Die große Hoffnung heißt Rotmilan

Saarpfalz-Kreis · Auf allen möglichen Ebenen versucht die Bürgerinitiative (BI) „Gegenwind“, den Bau von Windrädern oberhalb von Bliesmengen-Bolchen zu verhindern. Entscheidende Hilfe könnte ausgerechnet ein etwa ein Kilo schwerer Raubvogel, der Rotmilan, leisten.

 Eine Fotomontage zu den Windkraftanlagen über Bliesmengen-Bolchen. Foto: BI Gegenwind

Eine Fotomontage zu den Windkraftanlagen über Bliesmengen-Bolchen. Foto: BI Gegenwind

Foto: BI Gegenwind

Hinter der letzten Häuserreihe in der Ritterstraße in Bliesmengen-Bolchen erhebt sich mit Wiesen und Obstbäumen langsam ansteigend bis hin zur bewaldeten Kuppe der rund 300 Meter hohe Allenberg. Es wäre ein perfektes Postkarten-Motiv für "Grüße aus der Biosphäre" oder das Aufmacher-Foto einer Hochglanz-Broschüre, die zum Haus- oder Grundstückskauf im südlichen Bliesgau motivieren soll. "Genau aus diesem Grund sind doch junge Familien hierher gezogen, haben viel Geld in ihre Häuser investiert. Sonst hat unser Dorf doch nicht viel zu bieten", klagt Jürgen Klingler von der Bürgerinitiative "Gegenwind". Denn das Wohn-Idyll in der südlichen Biosphäre ist in Gefahr. Anfang Mai hatte die Gemeinde Mandelbachtal die Bürger von Bliesmengen-Bolchen und des Nachbarortes Habkirchen in helle Aufregung versetzt. Auf einer Informationsveranstaltung stellte sie zusammen mit der Planungsfirma Argus Concept den Entwurf eines Teilflächennutzungsplanes vor. Der soll die rechtliche Grundlage für die Errichtung von zehn bis zwölf Windenergieanlagen (WEAs) von etwa 200 Metern Höhe auf dem Allenberg und einer wesentlich kleineren Fläche bei Habkirchen bilden. Vor den meisten Bliesmengen-Bolchenern tat sich ein Horror-Szenario auf: Landschaftsbild zerstört, dauerhafte unterschwellige Lärmbelästigung durch die Rotoren, Rodungen im Wald für Anlieferung und Bau der Giganten, Wertverfall ihrer Immobilien. Eine Woche später war die Gründungsversammlung der Bürgerinitiative.

Seither haben Beate Loschky, Tamara Zimmermann, Susanne Schild, Heike Ludt, Jürgen Klingler und ihre Mitstreiter in vielen Bereichen versucht, gegen die Windkraft-Pläne mobil zu machen: Einwände im Zuge des formalen Offenlegungsverfahrens des Planes (werden derzeit geprüft), Aktions- und Informationsstände im Ort, Unterschriftenaktionen auch in den umliegenden Orten, eine "Montagsdemo" und vor allem auch Gespräche auf allen politischen Ebenen, vom Gemeinderat bis hin zum Landtag. Die Politik gab sich bisher weitgehend gesprächsbereit.

Am Erfolg kann gezweifelt werden. So unterstützte etwa die Fraktion der Linken im Landtag vor kurzem per Pressemitteilung die Forderung der Bürgerinitiative nach einem Mindestabstand der WEAs von 2000 Metern von Wohnbebauung - was den Bau auf dem Allenberg unmöglich machen würde. Wenige Tage später sprach sich eine regionale Bürgerenergiegenossenschaft, in deren Vorstand ein Gemeinderatsmitglied der Linken sitzt, gegen einen solchen Mindestabstand aus. Linken-Promi Oskar Lafontaine wird wiederum auf der nächsten Montags-Demo am 14. Juli erwartet. Auch Gespräche mit Vertretern anderer Parteien wurden bereits geführt. Klare Solidaritäts-Bekenntnisse fanden allerdings nicht statt. Von ihrer Heimat-Gemeinde haben die Bliesmengen-Bolchener auch wenig zu erwarten. Sie muss Gebiete für die Windkraft-Nutzung ausweisen, um "Wildwuchs" in der Gemeinde zu verhindern. Sie würde aber auch als Haupt-Grundstückseigentümer auf dem Allenberg beim Bau eines Wind-Kraftwerkes auf der Gewinner-Seite stehen. Tatsächlich Hoffnung setzt die Bürgerinitiative daher auf den Rotmilan. Der streng geschützte Raubvogel brütet unbestritten im Bliesgau.

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