Die Kunst einer Spätberufenen

Bosen · Das Kunstzentrum Bosener Mühle lockt noch bis zum 16. Mai mit einer Retrospektive der Niederlinxweiler Künstlerin Liane Deuter. Sie gilt als eine der bedeutendsten Vertreterinnen der bildenden Kunst im Landkreis St. Wendel.

 Die Niederlinxweiler Künstlerin Liane Deuter vor ihrem Werk „Explosion III“. Foto: ame

Die Niederlinxweiler Künstlerin Liane Deuter vor ihrem Werk „Explosion III“. Foto: ame

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Kraftvolle Farben, abstrakte Formen - teils flächig auf der Leinwand aufgetragen, teils filigran. Ein Spiel mit unterschiedlichen Oberflächenstrukturen. Ungezähmte Kompositionen, die beim Betrachter eine besondere Wirkung erzeugen. Liane Deuters Kunst ist ausdrucksvoll und kontrastreich. Hinter dieser Kunst verbirgt sich eine zierliche Frau, deren Bilder ihr Körpermaß oftmals überragen.

Eine Retrospektive im Kunstzentrum Bosener Mühle - unter Schirmherrschaft der Stiftung Kulturbesitz Kreis St. Wendel - zeigt eine konzentrierte Auswahl des Schaffens der Niederlinxweiler Künstlerin. Während der Vernissage, musikalisch eröffnet durch Pianist Bernd Mathias, erörtern Christoph M. Frisch und Wolfgang Gärtner im Künstlergespräch das Schaffen Liane Deuters.

"Liane Deuter versucht nicht, nett zu sein", stellt Gärtner fest. Sie breche mit hergebrachten Sehgewohnheiten, widerspreche bewusst den gültigen Normen der Bildkomposition. Gärtner: "Sie will herausfordern." Und das mache sie äußerst authentisch. "Liane Deuter versucht nicht, die Fantasie in eine bestimmte Richtung zu lenken", greift Frisch auf. Ihr Schaffensprozess sei in besonderer Weise von hoher körperlicher Dynamik geprägt. Über ihre Bedeutung als Künstlerin der Region konstatiert Frisch: "Liane Deuter gehört in eine Reihe mit Mia Münster und Annemarie Scherer-Haßdenteufel."

Die Inspiration für ihre Werke nimmt Deuter aus der Fantasie, das Schaffen vollziehe sich intuitiv: "Ich bin begeistert, wenn ich eine weiße Leinwand sehe." Das reiche ihr um loszulegen. Acryl, Beize, Kohle und chinesische Tusche nutzt sie für ihre Arbeit im heimischen Atelier in Niederlinxweiler.

Liane Deuter wurde 1934 in Steinbach bei Ottweiler geboren. Sie widmete sich erst spät ausschließlich der bildenden Kunst. "Bis ich gemerkt habe, dass ich besser malen kann als Geige zu spielen", fügt sie schmunzelnd an. Großer Stress in ihrer Arbeit als Laborleiterin habe sie dazu bewogen, ihr Leben auf den Prüfstand zu stellen, mit 50 Jahren verstärkt ihrer Leidenschaft nachzugehen. Zwischen 1986 und 1998 absolvierte sie zahlreiche Studiengänge an der Europäischen Kunstakademie in Trier, lernte in Tunesien Kalligrafie und war Teil der Künstlerkolonie Madras in Indien.

Liane Deuters Werke haben seither die Runde gemacht. Vom Saarland nach Köln, Berlin, auf weiteren Stationen bis nach Paris ins Grand Palais und die Exposition d'Art Contemporain im Carrousel du Louvre - dort als bisher einzige deutsche Malerin.

Liane Deuters Retrospektive im Kunstzentrum Bosener Mühle ist noch bis zum 16. Mai jeweils mittwochs bis sonntags von 13 bis 18 Uhr zu sehen.

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