"Wir sind bereits Freunde mit gemeinsamen Plänen", freut sich am Mittwoch Jerzy Batycki. Für den Landrat des Kreises Jaros{lstrok}aw im Südosten Polens steht die noch junge Partnerschaft mit dem Kreis Neunkirchen "nicht nur auf dem Papier". Seine Neunkircher Kollegin Cornelia Hoffmann-Bethscheider bestätigt: "Auf politischer Ebene funktioniert's schon sehr gut." Nun müsse man interessierte Bürger, vor allem auch Schüler, einbinden.

Erst seit Anfang Februar ist die Liaison auf Landkreisebene offiziell perfekt. Eine Delegation mit Hoffmann-Bethscheider und Kreistagsmitgliedern weilte seinerzeit zur Unterzeichnung der Urkunde in Jaros{lstrok}aw. Bei der Europawoche im Mai kam bereits eine Vertretung aus dem neuen Partnerkreis ins Saarland und nun logiert eine zehnköpfige Delegation aus Jaros{lstrok}aw von Dienstag bis zum heutigen Freitag im Hotel "Finkenrech". Auf dem ausgefüllten Besuchsprogramm standen vorwiegend Besichtigungen bei Schulen, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen.

Hintergrund der polnisch-saarländischen Beziehung ist der Umstand, dass das Saarland bereits offizielle Bande zur Region Podkarpackie (Karpatenvorland) geknüpft hat, in dem der Kreis Jaros{lstrok}aw mit dem gleichnamigen Verwaltungssitz liegt. Im September wird Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer einen Besuch vor Ort machen. Die Saarbrücker Landesregierung wünscht sich nun Beziehungen in dieser Region auch auf Landkreisebene. Der Saarpfalzkreis ist dem bereits 2011 nachgekommen (Partnerschaft mit einem Nachbarkreis von Jaros{lstrok}aw), nun ist der Kreis Neunkirchen diesem Beispiel gefolgt.

20 Firmen im Kreis Neunkirchen haben derzeit wirtschaftliche Beziehungen zu Polen , hat die Landrätin recherchiert. Auch einige Schulen pflegen freundschaftliche Bande. Dies gelte es nun auf den Kreis Jaros{lstrok}aw zu konzentrieren. Ein erster Ausfluss des aktuellen Besuches - zur Delegation gehörten neben Kreistags- und Arbeitsamt-Funktionär(inn)en auch Schulleiter(innen) - ist, dass das Kaufmännische Berufsbildungszentrum (KBBZ) Neunkirchen und die Oberschule Jaros{lstrok}aw bereits gemeinsame Unternehmungen ins Auge fassen.

Landrat Batycki präsentiert seine Region darüber hinaus als durchaus interessant für die saarländische Wirtschaft. "Ich wünsche mir hier noch engere Kontakte, die Basis ist bereits sehr gut", sagt er - stets charmant übersetzt von Dolmetscherin Gra{zcaron}yna Glab. "Wir sind ein Tor zum Osten", spielt er auf die nahe Grenze zur Ukraine an. Es gebe bestens ausgebildete Fachkräfte und eine sehr gute Infrastruktur - etwa eine neue Autobahn - in seiner Heimat.

Die zweite Ebene, auf der der Landrat wirbt, ist der Tourismus: "Jaros{lstrok}aw ist eine alte Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten." Und: "Bei uns ist ein sehr preisgünstiger Urlaub möglich!" Die weite Entfernung sollte im Zeitalter moderner Verkehrsmittel kein Problem mehr sein, ergänzt Leszek Szczybylo, der Vorsitzende des Jaros{lstrok}awer Kreistages. Er erwähnt, dass der Kreis Jaros{lstrok}aw bereits Partnerschaften in der Ukraine und in Litauen pflegt. "Aber keine war so professionell vorbereitet wie die mit dem Landkreis Neunkirchen ", hält er anerkennend fest.

Dem Tourismus gewidmet war auch die Stätte der Pressebegegnung: Die Tourismus- und Kulturzentrale des Landkreises im Redener Zechengebäude. Ein danach vorgesehener Rundgang übers Gelände oder gar ein Aufstieg zur Alm wurden allerdings am Mittwoch wortwörtlich verhagelt.