Dichter, Denker und Musiker

Neunkirchen. Die Stummsche Reithalle war am Wochenende fest in der Hand der Dichter und Denker. Unter dem Titel "Lieder der Poesie" stellten Amby Schillo, Michael Marx und Nino Deda am Freitag und am Samstag ihre musikalischen Arrangements deutschsprachiger Literaten vor

Neunkirchen. Die Stummsche Reithalle war am Wochenende fest in der Hand der Dichter und Denker. Unter dem Titel "Lieder der Poesie" stellten Amby Schillo, Michael Marx und Nino Deda am Freitag und am Samstag ihre musikalischen Arrangements deutschsprachiger Literaten vor. Eine Erfolgsgeschichte, denn mittlerweile hat das Trio bereits das dritte Album mit poetischen Vertonungen produziert. Wäre es nach den 170 Zuschauern am Freitagabend gegangen, würden Deda, Marx und Schillo vermutlich noch immer auf der Bühne stehen und die Werke von Tucholsky, Fontane, Eichendorf, Heine und anderen lyrischen Meistern vortragen. Nach gut 150 Minuten und drei Zugaben verließen die Künstler unter dem tobenden Beifall des Publikums aber doch die Bühne. Nicht nur die Erwartung eines Zuschauers, der bereits vor dem ersten Titel eine Zugabe forderte, war zu diesem Zeitpunkt längst übertroffen worden. Auch wenn Michael Marx damit kokettierte, dass man auch trotz 30-jähriger Bühnenerfahrung noch immer so aufgeregt sei wie "ein Schulbub vor der Mathearbeit", war von Nervosität nichts zu spüren. Schon zum Auftakt mit "Ein kleines Lied" (Ebner-Eschenbach) und "Glück" (Eichendorff) durften sich die Besucher entspannt zurücklehnen und sich von den Musikern auf eine poetische Reise mitnehmen lassen. Über die musikalischen Fähigkeiten der drei Multi-Instrumentalisten muss zwar kein Wort mehr gesagt werden, aber wenn Schillo während der Stücke vom Cello zur Frame-Drum wechselte, Deda seine Finger übers Akkordeon tanzen ließ und Marx der armenischen Flöte Duduk wunderbare Töne entlockte, dann war das schlicht hohe Kunst. Große Momente gab es am Freitag zuhauf. Einer der Höhepunkte war sicherlich die Interpretation von Heinrich Heines "Die Schlesischen Weber", bei dem die zornigen, wütenden, anklagenden und aufwühlenden Worte des Dichters zum monotonen, fast schon düsteren Rhythmus der Musik noch mehr an Intensität gewannen. Dass Poesie auch ganz ohne Worte funktioniert und rein über die Musik transportiert werden kann, zeigte Dedas Hommage an seine Ehefrau. So geriet das reine Instrumentalstück "Enkelejda's Walzer", inklusive eines mit viel Applaus bedachten Percussion-Solos von Schillo, ebenfalls zu einem der bereits erwähnten großartigen Momente. Marx' Vorschlag, bereits jetzt das Weihnachtspaket zu schnüren und alle drei "Lieder der Poesie"-Alben zu kaufen, kamen nicht wenige Besucher nach. Vermutlich verbunden mit der Hoffnung, die Serie demnächst mit einem vierten Teil zu ergänzen.

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