Bombe bringt Talstraße aus dem Takt

Neunkirchen · Umfangreiche Absperrungen und Räumungen hatte gestern die Entdeckung einer Fliegerbombe an der Talstraße zur Folge. Auch die Kita-Kinder mussten ihr Haus verlassen. Der Kampfmittelräumdienst entschärfte dann routiniert das Weltkriegsrelikt.

 Ungewöhnlicher „Ausflug“: Ein Bus der Neunkircher Verkehrs-Gesellschaft nahm die Kita-Kinder und ihre Betreuerinnen auf. Foto: Becker&Bredel

Ungewöhnlicher „Ausflug“: Ein Bus der Neunkircher Verkehrs-Gesellschaft nahm die Kita-Kinder und ihre Betreuerinnen auf. Foto: Becker&Bredel

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 Entschärft: Die Männer des Kampfmittelräumdienstes machten die Bombe durch Entfernen des Zünders unschädlich. Foto: Willi Hiegel

Entschärft: Die Männer des Kampfmittelräumdienstes machten die Bombe durch Entfernen des Zünders unschädlich. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel
Abgeriegelt: An der Talstraße gab's nach dem Bombenfund vorübergehend kein Durchkommen. Foto: Becker&Bredel

Abgeriegelt: An der Talstraße gab's nach dem Bombenfund vorübergehend kein Durchkommen. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel
 Vorbereitet: Die Feuerwehr hielt die Zentrale für technische Hilfeleistungen in einem Zelt an der Alten Ziegelei vor. Foto: Willi Hiegel

Vorbereitet: Die Feuerwehr hielt die Zentrale für technische Hilfeleistungen in einem Zelt an der Alten Ziegelei vor. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Auch fast 70 Jahre nach seinem Ende sorgt der Zweite Weltkrieg noch für Aufregung. Aktuell in Form einer Zentnerbombe, die im Krieg von einem US-Flugzeug abgeworfen worden war und seitdem als verrosteter Blindgänger an der Talstraße dicht unter der Erdoberfläche lag. Just am Rand jener Baugrube, die für den Neubau des städtischen Kindergartens ausgehoben wurde. Thomas Willwert und Harald Rohrbacher vom Spiesen-Elversberger Ingenieurbüro Marx entdeckten sie dort, als sie kurz nach 8.30 Uhr Bodensondierungen vornehmen wollten. Vermutlich hatte der Regen der letzten Tage die Bombe freigespült.

Kurz vor 9 Uhr wurde dann die Polizei auf den Plan gerufen, die umgehend die Talstraße abriegelte. Und für die 26 Kinder und ihre vier Erzieherinnen im alten Kindergartengebäude, das nach Fertigstellung des neuen Hauses abgerissen werden soll, hieß es: Anziehen zum Auszug. Das lief keineswegs panisch ab, eher in Form eines Ausflugs, schildert die stellvertretende Kita-Leiterin Birgit Geßner. Ihre Schützlinge wurden erst gar nicht mit der Nachricht über einen Bombenfund erschreckt. Der "Ausflug" endete dann bereits in der Spieser Straße, wo die Kita-Besatzung Zuflucht in einem Bus fand, den die NVG zusammen mit einigen anderen schnell und unbürokratisch aus ihrer Reserve zur Verfügung gestellt hatte. An dem angefahrenen Standort an der Alten Ziegelei waren dann alle Kinder binnen einer Stunde von Eltern oder Verwandten abgeholt. Normalerweise wäre es eine größere Schar gewesen: "Wir haben sonst 50 Kinder, aber derzeit sind viele krank", so Birgit Geßner. Heute könne die Kita Talstraße ihren normalen Betrieb fortsetzen, teilt Michael Becker mit. Der pädagogische Leiter für die städtischen Kindertagesstätten kümmerte sich um den Ablauf vor Ort.

Ihre Häuser verlassen mussten auch etwa 50 Anwohner im Umkreis von 150 bis 300 Metern der Bombenfundstelle, wie Polizeisprecher Peter Müller von der Inspektion Neunkirchen mitteilte. Das Angebot, in einem NVG-Bus Platz zu nehmen oder vorübergehend in die Bachschule gebracht zu werden, sei aber nur spärlich angenommen worden. Einige nutzten auch das Versorgungsangebot durch das DRK in einem Zelt, das an der Alten Ziegelei aufgebaut wurde.

Dort war auch die Feuerwehr unter der Einsatzleitung des Neunkircher Wehrführers Franz-Josef Kuhn stark präsent: Etwa 50 Wehrleute aus den Löschbezirken Innenstadt, Wellesweiler und Ottweiler zählte deren Sprecher Christopher Benkert. Sie hielten sich ebenso in Bereitschaft wie die Technische Einsatzleitung des Landkreises Neunkirchen und der Rettungsdienst samt Notarzt. Die Haupteinsatzleitung lag in den Händen der Polizei unter der Regie des Neunkircher Inspektionschefs Thomas Dräger-Pitz.

Von dort kam um 11.45 Uhr schließlich Entwarnung: Die Bombe war nach den umfangreichen Sicherungsmaßnahmen in einer Viertelstunde entschärft. Dafür sorgte das Quartett des Kampfmittelräumdienstes aus Saarbrücken. Zwar sei das Leitwerk der Bombe verbogen gewesen und habe vor dem Entschärfen entfernt werden müssen, so dessen Chef Dirk Otterbein. Der Aufschlagzünder selbst sei aber "nicht so vergammelt" gewesen und habe relativ leicht herausgeschraubt werden können. Dann konnte das 50 Kilogramm schwere Kriegsrelikt abtransportiert werden. Wenn eine Bombe dieses leichteren Kalibers in die Luft geht, so informierte Otterbein, mache sie im Umkreis von 15 bis 20 Metern Tabula rasa, die Splitter könnten noch in einigen hundert Metern Entfernung ernsthaften Schaden anrichten.

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