Rettungsschwimmer berichtet „Das war wirklich kurz vor knapp“

Gonnesweiler · DLRG-Schwimmer haben am Donnerstag einen zehnjährigen Jungen am Bostalsee vor dem Ertrinken gerettet.

 Eine Rettungsschwimmer beobachtet das Geschehen im Schwimmerbereich des Strandbades Gonnesweiler.

Eine Rettungsschwimmer beobachtet das Geschehen im Schwimmerbereich des Strandbades Gonnesweiler.

Foto: Marc Groß

Manchmal sind es Sekunden, die über Leben und Tod entscheiden. Sekunden, die zwischen gerade noch mal gut gegangen und einer Katastrophe liegen. Sekunden, die den Unterschied machen. Ungewollt muss ein kleiner Junge diese Erfahrung am Donnerstag am Bostalsee machen.

Der Zehnjährige verbringt den Tag mit der Jugendgruppe einer Hilfsorganisation im Gonnesweiler Strandbad. Gemeinsam mit seinen Freunden tobt und spielt er im Wasser. Dann passiert das Unglück. „Einige Kinder sind zur Badeinsel geschwommen und hinaufgeklettert“, erzählt Marc Groß von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Auch der besagte Junge macht sich auf den Weg dorthin. Allerdings verlassen  ihn im tiefen Wasser plötzlich und unerwartet seine Kräfte. Er gerät in Panik, droht zu ertrinken und schreit um Hilfe.

Ein Rettungsschwimmer am Wachturm wird auf das Kind aufmerksam. Er stürmt los, stürzt sich ins Wasser. Zur gleichen Zeit entdecken DLRG-Mitglieder auf einem Boot den in Not geratenen Jungen. Einer von ihnen springt ebenfalls in den See und schwimmt zur Unglücksstelle. Die beiden Retter der Ortsgruppe St. Johann erreichen den Zehnjährigen in letzter Sekunde. Gemeinsam schleppen sie ihn die rund 40 Meter zum sicheren Ufer. „Das war wirklich kurz vor knapp. Zehn Sekunden später und die Sache wäre wohl ganz anders ausgegangen“, bewertet Groß, der an diesem Tag als Leiter des Einsatzbereiches eingeteilt ist, die Situation. Zurück an Land checken die Sanitäter der DLRG das Kind einmal gründlich durch. Danach hätten sie ihn wieder wohlbehalten seinen Betreuern übergeben.

„Der Junge hat sehr viel Glück gehabt“, sagt auch Oliver Zangerle, Sprecher vom DLRG Landesverband Saar. Dass er überhaupt noch um Hilfe rufen konnte, sei entgegen der landläufigen Meinung die Ausnahme. Häufig verlaufe das Ertrinken geradezu unauffällig ruhig. „Ein Mensch, der ertrinkt, versucht meist, sich auf den Rücken zu legen. Er versucht weiterhin, zu schwimmen, kommt aber nicht voran“, erklärt Zangerle. Dabei sei der Kopf nach hinten geneigt und unter Wasser. Der Mund befinde sich auf einer Höhe mit der Wasseroberfläche. Die Ausbildung und die Erfahrung der Rettungsschwimmer helfe zwar auch in diesen Fällen meist, die Situation rechtzeitig zu erkennen. Dennoch wünscht sich die DLRG, dass auch die anderen Badegäste umsichtig sind.

„Sollte man eine Person in der Nähe beobachten, bei der man nicht genau weiß, ob alles in Ordnung ist, sollte man sie einfach kurz ansprechen“, rät Zangerle. Im Notfall sollte man im Rahmen der eigenen Möglichkeiten helfen. Dazu gehöre beispielsweise auch, auf die Situation aufmerksam zu machen, damit die professionelle Rettung schnellstmöglich anlaufen kann. Aber: „Die eigene Sicherheit geht vor“, warnt der DLRG-Sprecher.

Damit es gar nicht erst zu gefährlichen Situationen kommt, appelliert Zangerle an alle Schwimmer, die eigenen Kräfte und Fähigkeiten nicht zu überschätzen. „Gerade offene Gewässer verleiten häufig dazu, ein bestimmtes Ziel anzusteuern. Dabei wird oft vergessen, dass zu der Strecke auch der Rückweg zählt“, erläutert er. Um ungestört eine längere Distanz zu absolvieren, sei es ja nicht zwingend notwendig, auf den See hinaus zu schwimmen. „Auch parallel zum Ufer, beispielsweise in schultertiefem Wasser, kann man eine längere Schwimmstrecke zurücklegen, ohne ständig anderen Badegästen ausweichen zu müssen“, rät Zangerle. Selbstüberschätzung sei eine der häufigsten Ursachen für tödliche Unfälle durch Ertrinken.

Kinder – wie etwa der zehnjährige Junge – könnten ihre Kraft oft noch nicht richtig bewerten. Auch Distanzen abzuschätzen, sei für sie meist schwierig. Daher sollten Eltern ihre Kinder am See niemals aus den Augen lassen. Egal wie gute Schwimmer diese auch sein mögen. „Das Wasser ist eine lebensfeindliche Umgebung für den Menschen“, gibt der DLRG-Sprecher zu bedenken. Wenn es zu irgendeiner körperlichen Beeinträchtigung komme, könne man sich an Land hinsetzen und ausruhen. Das sei im Wasser nicht möglich. So könnten beim Schwimmen bereits Kleinigkeiten lebensgefährliche Situationen verursachen. Betreuer, die mit mehreren Kindern zum Baden kommen, sollten sich bei den Rettungsschwimmern vor Ort anmelden. „Wenn wir wissen, dass eine größere Gruppe da ist, haben wir sie besonders im Blick“, sagt Zangerle.

 Jede Menge Badegäste toben und schwimmen unbeschwert im Bostalsee. Da ist es für die Rettungsschwimmer der DLRG eine Herausforderung, die Übersicht zu behalten.

Jede Menge Badegäste toben und schwimmen unbeschwert im Bostalsee. Da ist es für die Rettungsschwimmer der DLRG eine Herausforderung, die Übersicht zu behalten.

Foto: Bonenberger & Klos/Bonenberger

Neben dem Zehnjährigen haben die Rettungsschwimmer in dieser Saison am Bostalsee schon zwei weitere Schwimmer vor dem Ertrinken bewahrt. Ihren ersten Einsatz hatten sie an Vatertag, als ein alkoholisierter Nichtschwimmer von einem Tretboot ins Wasser gefallen ist. „Gemeinsam mit dessen Kumpels ist es den DLRG-Rettern gelungen, ihn in Sicherheit zu bringen“, berichtet Zangerle. Nur drei Tage später sei ein erwachsener Mann im tiefen Wasser der Bosener Seeseite in Not geraten. Noch in Einsatzkleidung habe sich ein DLRG-Mitglied auf den Weg zu ihm gemacht und den Mann ans Ufer gezogen, schildert Zangerle. Obwohl diese Aktionen alle ganz unterschiedlich verlaufen sind, so haben sie doch eines gemeinsam: Immer war es Rettung in letzter Sekunde.

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