„Dich hann ich jo ewig nitt gesiehn“

Völklingen · Ostern ohne Jahrmarkt? In Völklingen nahezu unmöglich. Und so reihten sich wieder zahlreiche Händler mit ihren Tischen zwischen Forbacher Passage und Kolping-Platz und buhlten um die Gunst der vielen herumschlenderten Kunden.

 Selbst Postkarten lassen sich auf dem Markt in Völklingen finden. Wem Else Holliner und Annita Kullmann (v.li.) wohl eine schicken werden? Foto: Jenal

Selbst Postkarten lassen sich auf dem Markt in Völklingen finden. Wem Else Holliner und Annita Kullmann (v.li.) wohl eine schicken werden? Foto: Jenal

Foto: Jenal

Die Schausteller sind mit ihrer Osterkirmes schon vom Festplatz verschwunden, und so fand der Völklinger Oster-Jahrmarkt gestern auf dem Adolf-Kolping-Platz, im Pfarrgarten und der untere Forbacher Passage nicht zeitgleich mit der Kirmes statt. Weil Ostern dieses Jahr relativ spät auf dem Kalender stand und die Schausteller ohne die um eine Woche vorgezogene Völklinger Kirmes zu spät zum Saarbrücker Maifest gekommen wären. Ungewöhnlich aber nicht weiter schlimm, denn am ersten Werktag nach dem langen Osterwochenende strömen die Besucher in Scharen auf den Jahrmarkt, um zu erkunden, was die fliegenden Händler alles zu bieten haben.

Mit Speck fängt man Mäuse, weiß einer von ihnen, Rentner Michael Claus, der leckeren Schwarzwälder Schinken von der Metzgerei Metzger aus Hinterweidental anbietet. Und mit Schinkenspeck ködert man Kunden, und so bietet er jedem, der vorbei kommt, ein paar Happen von der deftigen Leckerei an. Noch während der mögliche Kunde am Kauen ist, preist Claus: "Schön mild, nicht so salzig." Außerdem vakuum-verpackt und nach der Öffnung noch drei Monate halbbar, wenn der Käufer die Ratschläge des fachkundigen Verkäufers beherzigt: "Immer in ein feuchtes Küchentuch einlegen, dann ins Gemüsefach des Kühlschranks legen, sonst wird er trocken und salzig." Alles klar, und weil die Schinkenstücke zufällig zum Völklinger Jahrmarkt auch noch im Angebot sind, beißen viele Kunden an. "Hier in Völklingen ist ein guter Standort", sagt Claus dann auch zufrieden.

Marktschreier gibt es nicht auf dem Völklinger Jahrmarkt. In aller Ruhe erklären die Händler, warum die Autopolitur niemals zu glänzen aufhört. Warum in modernen Keramikpfannen aber auch rein gar nichts mehr anbrennen kann und vieles mehr. Und Handgemachtes kommt an - zum Kontrast zu den steril und portionsweise abgepackten Lebensmitteln im Supermarkt, wie frischer Käse und süße Bonbons direkt von den Erzeugern.

Lederwaren gibt es reichlich auf den zahlreichen Markttischen, Klamotten zu Niedrigpreisen auch. Weniger Wachstischdecken und Spielzeug. "Man muss sich Zeit nehmen, um die richtigen Schnäppchen zu finden", weiß Gerlinde Schmidt, die für ihr Leben gerne über Jahrmärkte schlendert. Dabei müsse es sich nicht immer nur um besonders günstige Ware handeln, als Schnäppchen bezeichnet sie auch: "Dinge mit einem besonderen Kniff oder besonders hübsche Sachen." So hat sie an einem Stand einen Dosenöffner entdeckt und gekauft, der noch allerhand mehr kann, als schnöde Konserven zu entdeckeln.

Und wem das alles noch nicht reicht, dem dient der Jahrmarkt selbstverständlich als Treffpunkt auf ein Schwätzchen. "Ei dich hann ich jo ewig nitt gesiehn", begrüßt Claudia Krämer ihre ehemalige Schulfreundin Maria Zimmer am Pfarrgartenbrunnen. Und so beginnt ein ausführliches Gespräch, über die ältere und jüngere Vergangenheit der beiden.

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