Bürger betätigen sich als Experten

Völklingen · Anwohner wissen selbst am besten, wo der Schuh drückt. Unter diesem Leitsatz wird ein Entwicklungskonzept erarbeitet, mit dem die Stadtverwaltung dann Fördermittel aus der Neuauflage des Programms „Soziale Stadt“ beantragt.

 Rund 3400 Menschen leben im Entwicklungsgebiet in der nördlichen Völklinger Innenstadt, hier ein Blick aus der Kreppstraße auf die Poststraße. Derzeit sind Verbesserungsvorschläge aus ihren Reihen gefragt. Foto: Becker & Bredel

Rund 3400 Menschen leben im Entwicklungsgebiet in der nördlichen Völklinger Innenstadt, hier ein Blick aus der Kreppstraße auf die Poststraße. Derzeit sind Verbesserungsvorschläge aus ihren Reihen gefragt. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Rund 30 Bürger und Fachleute der Völklinger Stadtverwaltung überlegen am Dienstagabend in der Zukunftswerkstatt, wie die nördliche Innenstadt aufgewertet werden kann. Im zweiten von vier Workshops geht es ums "Wohnen und Leben im Quartier". Im November wurde im Stadtteiltreff bereits über das Thema "Städtebau und Stadtbild" diskutiert.

"Sie als Experten stehen heute im Mittelpunkt", sagt Stadtteilmanagerin Anke Klein-Brauer bei der Begrüßung. Die Menschen, die in der nördlichen Innenstadt wohnen oder arbeiten, wissen am besten, wo der Schuh drückt. Wiebke Schorstein von der Saarbrücker Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung (GIU) erklärt die Vorgehensweise. Nach der Analyse der aktuellen Situation sollen die Teilnehmer Vorschläge und Ideen entwickeln. Zunächst wird jedoch gemeinsam geklärt, was Priorität hat. Die Situation von Senioren, Familien sowie Kindern und Jugendlichen steht im Mittelpunkt.

Drei Gruppen bilden sich, in der so genannten Murmelrunde wird konzentriert gearbeitet. "Es geht nichts verloren, alles kommt ins Protokoll", versichert Schorstein vor der Präsentation der Ergebnisse. Viele der Themen, die angesprochen werden, liegen wohl auch Bürgern in anderen Teilen Völklingens am Herzen, mehr Treffpunkte und mehr Verkehrssicherheit werden gefordert.

Auch über das Image der Stadt und die Situation von Migranten redet man. Bei der Themensammlung zeigt sich, dass unterschiedliche Generationen durchaus dieselben Probleme haben. Hohe Bordsteine behindern Senioren ebenso wie Eltern, die mit dem Kinderwagen unterwegs sind. Wie wäre es, wenn junge Leute und ältere Bewohner gemeinsam einen Garten gestalten? Die Verlagerung von Veranstaltungen in die Kulturhalle Wehrden macht Senioren zu schaffen. Und Familien kritisieren, dass Kinder aus Teilen der Innenstadt die Grundschule in Fürstenhausen besuchen müssen.

"Das war eine Superleistung. Ich hoffe, Sie hatten auch ein bisschen Spaß", sagt Anke Klein-Brauer nach über zwei Stunden. Die Ideen und Vorschläge der Bürger münden am Ende der Zukunftswerkstatt in ein von der GIU erarbeitetes, maßgeschneidertes Entwicklungskonzept, mit dem die Verwaltung dann Fördermittel aus der Neuauflage des Programms "Soziale Stadt" beantragt.

Im Rahmen der Zukunftswerkstatt "Nördliche Innenstadt" gibt es zwei weitere Workshops. 25. Februar: Lokale Ökonomie und Wirtschaften. 25. März: Eigentümer als Akteure. Los geht es jeweils um 18.30 Uhr im Stadtteiltreff Völklingen, Bismarckstraße 20.

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HintergrundRund 3400 Menschen leben nach Angaben der Völklinger Stadtverwaltung in dem Bereich zwischen Hohenzollernstraße, Blumen- und Lehstraße, Etzelstraße, Hofstatt-, Post-, Gatter- und Danziger Straße. Etwa ein Fünftel der Bevölkerung ist 15 Jahre alt und jünger, ein Sechstel ist zwischen 15 und 25 Jahre alt. Der Anteil der Quartier-Bewohner, die 65 Jahre und älter sind, beträgt etwa 14 Prozent. Im Vergleich zur Gesamtstadt ist die nördliche Innenstadt damit ein recht junges Quartier. Es gibt mehr Zuzüge als Wegzüge, allerdings auch einen im Vergleich zur Gesamtstadt höheren Anteil an arbeitslos gemeldeten Personen. tan

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