Ein Drama um Macht und Unterwerfung

Walhausen. Besonderes Theater erlebte das Publikum an zwei Abenden in der jeweils vollbesetzten Festhalle der Freien Waldorfschule in Walhausen. Es spielte die zwölfte Klasse "Bernarda Albas Haus", das letzte Drama von Federico García Lorca

Walhausen. Besonderes Theater erlebte das Publikum an zwei Abenden in der jeweils vollbesetzten Festhalle der Freien Waldorfschule in Walhausen. Es spielte die zwölfte Klasse "Bernarda Albas Haus", das letzte Drama von Federico García Lorca. Schauplatz der Handlung ist das Haus von Bernarda Alba im Jahre 1918, die in einem spanischen Dorf einen Hof, viel Land und fünf Töchter besitzt. Ihr Ehemann wurde gerade eben zu Grabe getragen und so ordnet die streng gläubige Katholikin acht Jahre Trauer an, in denen sie und die Töchter das Haus nicht verlassen dürfen. Hinter der Fassade aus Stein, hinter dem Rücken der eiskalten und religiös fanatischen Bernarda Alba, nimmt das Drama um Macht und Unterwerfung seinen Lauf. Jede der fünf Töchter widersetzt sich auf ihre Weise den Anordnungen der Mutter, jede ergibt sich mit einer anderen Fluchtstrategie in die eigene Traumwelt - und keine bemerkt, dass sie in Wirklichkeit alle um das gleiche kämpfen: Pepe El Romano, den schönsten Mann im Dorf. Am Ende herrschen Krieg und Bernarda Albas Worte über die Stille des Hauses - bis sich eine der Töchter erhängt. Um den männlichen Schülern der Klasse auch ein Ausdruckspotential zu verleihen wurden für das Stück noch männliche Schauspielerrollen selbst geschrieben und umgesetzt. Federico García Lorca verfasste das Stück 1936, zum Zeitpunkt als in Deutschland und Italien faschistische Führer auf dem Höhepunkt ihrer Macht waren. In Spanien stand der Bürgerkrieg, der Franco für 43 Jahre an die Macht bringen sollte, kurz bevor. Lorcas Stück, das letzte vor seiner grausamen Ermordung, behandelt genau diese Tobsucht der absoluten Macht. Bei allem Ernst des Stückes ist es der Gruppe gelungen, auch Witz und Situationskomik gekonnt und geschickt einzusetzen. Beeindruckend war auch der effektive Aufbau der Kulisse. Für die beeindruckende schauspielerische Leistung erntete die Gruppe langen, begeisterten Applaus. Am Ende bedankten sich die Schüler bei ihrer "Arrangeurin" Kati Amerbacher und den vielen Helfern. Erwähnenswert auch das kurzfristige "Einspringen" zweier Schauspieler aus der 13. Klasse, die sich trotz Abiturvorbereitung die Zeit nahmen, ihren Klassenkameraden aus der zwölften Klasse zu helfen. red

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