„Die ganze Atmosphäre war schön“

St Wendel · Die drei Erstplatzierten des Eliterennens der Mountainbike-Europameisterschaft hatten soeben das Siegertreppchen verlassen, da schnallte sich Bürgermeister Klaus Bouillon seine Grillschürze um. Die ehrenamtlichen Helfer hatten sich versammelt, als Dank für eine riesige Leistung gab es Gegrilltes vom Stadtchef.

Uldis Strautmanis sitzt am Sonntag im Pressecenter in der St. Wendeler Sporthalle. Der lettische Journalist informiert seine Landsleute direkt aus der Kreisstadt. Der 38-Jährige aus Riga hat das kleine Radteam aus Lettland begleitet. Er ist einer von 60 Journalisten, die über die viertägige Mountainbike-Europameisterschaft in St. Wendel informieren, Texte und Bilder in viele Länder transportieren.

"Für mich war es die erste Europameisterschaft und gleichzeitig eine Herausforderung", resümierte Strautmanis am Sonntagmittag. Von Spitzenplätzen der lettischen Mountainbiker hat er nicht berichten können. "Davon bin ich natürlich nicht ausgegangen", erklärte er. Sein Landsmann Matiss Freimanis schaffte es im Eliminator-Rennen immerhin bis ins Achtelfinale. Seit Donnerstag weilte der Journalist in der Kreisstadt. Während er seine ersten Eindrücke in ein Internetportal stellte, strampelten die lettischen Mountainbiker ihre Trainingskilometer ab und deckten sich bei einem Discounter reichlich mit Müsli-Riegeln ein. Welche Eindrücke von der Veranstaltung nimmt Journalist Strautmanis nun mit in die lettische Hauptstadt: "Die ganze Atmosphäre war sehr schön und alles war sehr gut durchorganisiert."

Durchorganisiert war auch das Zusammenspiel von Feuerwehr, Notarzt, dem Deutschen Roten Kreuz (DRK), dem Technischen Hilfswerk (THW) und der 80-köpfigen Crew der Stadtverwaltung und des Bauhofes. "Unter den Hilfsorganisationen funktioniert die Zusammenarbeit reibungslos", stellte der stellvertretende Stadtwehrführer Stefan Grevener heraus. Die Hilfskräfte seien so verteilt gewesen, dass sie binnen kürzester Zeit den Einsatzort erreichen könnten. Besonders am Samstag bei den Rennen der Junioren und U23-Klasse waren die Helfer gefordert. Ein schwerer Unfall, wie DRK-Pressesprecher Jonas Jung vermeldete, hielt die Einsatzkräfte in Atem. Nach einer Straßenüberquerung war ein Teilnehmer schwer gestürzt. Dazu Jung: "Er hatte eine lebensgefährliche Bauchverletzung". Der Rettungshubschrauber musste angefordert werden, mit dem der schwer verletzte Radfahrer ins Winterberg-Krankenhaus geflogen wurde. "Zudem ist ein neunjähriges Kind von einem Teilnehmer angefahren worden", berichtete Jung von einem zusätzlichen Vorfall. Sonstige Stürze gingen mit Schürf- und Platzwunden ab.

Die Polizei sprach von einer insgesamt ruhigen Veranstaltung. Wegen des Diebstahls zweier hochwertiger Trainingsfahrräder aus einem an der Sporthalle abgestellten Team-Transporter mussten allerdings Ermittlungen aufgenommen worden. Wie Kontaktpolizist Karl-Heinz Fischer mitteilte, hat sich die Straftat in der Nacht zum Pfingstsonntag zugetragen.Bürgermeister Klaus Bouillon weiß, was sich gehört. Ehe er im SZ-Gespräch die Mountainbike-Europameisterschaft 2014 Revue passieren lässt, stellt er die Leute in den Vordergrund, ohne deren Engagement man eine derartige Mammut-Veranstaltung hätte nicht realisieren können. "Jeder Streckenposten, jeder Helfer ist einfach ganz wichtig, ohne sie geht nichts. Es ist einfach riesig, was die ehrenamtlichen Helfer wieder einmal geleistet haben", lobte Bouillon. Ihm war es ein Bedürfnis, diese Leistung der Leute zu würdigen und dies auch der Bevölkerung rüberzubringen. Er wirkt gerührt und ist stolz auf die Menschen um ihn herum, egal ob sie noch in einer Uniform stecken, oder ein Security-Leibchen tragen. "Hier sind Leute, die haben acht bis zehn Stunden in den letzten vier Tagen teilweise im Wald gestanden. Wir hatten über 300 Leute im Einsatz", sagt der Verwaltungschef, den alle entweder mit seinem Vorname Klaus und natürlich mit "Bulli" ansprechen. "Von der Veranstalterseite bin ich sehr zufrieden. Selbstverständlich haben wir mit dem Verletzten gebangt, als er mit dem Hubschrauber abtransportiert werden musste", was er bedauert. 3000 Leute seien beim abschließenden Eliterennen im Zielbereich gewesen, etwa 5000 an der gesamten Strecke. "In der Stadt herrschte ein internationales Flair, die europäischen Gäste haben sich wohlgefühlt", erklärt er. Dann greift der Bürgermeister zur Grillzange, eine weitere Helfergruppe trudelt ein, und der Zuruf Prost beim Anstoßen hat nun Vorfahrt.

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