Da ging's so richtig rund

Bosen · Tausende fröhliche Besucher, ideales Partywetter, beste Stimmung und massive Polizeipräsenz: Animiert von den Bands und Schlagersängerin Nicole wurde am Samstag beim 16. Volksfest am Bostalsee spitzenmäßig gefeiert.

 Fast wie 1982 beim Grand Prix: Nicole mit ihrer weißen Gitarre. Fotos: B&K

Fast wie 1982 beim Grand Prix: Nicole mit ihrer weißen Gitarre. Fotos: B&K

Eine Gruppe junger Menschen bleibt am Samstag kurz vor der Promenade am Bostalsee urplötzlich stehen. "Der Typ sieht doch aus wie Piet Klocke", ruft da jemand. Aber nur fast. Der auf dem Einrad strampelnde Kommunikationsexperte mit den roten Haaren heißt Christoph Engels und jobbt als Gaukler beim 16. Seefest. Er quatscht ohne Ende und ist immer für eine spektakuläre Überraschung gut. Besucher Sven muss als Assistent ran, der siebenjährige Tim sorgt bei der Fackeljonglage für den Trommelwirbel. "Schiebt die Kinder oder andere Angehörige, die ihr schnell los werden wollt, nur nach vorne", sagt der Komiker und Draufgänger aus dem Moselort Bengel vor dem Finale. Sven wirft dem Mann auf dem Einrad eine brennende Fackel zu, die er souverän auffängt und mit drei Fackeln zu jonglieren beginnt. "Konfetti, Konfetti, Trommelwirbel", fordert er für seine gelungene Nummer.

Ein paar Meter weiter sind im Biergarten auf der Festwiese alle Sitzplätze belegt. "So viele Besucher hatten wir gegen 18.30 Uhr noch nie", berichtet Michael Wagner von der Seeverwaltung. Alle warten auf die Schlagersängerin aus dem nur einen Steinwurf entfernten Dorf Neunkirchen/Nahe. "Ich finde es toll, dass ich nicht nachher 800 Kilometer nach Hause fahren muss, sondern nur 800 Meter vor mir habe", sagt Nicole, ihres Zeichen Ehrenbürgerin der Gemeinde Nohfelden. Mit den Schlagerpopsongs "Kaleidoskop" und "Traumfänger" startet die 51-Jährige mit Band ihre gut einstündige Show. Sie weiß: "Wer schläft schon gern allein?" - das Publikum geht dabei begeistert mit. Und dann naht der Gänsehaut-Moment. Nicole nimmt die weiße Gitarre in die Hand, nimmt auf einem weißen Hocker Platz und meint: "Nach München hat dieses Lied in der heutigen Zeit ein ganz anderes Gewicht". Mit ihrem Hit für die Ewigkeit "Ein bisschen Frieden" will Nicole keinen Kreischalarm auf der Festwiese auslösen. Ganz im Gegenteil. Sie will mit einfühlsamer Stimme zu mehr Menschlichkeit aufrufen und den Besuchern eine Botschaft mitgeben. Es folgt ein unvergesslicher Augenblick. Menschen rücken eng zusammen, drücken ein Gemeinschaftsgefühl aus und singen mit als würde die Nationalhymne abgespielt.

Damit die Gäste das Seefest genießen können, war im Vorfeld das Sicherheitskonzept der zweitägigen Veranstaltung überarbeitet worden und die Polizeipräsenz massiv erhöht worden. Zudem patrouilliert ein Polizeiboot auf dem Wasser. "Dadurch können wir im Ernstfall die Kräfte schnell auf die gegenüberliegende Uferseite befördern", erklärt der Türkismühler Polizeichef Andreas Riemenschneider.

