Derzeit freie Bahn für Tauben

Homburg · Spezielle Netze haben bislang Bahnreisende im Hauptbahnhof vor Taubendreck bewahrt. Wegen Arbeiten an der Bahnsteigs-Beleuchtung mussten die Netze abmontiert werden. Dementsprechend verdreckt sind jetzt wieder die Bahnsteige.

 Für Tauben sind Bahnhöfe nicht selten eine „begehrte Wohngegend“, SZ-Leserreporter Thomas Pfaff bemängelt nun, dass am Homburger Hauptbahnhof die Netze zur Taubenabwehr teilweise entfernt wurden. Foto: Thorsten Wolf

Für Tauben sind Bahnhöfe nicht selten eine „begehrte Wohngegend“, SZ-Leserreporter Thomas Pfaff bemängelt nun, dass am Homburger Hauptbahnhof die Netze zur Taubenabwehr teilweise entfernt wurden. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Für die einen sind sie ein universelles Friedenssymbol, für die anderen das "Ungeziefer der Lüfte". Aber ganz gleich, wie man nun auch zu Tauben steht, ihren Dreck mag wirklich keiner. Kommunen und öffentlichen Einrichtungen gehen deswegen viele Wege, um den Tauben das Leben so ungemütlich und unangenehm wie möglich zu machen: Stachelbewehrungen, Absperrnetze - die Liste der technischen Hilfsmittel ist lang.

Auch im Homburger Hauptbahnhof versucht die Bahn AG, den Schwärmen der Vögel Herr zu werden. Und das mit eigentlich gutem Erfolg. Doch nun hat sich SZ-Leser Thomas Pfaff aus Bexbach als Leserreporter zu Wort gemeldet. In einer E-Mail schreibt er: "Der Bahnhof Homburg wurde vor einigen Jahren mit großem finanziellem Aufwand renoviert und saniert." Dabei seien unter den Dächern der Bahnsteige Netze gespannt worden, damit die "lästigen Tauben" nicht mehr ihre Notdurft auf die Bahnsteige, die Treppenabgänge, die "schönen neuen Edelstahlhandläufe und dümmstenfalls auf wartende Bahnreisende" verrichten konnten. Pfaff: "Auch optisch war das Ganze sehr gut gelöst." Einige Wochen später habe dann aber "ein kluger Kopf bemerkt, dass auch die Beleuchtung der Bahnsteige erneuert werden muss, was natürlich grundsätzlich auch sinnvoll ist. Aus diesem Grund wurde an einigen Bahnsteigen das Schutznetz abgeschnitten, und die neuen Lampen wurden installiert". Seither allerdings, so Pfaff weiter, seien die Netze nicht mehr erneuert worden.

Ein Recherche unsere Zeitung vor Ort gestern bestätigte Pfaffs Beobachtungen. Sind an Gleis eins die Netze unterhalb der Gleisdächer noch intakt, so fehlen diese auf allen Folgegleisen.

Genau dort sind auch die von Pfaff genannten, neu installierten Lampen zu entdecken. Und auch die von Pfaff angesprochenen Tauben haben die zwischenzeitliche und aus Taubensicht angenehme "Lücke im System" für sich (wieder-) entdeckt und fühlen sich augenscheinlich unterm Dach so wohl wie früher. Augenfällig nach einem Rundgang über die Gleise ist allerdings auch, dass zumindest an einigen Stellen die Verkabelungen der Lichtanlagen noch nicht fertig gestellt sind, Kabelschächte scheinen offen.

Auf Nachfrage unserer Zeitung gestern bei der fürs Saarland zuständigen Pressestelle der Bahn AG in Frankfurt gestand eine Sprecherin des Unternehmens ein, dass tatsächlich derzeit die Netze zur Taubenabwehr fehlten. "Diese werden aber natürlich wieder installiert." So haben man selbst als Bahn AG "kein Interesse, dass unsere Kunden von Tauben belästigt werden". Allerdings, so die Bahn-Sprecherin weiter, seien die Arbeiten an der Erneuerung der Lichtanlagen auf den betroffenen Gleisen noch nicht abgeschlossen. "Da macht es natürlich keinen Sinn, schon jetzt die Netze gegen Tauben wieder zu montieren."

Bis wann die Arbeiten an der Beleuchtung der Gleise abgeschlossen sein werden und damit der Taubenschutz wieder montiert werden kann, das konnte die Pressesprecherin der Bahn gestern trotz weitergehender Recherchen nicht in Erfahrung bringen. Damit scheinen die Tauben im Hauptbahnhof noch etwas Zeit gewonnen zu haben. Oder, wie es Thomas Pfaff in seiner E-Mail schrieb: "Die Tauben haben ihre Toilettensitze zurückerobert."

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