Die Freiheit als Muse

Homburg · Schon die Vernissage war ein Erfolg: Im Frauenbüro hängen seit dem 17. Mai die künstlerischen Arbeiten der Teilnehmerinnen eines Kreativ-Workshops. Sie haben teilweise sogar mit verbundenen Augen gemalt.

 Das Thema Freiheit ist Ayshe Tas-Ilan (links) wichtig. Hier bei der Ausstellungseröffnung mit der Kunsttherapeutin Andrea Mross. Foto: Andreas Heinz/Caritas

Das Thema Freiheit ist Ayshe Tas-Ilan (links) wichtig. Hier bei der Ausstellungseröffnung mit der Kunsttherapeutin Andrea Mross. Foto: Andreas Heinz/Caritas

Foto: Andreas Heinz/Caritas

"Özgürlük" hat Ayse Tas-Ilan neben ihr Bild geschrieben, das ist türkisch und heißt übersetzt "Freiheit." Für die 39-jährige Frau aus Homburg steht das Wort für die politische und kulturelle Freiheit Deutschlands. Seit zehn Jahren genießt sie diese Freiheit, sie ist ihr so wichtig, dass sie auf dem gelb-grünen Bild ihren Platz fand.

Entstanden ist das Gemälde im Rahmen eines Kooperationsprojekts von Caritas-Zentrum Saarpfalz und dem Frauenbüro Homburg, rund 30 Frauen mit Migrationshintergrund haben an einem achtwöchigen Kreativ-Workshop teilgenommen. Angeleitet von der Kunsttherapeutin Andrea Mross und der Diplom-Designerin Nathalie Dommergue gaben die Frauen ihren Gefühlen Ausdruck. Die Ergebnisse des Workshops - einem Beitrag des Frauenbüro-Projekts "Vielfalt im Dialog" - werden derzeit im Frauenbüro ausgestellt.

Publikumsinteresse ist riesig

Die Vernissage fand am Samstag, 17. Mai, statt, die Räume des Frauenbüros liefen vor Publikum regelrecht über. Das große Interesse war für die Migrantinnen eine schöne Bestätigung ihrer Arbeit, vor allem aber wurde ihnen das Gefühl vermittelt, hier im Saarpfalz-Kreis zuhause zu sein. "Das ist der ursprüngliche Ansatz des Projektes", erklärt Monika Herb vom Caritas-Zentrum Saarpfalz.

Das "Ankommen" sollten die Frauen in ihren Bildern ausdrücken, vor allem ihre positiven Empfindungen in die Kunstwerke einbringen. Sicher sei "Heimweh" ein Thema für die meisten Workshop-Teilnehmerinnen, aber auch eine solche eher mit Tränen verbundene Thematik könne künstlerisch verarbeitet werden. Ayse Tas-Ilan hat auch in einer Ton-Arbeit ihre Verbundenheit mit ihrer zweiten Heimat ausgedrückt, eine Figur trägt den Namen "Ali" auf der Brust, die daneben stehende den Namen "Oskar". Für die Türkin symbolisiert diese Arbeit ihren Wunsch nach Verständigung, sie fühle sich nämlich nach all den Jahren schon als echte Homburgerin. "Wenn ich aus einer anderen Stadt hierher zurückfahre, ist es ein Heimkommen." Vor ihrer Projektteilnahme habe sie übrigens mit Kunst nicht viel am Hut gehabt, sie habe sich von dem ganzen aber inspirieren lassen. "Das Malen mit geschlossenen Augen, das wir mit den beiden Künstlerinnen geübt haben, mache ich mittlerweile regelmäßig mit meinem kleinen Sohn zusammen."

Landrat Clemens Lindemann, der die Ausstellung eröffnete, durfte sich zusammen mit anderen Besuchern auch davon überzeugen, wie sehenswert ein Bild wird, wenn man sich nur übers Gehör an den Anweisungen der Kunsttherapeuten orientiert. Seinem praktischen Einsatz ging ein rednerischer voraus. "Kunst braucht keine Sprache", sagte er, die Teilnehmerinnen - sie kommen unter anderem aus Kolumbien, England, Frankreich, Venezuela und Marokko - hätten mit der Teilnahme am Projekt zu ihrer Selbstfindung und Selbstverwirklichung beigetragen.

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