Die späte Auferstehung eines Brückenheiligen

Fürth · Passend zum Namenstag des heiligen Nepomuk haben die Berg- und Wanderfreunde Fürth die neue Statue des Brückenheiligen. Die Statue thront auf der Alten Brücke – genau an der Stelle, wo 1945 der „Vorgänger“ zerstört wurde.

 Auf der alten Römerbrücke in Fürth ist der heilige Nepomuk aufgestellt worden. Lars Gräß hat ihn erschaffen. Foto: Andreas Engel

Auf der alten Römerbrücke in Fürth ist der heilige Nepomuk aufgestellt worden. Lars Gräß hat ihn erschaffen. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

. Ein Mann aus Stein feierte am Freitagabend sein großes Wiedersehen mit Ottweiler-Fürth. Über die Alte Brücke, im Volksmund auch "Römerbrücke" genannt, wacht nun wieder eine Statue des Heiligen Johannes Nepomuk. Wie auf der Plakette zu Füßen des 1,20 Meter hohen Brückenheiligen zu lesen ist, wurde der "alte" Nepomuk in den letzten Atemzügen des Zweiten Weltkriegs abgeschossen.

Da war der Applaus groß, als der "Neue" erstmals unverhüllt dastand und ein ausgiebiges Bad in der Abendsonne nahm. Die rötliche Statue aus Sandstein glänzte dabei mit den Instrumenten des Bläser-Chors der evangelisch-lutherischen Kirche Fürth um die Wette; dieser gab während der Einweihung einige Stücke zum Besten. Manfred Ruffing (75), gebürtiger Fürther und Zeitzeuge, berichtete davon, wie er Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider vor einem Jahr auf einer Wanderung von jener Zerstörung erzählt habe.

Das sei laut Ruffing die Geburtsstunde für die "Aktion Nepomuk" gewesen: Der 75-Jährige habe gemeinsam mit seinen acht Kameraden von den Berg- und Wanderfreunden Fürth alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit es schnellstmöglich einen neuen alten Schutzpatron gibt. "Ich hätte aber nicht gedacht, dass wir die 13 000 Euro innerhalb eines Jahres zusammenbekommen", sagte Ruffing.

Allerdings sei das etwa durch Spenden der Sparkasse Neunkirchen, der Tourismus-Zentrale Landkreis Neunkirchen und einiger Politiker "ratzfatz" gegangen. Wie es sich für eine Heiligenstatue gehört, sprach Pater Otto von der katholischen Kirche Ottweiler-Fürth ein Segensgebet. Hierbei fielen die Worte Verantwortungsbewusstsein und Verlässlichkeit - laut Legende habe der böhmische Priester Nepomuk zeitlebens beides verkörpert. Johannes Nepomuk habe 1393 sterben müssen, weil er König Wenzel IV. nicht erzählen wollte, was dessen Frau ihm im Beichtstuhl anvertraut hat. Weil Nepomuk schwieg, wurde er gefoltert und anschließend von der Prager Karlsbrücke gestoßen. Dort steht noch heute eine Statue des Gläubigen, der seit 1729 ein Heiliger ist.

"Nepomuk steht nicht nur für Standhaftigkeit, sondern auch für Frieden", sagte Landrätin Hoffmann-Bethscheider auf dem kleinen Brückenfest. Nach 70 Jahren kehre ein Stück Historie nach Fürth zurück; damit beweise der Ortsteil, dass er als erstes Bioenergiedorf im Saarland nicht nur auf Innovation setze, sondern zugleich auch auf Tradition. Diesen "Spannungsbogen zwischen Tradition und Moderne" lobte auch der Ottweiler Bürgermeister Holger Schäfer.

Der Bürgermeister wünschte Fürth, dass Nepomuk künftig einen guten Job mache und jegliche Hochwasser fern halte. Falls der Schutzheilige doch einmal nasse Füße bekommt, müsse man sich laut Bildhauer Lars Gräß aus Fürth keine Gedanken um den robusten Eifelsandstein machen. In 200 Stunden fertigte Gräß den rund 350 Kilogramm schweren Schutzheiligen. Noch führt kein Wanderweg direkt an der Statue vorbei, aber Manfred Ruffing könne sich gut vorstellen, dass der Premiumwanderweg Mühlenpfad bald einen Schlenker zur Alten Brücke macht.

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