Das Zauberwort heißt Beweidung

Eiweiler · Der Riesenbärenklau ist ein gefährlicher Exot, der bei Hautkontakt zu ernsthaften Verletzungen mit schlimmen Brandblasen führen kann. Die Pflanze wuchert insbesondere im nördlichen Saarland. Welche Möglichkeiten zur Bekämpfung und Ausrottung des Riesenbärenklaus bestehen, darüber haben Experten im Eiweiler Lindenhof informiert.

 Schön, aber gefährlich. Der Riesenbärenklau ist mit vier Metern Höhe und weißen Blütendolden imposant. Foto: Gunther Kopp/Archiv

Schön, aber gefährlich. Der Riesenbärenklau ist mit vier Metern Höhe und weißen Blütendolden imposant. Foto: Gunther Kopp/Archiv

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 Ulrich Wild vom saarländischen Umweltministerium sprach in Eiweiler über den giftigen Riesenbärenklau. Foto: Faber

Ulrich Wild vom saarländischen Umweltministerium sprach in Eiweiler über den giftigen Riesenbärenklau. Foto: Faber

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Der giftige Riesenbärenklau breitet sich im nördlichen Saarland immer stärker aus. In manchen Regionen tritt die bis zu fünf Meter hohe Pflanze, auch Herkulesstaude genannt, in Massen auf. Wie groß dessen ständig wachsende Ausbreitung im Landkreis St. Wendel insgesamt ist, steht laut Andreas Bettinger vom Zentrum für Biodokumentation, noch nicht fest. "Es ist problematisch. Die Informationen mit einer Lagebeschreibung über die Bestände müssten bei den Gemeinden zusammenlaufen, damit wir sie konkret kartieren können", erklärt Bettinger. Bettinger referierte in Eiweiler bei einer Info-Veranstaltung des SPD-Kreisverbandes.

Eine flächendeckende Ausrottung des Riesenbärenklaus, so meinen Experten , ist fast nicht möglich. Reines Abmähen nützt nur, wenn es regelmäßig passiert, sonst treiben die Pflanzen allerspätestens im nächsten Jahr wieder aus. Eine Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln ist zwar möglich, richtet aber bei einer unsachgemäßen Anwendung noch einen größeren Schaden an. "Eine chemische Bekämpfung soll nur als letztes Mittel in Frage kommen", sagt Volker Wild vom Saar-Umweltministerium.

Für Grundstückseigentümer und Landbesitzer also ein Kampf gegen Windmühlen? Zur Bekämpfung rät Wild: "Eine Beweidung der betroffenen Flächen ist das Maß aller Dinge". Beispielsweise in Karlsbrunn hat der Landschaftspflegeverein vor einigen Jahren damit begonnen großflächige Bestände des Riesenbärenklaus durch eine Beweidung mit Ziegen und Schafen zu verdrängen. "Wir haben die Sache endlich im Griff, der Erfolg ist sichtbar und beachtlich. Die Pflanze darf sich nicht mehr erholen, wenn sie einmal geschwächt ist", berichtet der Vorsitzende des Landschaftspflegevereins Wilhelm Wagner. Die Fläche müsse weiter beobachtet werden, da im Boden noch vorhandene Samen noch über Jahre keimfähig seien. Allerdings schränkt Axel Didion von der Naturlandstiftung Saar ein. "Nach ersten Beobachtungen ist abschließend noch nicht geklärt, ob die Schafe die Samen weitertransportieren". Positiv sieht Didion die ganzjährige Beweidung mit Galloway-Rindern. "Sobald die jungen Triebe kommen, gehen die dran".

Im St. Wendeler Stadtteil Hoof gibt es so viele Viehhalter jedoch nicht mehr. Seit 2007 rücken die Hoofer der Pflanze durch Ausgraben und anschließendes Verbrennen zu Leibe. "Es ist mühsam. Wir beherrschen zu 90 Prozent die Bekämpfung des Riesenbärenklaus, aber es bleibt ein Dauerthema", weiß der Hoofer Ortsvorsteher Gernot Müller (SPD ). Zuvor habe man die Grundstückseigentümer befragen müssen. In Wolfersweiler gestaltet sich die Schadensbekämpfung etwas schwieriger. "Zuerst müssen die Eigentumsverhältnisse geklärt sein. Die Meldungen der Grundstückeigentümer verliefen teilweise erfolglos", klagt Ortsvorsteher Eckhard Heylmann (SPD ). Der Riesenbärenklau-Bestand zieht sich von Wolfersweiler entlang des Freisbachs bis nach Nohfelden. Für die nicht erlaubte Beweidung in Natura 2000- und Fauna-, Flora- und Habitatgebieten könne, so Bettinger, sicherlich eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden. Der Riesenbärenklau gehört zur Familie der Doldenblüter. Er ähnelt in seiner Erscheinung dem heimischen Wiesenbärenklau, der aber deutlicher kleiner ist und eine andere Blattform aufweist. Im 19. Jahrhundert wurde er ursprünglich als Zierpflanze und später als Bienenweide vom Kaukasus nach Europa und Nordamerika eingeschleppt. Die Samen verbreiten sich in erster Linie über den Wind oder schwimmend. Dadurch ergibt sich die dichte Besiedlung am Ufer von Bachläufen. 2008 wurde der Riesenbärenklau zur "Giftpflanze des Jahres" gewählt.

Wie gefährlich ist der Riesenbärenklau für die Gesundheit? Der Pflanzensaft des Riesenbärenklaus löst bei Menschen Verbrennungen aus. Mediziner sprechen von einer fototoxischen Reaktion. Alle Pflanzenteile enthalten Furanocumarine. Diese Giftstoffe setzen den natürlichen UV-Schutz der Haut außer Kraft. Sie führen in Kombination mit UV-Licht zu Verbrennungen beziehungsweise Verätzungen der Haut. Diese gehen meist mit Juckreiz, Rötungen und der Bildung von Blasen einher. Je nach Lichteinwirkung sind die schwersten Ausprägungen erst nach zwei Tagen erreicht. Die durch Riesenbärenklau verursachten Verletzungen heilen nur sehr langsam ab und können Narben hinterlassen.

Woran ist der Riesenbärenklau zu erkennen? An ihm ist alles etwas größer: Die Staude bildet zunächst eine Rosette mit stark gefiederten Blättern, die bis zu einem Meter groß werden können. Die zwei- oder mehrjährige Pflanze kann innerhalb weniger Wochen auf bis zu vier Meter heranwachsen. Die Blütenstände sind weiß bis rosa gefärbt und können einen Durchmesser von bis zu 50 Zentimetern erreichen. Der Stängel kann an der Basis bis zu zehn Zentimeter dick werden und weist rote Flecken auf.

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