Das Trio kam zu viert

Neunkirchen. Wer am Freitagabend in der Stummschen Reithalle war, bekam eine Antwort auf die Frage, warum Ro Gebhardt weltweit als Jazzmusiker angesehen ist und mit seinen unterschiedlichen Projekten Erfolge feiert. Von Können und Spielfreude zu reden, ist fast noch untertrieben, denn was Gebhardts Intercontinental darboten, gehört zur Champions League der Jazzmusik

Neunkirchen. Wer am Freitagabend in der Stummschen Reithalle war, bekam eine Antwort auf die Frage, warum Ro Gebhardt weltweit als Jazzmusiker angesehen ist und mit seinen unterschiedlichen Projekten Erfolge feiert. Von Können und Spielfreude zu reden, ist fast noch untertrieben, denn was Gebhardts Intercontinental darboten, gehört zur Champions League der Jazzmusik. 140 Zuschauer fanden sich im ausverkauften "Wohnzimmer" des Neunkirchers ein, der schon vor Konzertbeginn mit einer echten Überraschung aufwartete. Denn das angekündigte Trio mit Max Hughes am Bass und Bernd Oezsevim am Schlagzeug entpuppte sich als Quartett. "Wir haben aus Berlin noch ein Bonbon mitgebracht", sagte Gebhardt, der am Tag zuvor in der Bundeshauptstadt spielte. Das Bonbon war kein Geringerer als Burdett Becks. Der Vokalakrobat und Flötist stand bereits mit Weltstarts wie Bob Hope, Dianne Warwick und Wynton Marsalis auf einer Bühne. "Wir spielen heute zu viert, weil es einfach tierisch viel Spaß macht", lautete Gebhardts Begründung, die er eigentlich nicht hätte erwähnen müssen. Dass die vier Ausnahmemusiker ihren Spaß hatten, war mehr als deutlich. Und so dauerte es nur wenige Takte, bis der erste Applaus nach einem fulminanten Gitarrensolo von Gebhardt in der Reithalle zu hören war. Zehn Stücke hatte sich das Quartett vorgenommen, jeweils fünf pro Set. Dass sie nicht ohne Zugabe aus der Halle durften, war spätestens nach dem dritten Titel klar. Die fast 15-minütige Interpretation des Beatles-Klassikers "Day Dripper" animierte Gebhardt und Burdett Becks zu einem Ausflug ins Publikum, das sich somit in der Tat mittendrin statt nur dabei fühlen durfte. Es ist eine Sache, ein Instrument zu beherrschen, aber eine ganz andere, damit auch die Menschen zu begeistern. Intercontinental konnten am Freitag auf ganzer Linie punkten.Nicht nur durch ihr Können, sondern auch durch ihr lockeres, cooles und sympathisches Auftreten. Zwischendurch demonstrierte der Virtuose Gebhardt sogar, dass man durch simples Rascheln mit einer Mülltüte 140 Zuhörer unterhalten kann. Ein echter Klangkünstler eben. Nach gut 150 Minuten ging das Licht in der Reithalle an, und in Neunkirchen darf man die Liste an großartigen Jazzkonzerten um ein weiteres ergänzen. "Wir spielen heute zu viert, weil es einfach Spaß macht."

Ro Gebhardt

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