Das Einsparpotenzial voll im Blick

Neunkirchen · Seit 1. Februar ist Uwe Wagner Geschäftsführer der Neunkircher Kulturgesellschaft. Noch ist der 32-Jährige dabei, sich einen Überblick zu verschaffen, jetzt muss er das mit besonderem Blick auf Einsparungen tun.

 Uwe Wagner will die Einsparungen so vornehmen, dass nach außen erst einmal nichts zu merken ist. Foto: hi

Uwe Wagner will die Einsparungen so vornehmen, dass nach außen erst einmal nichts zu merken ist. Foto: hi

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. Nun könnte es sein, dass das Kulturgürtelchen der Kreisstadt noch etwas enger geschnürt werden muss. Mit dem neuen Tarifabschluss erhalten die Angestellten der Kommunen rückwirkend zum 1. März drei Prozent mehr Lohn, ab kommendem Jahr kommen weitere 2,4 Prozent dazu. Darauf hat man sich am Dienstag verständigt (wir berichteten). Das könnte auch für die Neunkircher Kulturgesellschaft noch mehr Einsparungen zur Folge haben. So hatte es der Geschäftsführer der Neunkircher Kulturgesellschaft, Uwe Wagner, schon vor Abschluss der Tarifverhandlungen im SZ-Gespräch angedeutet. Im Wirtschaftsplan zu Beginn des Jahres hatte man wohlweislich einen gewissen Spielraum für diesen Fall gelassen. Klar war nämlich da schon: Es gibt weniger Geld. Exakt 100 000 Euro. Als Folge der gestiegenen Kreisumlage (1,6 Millionen Euro) und einem Weniger an Schlüsselzuweisungen (2,5 Millionen Euro) muss die Kreisstadt Neunkirchen sparen. Und das trifft alle - auch die Tochter Kulturgesellschaft. Die hat für dieses Jahr 1,57 Millionen zur Verfügung, letztes Jahr waren es noch 1,67 Millionen. Dabei hatte man damals, als im Jahr 2007 der Kulturentwicklungsplan für die Jahre 2010 bis 2020 festgelegt wurde, den Schluss gezogen: Die Kultur in der Stadt braucht mehr Geld als die 1,4 Millionen in 2006. "Es ist bedauerlich, dass in Zeiten, in denen man mit der Umsetzung schon recht weit ist, die aktuellen Zahlen entgegenwirken." Für Wagner bedeuten die aktuellen Kürzungen einen Schritt nach hinten. Da fehle die Nachhaltigkeit. Wichtig sei es, die eingeschlagene Richtung beizubehalten. Noch sei es möglich, das Geld so einzusparen, dass die Auswirkungen nicht allzu stark spürbar seien. Zu heftigen Diskussionen hatten die angekündigten Zuschusskürzungen kürzlich in der Sitzung des Kulturvereins geführt. Dem Verein stehen künftig 5000 Euro weniger zur Verfügung, um bei Bedarf an die angegliederten Vereine verteilt zu werden. Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet, Oberbürgermeister Jürgen Fried hat dem Vereinsvorsitzenden Peter Bierbrauer zugesichert, sich "persönlich für einen individuellen zusätzlichen Lösungsweg" einzusetzen, "sollte es aufgrund der Kürzung zu Förderproblemen kommen". Den größten Batzen spart die Kulturgesellschaft beim Musical ein. Das erste von ihr produzierte Musical "Falco meets Mercury" (Premiere am 6. Juni) bekommt 30 000 Euro weniger als die externe Produktion "SnoWhite" im vergangenen Jahr. Dabei, so Wagner, sei das natürlich nur bedingt vergleichbar. Das Risiko beim eigenen Musical ist bedeutend höher. (Das Musical-Projekt zählt im Übrigen nicht zum Finanzierungsbereich der Kulturgesellschaft, ist ein reines Produkt der Stadt.) Auf 10 000 Euro will man auch beim Stadtfest verzichten. Bessere Prozesse sollen das so ermöglichen, dass die Besucher nichts davon merken. 5000 Euro weniger bekommt die Städtische Galerie. Und auch bei der Volkshochschule, der Musical-Schule und in der Geschäftsstelle selbst wird gespart. "Überall ein bisschen, überall so viel, wie man verantworten kann", sagt Wagner. Die Einsparungen geht er ganz klassisch an: Ausgaben vermindern, Einnahmen erhöhen. Letzteres soll beispielsweise durch mehr Effizienz im Ablauf der Veranstaltungen ebenso erreicht wie durch deren quantitative Erhöhung. Dabei war die Neue Gebläsehalle in ihrem ersten Jahr mit 220 Veranstaltungen bereits die bestgebuchte Halle des Saarlandes. Das hatte der OB bei Vorstellung des Musical-Sommers (wir berichteten) betont. Dass da noch mehr geht, da ist sich der Geschäftsführer der Kulturgesellschaft allerdings ganz sicher. Mittelfristig soll auch das Sponsoring beim Auffüllen der Kulturkasse helfen. "Ich bin dabei, Sponsoren zu akquirieren. Allerdings gibt es nur eine bestimmte Anzahl, an die alle ran wollen. Deshalb muss man was bieten." Und man müsse auf die Suche auch außerhalb des Saarlandes gehen. Die sogenannte Corporate Social Responsibility soll Wagner dabei helfen. Die Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung meint den freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung, die über die gesetzlichen Forderungen hinausgeht. "Da die Kultur in Neunkirchen den gesellschaftlichen Wandel mitgestaltet, sind wir für dieses Sponsoring genau die Richtigen", ist sich Wagner sicher.

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Auf einen BlickBei der Erstellung des Kulturentwicklungsplanes hatte man 2007 die Zahlen der Nachbarstädte als Vergleichszahlen herangezogen und so festgestellt, dass Neunkirchen in Sachen Kultur ruhig noch zulegen kann. Unter die Kulturaufwendungen fallen in den einzelnen Städten unterschiedliche Bereiche. Die SZ hat die Aufwendungen für die reinen Veranstaltungen erfragt. Zweibrücken in der benachbarten Pfalz ist die Kultur in diesem Jahr 724 000 Euro wert, ohne Unterhaltskosten für die Festhalle (gehört den Stadtwerken), allerdings inklusive Mietkosten. Der Ertrag liegt hier bei 268 000 Euro, das Defizit demnach bei 456 000 Euro. Das ist eine leichte Verminderung im Vergleich zu 2013 (767 000 Euro, Ertrag 255 000 Euro, Defizit 501 000 Euro), aber bedeutend mehr als noch 2012 (646 000/238 000/407 000 Euro). Das benachbarte Homburg kürzt den rund 500 000-Euro-Kulturetat in diesem Jahr nicht. Für Großveranstaltungen wie die Meisterkonzerte gibt es Sponsoren. Gekürzt wird hier hauptsächlich an städtischen Gebäuden und im Sportbereich. Seit Jahren stabil ist auch der Etat für die Kulturveranstaltungen (ohne Musikschule und VHS) in St. Ingbert. Der liegt um die 600 000 Euro. Seit 2007 gibt es kein städtisches Museum mehr, der Etat fürs Jazzfestival ist mit einer fixen Summe gedeckelt. ji

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