Die Endlichkeit erlebter Zeit

Neunkirchen. Die Kunsthistorikerin Verena Paul schrieb in einer Rezension, Karl Heinrich Wachs greife in seinen Werken das Zeitliche auf und setze der erlebten Zeit die Metapher der Lebensenergie und deren Vergänglichkeit entgegen. Die Endlichkeit seiner intensiv erlebten Zeit ereilte den Künstler in einer schweren Krankheitsphase, dennoch plötzlich und unerwartet

 Karl Heinrich Wachs im Dezember 2009 bei der Ausstellungseröffnung "Unter 100" des Künstlerkreises. Foto: Willi Hiegel

Karl Heinrich Wachs im Dezember 2009 bei der Ausstellungseröffnung "Unter 100" des Künstlerkreises. Foto: Willi Hiegel

Neunkirchen. Die Kunsthistorikerin Verena Paul schrieb in einer Rezension, Karl Heinrich Wachs greife in seinen Werken das Zeitliche auf und setze der erlebten Zeit die Metapher der Lebensenergie und deren Vergänglichkeit entgegen. Die Endlichkeit seiner intensiv erlebten Zeit ereilte den Künstler in einer schweren Krankheitsphase, dennoch plötzlich und unerwartet. Während seine Frau Ramona am 30. Juni des vergangenen Jahres zum Einkaufen war, beendete ein Herzinfarkt das Leben des eminent fleißigen Künstlers. "Ich kann sagen, er war bis zum letzten Tag in seinem Atelier", erzählt an diesem Samstagnachmittag seine Witwe Ramona Hewer-Wachs von diesem tragischen Ereignis.Gerade hat sie Werke aus dem umfangreichen Schaffen ihres Mannes einfühlsam zu einer Ausstellung in der Galerie des Künstlerkreises Neunkirchen arrangiert. Noch erschöpft von der Arbeit erzählt sie in freundlicher Offenheit von dem innigen Verhältnis, das sie mit ihrem Ehemann verbunden hat. "Er fehlt mir sehr, es fehlen mir die Gespräche über die Kunst, der gemeinsame Besuch von Ausstellungen, das gemeinsame Musizieren mit der Mundharmonika. Wir hatten eine bemerkenswerte Zeit."

Der bescheidene Künstler Karl Heinrich Wachs lebte für die Kunst. Sein vielfältiges und vielseitiges uvre beweist diese Feststellung. 20 000 Arbeiten von Karl Heinrich Wachs verwaltet seine Witwe, die schon zu Lebenszeiten seine Managerin, aber wohl auch seine Muse war. Wachs' Werk umfasst Ölmalereien, gegenständliche Zeichnungen, Linolschnitte, Kupferstiche und Aquarelltechniken. Herausragend ist seine in Mazedonien erlernte Hinterglasmalerei, die er mit seinem eigenen, abstrakten Stil verfeinerte. Handdrucktechniken, studiert bei Professor Krämer und Professor Pery in Trier, setzten die künstlerische Entwicklung von Karl Heinrich Wachs fort. "Ferner wurden Farbradierungen zu seiner künstlerischen Leidenschaft", versichert Ramona Hewer-Wachs. Eine weitere Spezialität waren Kaltnadelradierungen und Ätzradierungen. Die Frottage- und die Collagetechnik wurden von Wachs ausgetestet. "Er hat aber auch Skulpturen aus Eisen, Kupfer und verschiedenen anderen Materialien gearbeitet", erzählt seine Witwe.

Ramona Hewer-Wachs war über fünf Jahre mit Karl Heinrich Wachs verheiratet. "Eine sehr intensive Zeit", sagt sie leise und verrät, dass sich beide zuvor schon 25 Jahre gekannt haben. "Ich war seine Schülerin, später seine Meisterin", meint die Kommunikationstrainerin aus Rheinfelden im Badischen. Liebe auf den ersten Blick sei es gewesen, als man sich bei dem Künstler Lucas Kramer zum ersten Mal begegnet sei.

Die innige Liebe zueinander und zur Kunst verband beide Partner sehr eng. "Die Kunst war unser beider Kind", unterstreicht Ramona Hewer-Wachs mit einem leisen Lächeln die intensive Partnerschaft. Jetzt kümmert sich Ramona Hewer-Wachs um den Nachlass ihres Mannes. "Ich hoffe, ich schaffe es", sagt sie und rückt mit vorsichtiger Hand ein Bild in der Galerie zurecht.

Zur Person

Hans Heinrich Wachs wurde 1934 in Blieskastel geboren. Früh siedelte er mit seiner Familie nach Kirkel um. Die Kunst aber wurde Karl Heinrich Wachs in die Wiege gelegt. Sein Vater war Steinbildhauer und machte den Sohn sehr früh mit künstlerischer Gestaltung vertraut. Der junge Hans Heinrich Wachs durfte unter Anleitung seines Vaters Stein bearbeiten. Er lehrte ihn aber auch, das Material zu verstehen, zu erkennen. Doch dass der Sohn Künstler wird, das wollte der Vater nicht. Wachs studierte daher Maschinenbau und machte sich als Ingenieur selbstständig. Er nahm sich aber weiterhin die Zeit, seiner eigentlichen Berufung zu huldigen, der Kunst. Erfolge blieben nicht aus. Wachs war Teilnehmer der Landeskunstausstellung 1989 und 1997. Zahlreich sind seine Ausstellungen im In- und Ausland.

Die Ausstellung vom 16. Januar bis 26. Februar in der Galerie des Künstlerkreises Neunkirchen im Langenstrich ist seinem Gedenken gewidmet. Die Vernissage findet am Sonntag, 16. Januar, elf Uhr, statt. Die Vorsitzende des Künstlerkreises, Hannelore Seiffert, wird die Begrüßung halten, Ramona Hewer-Wachs spricht die Laudatio. gm

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