Eine einzigartige Atmosphäre samt traumhaften Sonnenuntergang bot die Wiese an der Gonnesweiler Surferbasis. Der Laden brummt, doch ein defekter Bühnenboden stoppt den Auftritt der Partyband Die Büddenbacher. "Der Boden war vorher schon locker", sagt Sängerin Nicole "Hühni" Oswald. Eine Bodenplatte wird rausgehoben, Helfer des Gonnesweiler Fußballvereins schleppen kurze Bretter und Kantholzstücke zur Stabilisierung bei. Die Reparatur nimmt eine Viertelstunde in Anspruch, dann legen "Hühni" und Co. wieder richtig los und wie: Bei der Bierzelt-Nummer "Bobfahrerlied" legen sich Besucher mit vollem Körpereinsatz in die Kurve und mit "Rot sind die Rosen" wird wie auf einer Kappensitzung geschunkelt.

Einen freien Parkplatz gibt es gegen 22 Uhr unterhalb des Staudammes nicht mehr. Auf der Bühne spielt die Band Frantic die Bon-Jovi-Weltnummer "Runaway", aber am Staudamm hat keiner vor auszureißen. "Just beat it" singen sie in Vorfreude auf den nachfolgenden berühmten Gitarrenriff mit.

Ein weiterer Getränkestand hätte den großen Andrang auf dem Partyareal super entzerren können, wo vor der Bonkasse eine meterlange Menschenschlange geduldig anstehen muss. Mehr auf die nationalen Partyschmachtfetzen ist das Programm von Van Baker & Band reduziert, die den ersten Tag auf der Festwiese beschließen. Den diesjährigen Schlussstrich hat das Musik-Feuerwerk am Sonntag gezogen.


Nun haben sie doch aufgeben müssen

Antik- und Trödelmarkt in Eckelhausen ist nach 32 Jahren weg vom Fenster
Eckelhausen.
Genau. Da fehlt doch was. "Wo sind denn in diesem Jahr die Stände des Antik- und Trödelmarkts?", haben sich am Wochenende nicht nur die Seefestbesucher während der Anfahrt mit dem Auto durch Eckelhausen gefragt. Den gibt es nicht mehr. Nach 32 Auflagen, doppelt so vielen wie das Seefest aufweist, hat der Eckelhauser Faschingsclub "Mir genn net off" nun doch das Handtuch werfen müssen. "Im Winter haben wir das entscheiden, dass wir den Markt mit unserem Personal nicht mehr fortführen können. Wir haben nur noch 15 Mitglieder und sind vom Alter her gesehen in die Jahre gekommen", erklärt der Vorsitzende Jürgen Baltes. Dies treffe auch auf den örtlichen Frauenverein zu, der den Faschingsclub bei der dreitägigen Großveranstaltung unterstützt hat.

 Richtig eng vor der Bühne war es – nicht nur – beim Auftritt von Nicole. Und die Stimmung war prächtig.

Richtig eng vor der Bühne war es – nicht nur – beim Auftritt von Nicole. Und die Stimmung war prächtig.

 Gaukler Christoph Engels bei der Fackeljonglage.

Gaukler Christoph Engels bei der Fackeljonglage.

 Schnell wird die Bühne an der Surferbasis repariert. Während des Auftritts der Büddenbacher ging sie kaputt.Foto: Faber

Schnell wird die Bühne an der Surferbasis repariert. Während des Auftritts der Büddenbacher ging sie kaputt.Foto: Faber

Foto: Faber

Mehr als 300 Aussteller haben Jahr für Jahr im 220-Einwohner-Ort ihre Stände aufgeschlagen. "Früher hat das ganze Dorf den Markt mitgetragen und Standplätze vor der Haustür und im Vorgarten zur Verfügung gestellt. Alle sind mit der Sache groß geworden und deshalb hat es so gut geklappt", sagt Baltes. Jedoch durch den Wandel innerhalb der Dorfbevölkerung sei es in den letzten Jahren zunehmend schwieriger geworden, genügend Standplätze auf Privatgrundstücken zur Verfügung stellen zu können. "Wir haben auf dem Höhepunkt aufgehört und das ist besser so, weil ja immer weniger Aussteller kommen würden", so der Vorsitzende. Unter den Vereinsmitgliedern sei klar gewesen, dass man den Markt nicht in fremde Hände geben würde. Eventuell, so blickt Baltes voraus, komme der Faschingsclub mit einer kleineren Version des Antikmarktes noch einmal zurück.

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