete aber auch in anderen Bahnhöfen. Zwischendurch besuchte er vier Jahre die Eisenbahnfachschule. Nachdem der Jubilar 1973 Mitglied im Personalrat in Türkismühle geworden war, erschloss sich ihm als späteres Mitglied des Bezirkspersonalrates Saarbrücken ein Dienstzweig, in dem er bis heute tätig ist. Neben seinem Beruf engagierte er sich lange Zeit auch in der Gewerkschaft. Am Bahnsteig entgleistViel kann der heutige Bundesbahn-Amtsrat (er ist übrigens seit 20 Jahren Türkismühler Ortsvorsteher) aus seiner 50-jährigen Dienstzeit erzählen. Zum Beispiel, dass er 1961 in einem der vier Wagen saß, die an einem Bahnsteig in Saarbrücken entgleisten. Passiert sei ihm damals aber nichts. Oder davon, dass er einmal an der unteren St. Wendeler Bahnsteigsperre die Fahrkarten kontrollierte, als über ihm ein Zug entgleiste und den Wasserkran umriss. Oder auch von den Zwölf-Stunden-Diensten an Sonntagen, von denen ihm nur fünfeinhalb Stunden als Dienst angerechnet wurden. Die Restzeit musste er untätig herumsitzen. Das tollste Erlebnis hatte er in den 70er Jahren. Damals fuhr ein Mann von Hofeld aus mit seinem Auto über die Schienen bis nach St. Wendel. Am Bahnübergang in der Kelsweilerstraße bog er auf die Straße ein und blieb unerkannt. Klaus-Dieter Kaiser erlebte auch mit, als die Strecke Neunkirchen - St. Wendel elektrifiziert wurde, das mechanische Stellwerk in St. Wendel in ein Bildstellwerk umgewandelt und die neue Bahnunterführung in der Tholeyer Straße in St. Wendel gebaut wurde.

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