Sommercamp in Eiweiler Lecsó zum Frühstück, Schwertkampf zum Dessert

Eiweiler · Der Ritterorden zum Heiligen Georg war zu Gast im Sommercamp in Eiweiler. Dort verbrachten Kinder aus Ungarn und dem Saarland gemeinsam ein paar unbeschwerte Tage auf dem Bauernhof.

 Der Kanzler des Ritterordens zum Heiligen Georg, Baron Laszlo Cseke (links), weiß, wie man mit dem Morgenstern umgeht. Im Zweikampf werden Körper und Geist trainiert sowie Disziplin und Selbstbeherrschung geübt.

Der Kanzler des Ritterordens zum Heiligen Georg, Baron Laszlo Cseke (links), weiß, wie man mit dem Morgenstern umgeht. Im Zweikampf werden Körper und Geist trainiert sowie Disziplin und Selbstbeherrschung geübt.

Foto: Ralf Mohr

Ritterorden? Gibt es so etwas heute überhaupt noch? Und was hat das mit einem Sommercamp in Eiweiler zu tun? Die Antwort ist ganz einfach: Auf dem Huf-Hof in Eiweiler war der Ritterorden zum Heiligen Georg mit dem Kinder- und Jugendcamp des Großpriorates Saar-Lor-Lux-Elsass zu Gast. Der Besuch im Saarland kommt nicht von ungefähr, ist doch der Hofherr des Huf-Hofes, Patrick Konzer, der Großprior des Priorats.

Insgesamt 45 Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 18 Jahren waren zu Gast. Dreizehn davon kamen aus dem Saarland. Die übrigen 27 kamen aus der Heimat des Ritterordens St. Georg, aus Ungarn. Mit dabei war auch der Kanzler des Ordens, Baron Laszlo Cseke. Er hatte seine Familie mitgebracht. Sein Sohn, der im Zivilleben Grundschullehrer ist, war einer der Betreuer und Schwertkämpfer. Seine Tochter tanzte in der mittelalterlichen Tanzgruppe. Ein Leben für den Ritterorden, so könnte man das überschreiben, was der Baron – wie er liebevoll hier genannt wird – leistet.

Die Hauptaufgabe des Ritterordens ist nicht nur die Völkerverständigung durch den Austausch von Jugendgruppen, sondern vielmehr  ein umfangreiches karitatives Aufgabenspektrum, wie der Baron erläutert. Dabei beschränkt sich das Aufgabengebiet nicht nur auf Osteuropa und die Ukraine, sondern erstreckt sich bis nach Afrika. Medikamentenversorgung, Betreuung von Krankenhausküchen, Ausbau der Wasserversorgung und vieles mehr wird durch den Orden unterstützt. Finanziert wird sich aus Spenden von Privatpersonen und institutionellen Spendern. So war es dem Orden auch gelungen, für das Camp in Eiweiler Familienministerin Monika Bachmann und Landrat Udo Recktenwald (beide CDU) als Schirmherren zu gewinnen. „Europa war schon immer eins, und was im Mittelalter gegolten hat, gilt heute mehr denn je“, setzt sich der Baron für ein vereintes und friedliches Europa ein. Hier im Sommercamp wurde das friedliche Miteinander über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg gelebt.

Neben der karitativen Arbeit war aber auch die Beschäftigung mit historischen Themen ein Schwerpunkt. Die Kinder konnten in einer Knappenschule die Tugenden der Ritter erlernen und sich im Schwertkampf, mit Pfeil und Bogen und den ritterlichen Gepflogenheiten ausbilden lassen. Mittelalterliches Liedgut und Tanz wurde dabei ebenso traditionell als Kulturgut gepflegt.

Nach einem kräftigen Frühstück mit ungarischem Lecsó (ein Schmorgfericht der ungarischen Küche) ging es beispielsweise mit einer Tanz- und Kampfvorführung weiter. Die Mädchen der Tanzgruppe tanzten mit Begeisterung und einer tiefen Ernsthaftigkeit in einfachen Kostümen zu mittelalterlichen Klängen, und die Kinder der Kampfgruppe zeigten ihre Fertigkeiten mit dem Schwert. Die Kleineren griffen dabei zum Holzschwert, dass sie aber nicht minder ernsthaft und gekonnt führten. „Hier kommt es darauf an, dass die Kinder sich gegenseitig vertrauen und wissen, was sie tun“, erläuterte der stellvertretende Großprior Bence Csizmadia. Die Kämpfe waren weniger einstudiert, als dass sie vielmehr einer intuitiven Choreographie folgten. Und das hatte manchmal auch ein paar blaue Flecken zur Folge. Der Baron selber stellte sich in einem Zweikampf und zeigte, was es heißt, einen Hieb gekonnt abzuwehren und den Gegner auszumanövrieren.

Die Kinder würden so verantwortungsvolles Handeln, Vertrauen in die Kameradschaft und schärften ihre Sinne und Reaktionsfähigkeit lernen. Das Sommercamp fand im Übrigen schon zum dritten Mal in Eiweiler statt und die Organisatoren rund um Patrick Konzer hatten sich ein umfangreiches Programm ausgedacht. „Allerdings hat die Hitze uns da etwas überrascht, und so haben wir die Wanderung über die historische Weiherschleife kurzerhand abgesagt. Stattdessen waren wir auf dem Segelflugplatz in Marpingen und die Kinder hatten Gelegenheit mit einmotorigen Sportflugzeugen mitzufliegen“, erklärte Konzer. Das war dann für die meisten Teilnehmer auch der Renner unter den Aktivitäten. Der 13-jährigen Kincsö aus Ungarn gefiel aber auch besonders das Tanzen und die vielen Tiere auf dem Hof. Louisa (zehn) war vom Bogenschießen und dem Streicheln „ihrer“ Kälbchen begeistert. Hunor (zwölf) und David (13) waren zum ersten Mal mit einem einmotorigen Flugzeug geflogen und haben das Fliegen noch nie so ursprünglich und intensiv erlebt.

Geschlafen wurde im Kuhstall, direkt neben dem Vieh in der Scheune. Im vorderen Bereich hatte man ein Strohlager angelegt. Es ist wohl kaum verwunderlich, dass die Plätze dort am begehrtesten waren. Für die anderen Kinder waren Feldbetten vorbereitet. Am Abschlussabend schrieben die Kinder ihre schönsten Erlebnisse auf und auch das, was ihnen nicht so gut in Erinnerung geblieben ist. Das Negative sollte dann ins Feuer geworfen werden und das Gute ging mit nach Hause.

 Der Huf-Hof in Eiweiler hat sich in eine mittelalterliche Festung verwandelt: Mit einem gemeinsamen Schlachtruf verabschieden sich die Kämpfer des Ritterordens zum Heiligen Georg von ihren Zuschauern.

Der Huf-Hof in Eiweiler hat sich in eine mittelalterliche Festung verwandelt: Mit einem gemeinsamen Schlachtruf verabschieden sich die Kämpfer des Ritterordens zum Heiligen Georg von ihren Zuschauern.

Foto: Ralf Mohr
 Schon die kleineren Knappen sind mit Pfeil und Bogen recht geschickt. Dabei ist Disziplin und Sicherheit oberstes Gebot.

Schon die kleineren Knappen sind mit Pfeil und Bogen recht geschickt. Dabei ist Disziplin und Sicherheit oberstes Gebot.

Foto: Ralf Mohr

Wer sich über die Arbeit des Ritterordens informieren möchte, findet weitere Informationen im Internet auf der Webseite www.facebook.com/SanktGeorgRitterordenSaar oder auch unter
www.huf-hof.de.

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