Die Schätze bleiben fest verkorkt

Neunkirchen. Es ist zu vermuten, dass die Redseligkeit nach dem Genuss einiger Gläser Wein in geselliger Runde bereits im alten Rom zur Erkenntnis führte: "In vino veritas". Ob im Wein tatsächlich die Wahrheit liegt, sei einmal dahingestellt. Sicher ist hingegen, dass Wein seit etwa 8000 Jahren angebaut und natürlich auch verköstigt wird

Neunkirchen. Es ist zu vermuten, dass die Redseligkeit nach dem Genuss einiger Gläser Wein in geselliger Runde bereits im alten Rom zur Erkenntnis führte: "In vino veritas". Ob im Wein tatsächlich die Wahrheit liegt, sei einmal dahingestellt. Sicher ist hingegen, dass Wein seit etwa 8000 Jahren angebaut und natürlich auch verköstigt wird. Es gibt allerdings Schätze, die bereits vor so langer Zeit abgefüllt wurden, dass ihr Inhalt wohl niemals vom Korken befreit wird.Im Gewölbekeller von Pirmin Raber aus Hangard lagert ein Chambolle-Musigny aus dem Jahr 1934. Der älteste Wein im Landkreis beschert dem 80-Jährigen den Kreisrekord und zwar in mehrfacher Hinsicht. Denn von der gut erhaltenen 50-Centiliter-Flasche besitzt Pirmin Raber sogar noch ein paar weitere Exemplare. Vor etwa 30 Jahren hat er eine ganze Kiste davon bei einem Saarbrücker Weinhändler erstanden, als dieser seinen gesamten Bestand veräußerte. "Ich war neugierig, wie ein so alter Wein wohl schmecken würde. Anfangs war ich auch sehr angetan, aber mittlerweile hat er an Geschmack verloren. Jetzt ist es zwar kein guter, aber dafür ein alter Wein. Die restlichen Flaschen bleiben verschlossen", sagt Pirmin Raber, der zu gegebenem Anlass gerne ein Gläschen Bordeaux oder Elsässer einschenkt.

Bei Familie Giebel aus Kohlhof greift man in der Regel mittwochs zum Korkenzieher. "Dann ist bei uns traditionell Pizzatag, und wir gönnen uns ein Gläschen Rotwein", erzählt Wolfgang Giebel.

Auf dem Flohmarkt gekauft

Sein 1937er Domaines Grivelet Chambolle-Musigny wird es aber wohl kaum auf die Weinkarte am Pizzatag schaffen. Irgendwann in den 80er Jahren hat er die Flasche auf einem Flohmarkt erworben. "Ein Händler bot damals mehrere alte Weine an. Jeweils für eine Mark pro Flasche. Also habe ich einfach mal zwölf Flaschen gekauft und im Keller gelagert", erinnert sich der 66-Jährige. Und dort lagen die Weine dann, bis Wolfgang Giebel in der Saarbrücker Zeitung von der Suche nach dem ältesten Wein im Kreis erfuhr.

Also hat er in seinem Keller gestöbert und ist dabei wieder auf seine Flohmarktschnäppchen gestoßen. "Mittlerweile haben sich zwar viele Flaschen angesammelt, aber diese ist mit Abstand die älteste. Aus Neugier wollte ich wissen, ob die Flasche einen Wert besitzt und kam bei meiner Recherche im Internet ganz schön ins Staunen", sagt der Weinliebhaber. Wie viel die Flasche wert ist, wird zwar nicht verraten, aber den Kaufpreis von einer Mark hat sie um einiges überschritten.

1937 steht auch auf dem Etikett von Bernd Müllers Aloxe Corton. Obwohl der 63-jährige Wiebelskircher gerne für gute Freunde seine alten Weine öffnet, wird dieser weiterhin verschlossen bleiben. Um ein Haar hätte der Rotwein sein Bouquet bereits entfalten dürfen, als Müllers Vater ihn vor Jahren probieren wollte. "Die Flasche wurde meinem Vater 1954 geschenkt. Als er sie dann später öffnen wollte, konnte ich ihm das ausreden. Ich gehe davon aus, dass man den Wein mittlerweile auch nicht mehr genießen kann", sagt Bernd Müller. Sollte es den Steuerberater mal wieder auf einer Urlaubsreise in das unter Weinkennern bekannte Anbaugebiet in der Region Burgund verschlagen, wird er die Flasche einpacken, um vor Ort etwas mehr über die Sorte zu erfahren.

Dass 1937 nicht nur ein guter Jahrgang für Weine ist, kann Hans Paul bestätigen, der im gleichen Jahr das Licht der Welt erblickte.

Edle Tropfen für Fastnachter

So war es auch eine große Freude für den technischen Leiter des Ottweiler Michel-Verlags, als ihm zum 50. Geburtstag ein Pommard-Les-Epenots Premier Cru aus seinem Geburtsjahr überreicht wurde. "Das war schon ein ganz besonderes Geschenk, das natürlich einen Ehrenplatz erhielt. Für mich ist das ein schönes Andenken an einen schönen Tag, und die Flasche wird sicherlich niemals geöffnet", erzählt der langjährige Präsident des Karnevalsvereins "So war noch nix". Seine guten Verbindungen zu befreundeten Karnevalsvereinen führten schließlich dazu, dass der 73 Jahre alte Rotwein den Weg zu ihm gefunden hat. Denn geschenkt wurde ihm die Flasche von der KG Die Grünschnäbel aus Kleinblittersdorf.

Privat bevorzugt Hans Paul gerne Frankenweine, die er 1961 bei einem Aufenthalt im Sommerach kennen und lieben gelernt hat. Seine Begeisterung für den Frankenwein führte sogar dazu, dass der Weinanbau in dieser Region zu einem seiner Hobbys wurde. "Ich habe mich viel mit dem Anbau und der Lese beschäftigt und mir so im Laufe der Jahre ein wenig Wissen angeeignet. Frankenweine besitzen jedenfalls eine ganz besondere Note", weiß der Hobbywinzer.