Böses Erwachen aus dem Sommermärchen

Bosen. Etliche Fußballfreunde wollen am Mittwochabend in den Schlussminuten schon gar nicht mehr hingucken. Viele vergraben ihr Gesicht, andere blicken bangend und daumendrückend in Richtung der Großbildleinwand im Biergarten am "Soccersee". Abpfiff 0:1 verloren, Endspiel verpasst. Ernüchterung und Enttäuschung macht sich breit. "Klar bin ich enttäuscht

 Zwischen Hoffen und Bangen: Die deutschen Fans. Foto: B&K

Zwischen Hoffen und Bangen: Die deutschen Fans. Foto: B&K

Bosen. Etliche Fußballfreunde wollen am Mittwochabend in den Schlussminuten schon gar nicht mehr hingucken. Viele vergraben ihr Gesicht, andere blicken bangend und daumendrückend in Richtung der Großbildleinwand im Biergarten am "Soccersee". Abpfiff 0:1 verloren, Endspiel verpasst. Ernüchterung und Enttäuschung macht sich breit. "Klar bin ich enttäuscht. Der Fußballgott hat es nicht gewollt, dass wir ins Endspiel kommen", meint Florian Hollinger aus Baltersweiler fassungslos.. Auch sein Freund Nico Hartes hatte sich das ganz anders vorgestellt. "Ich dachte, dass wir das packen und deshalb bin ich traurig", sagt er niedergeschlagen. In der ersten Hälfte war von der vorher riesigen Euphorie im Bosarium nichts mehr zu verspüren. Fast geräuschlos verfolgen die angespannten 2000 Fans, wie die Spanier in Durban traumhaft sicher ihren Kombinationsfußball aufziehen. Nur der Schuss von Piotr Trochowski reißt sie einmal von ihren Sitzbänken. "Wir spielen zu defensiv und müssen einfach mehr tun. In der zweiten Halbzeit drehen wir das Ding", ist Florian Caspar aus Tholey überzeugt. Patrick Rosar weiß, wie der Europameister zu knacken ist. "Deutschland muss aggressiver spielen, und Jogi muss Toni Kroos bringen". Vergebliche StimmungsmacheNeben Disc-Jockey Lars Lößner im Fußballtempel ist auch Christian Müller auf der Liegewiese im Strandbad um eine positive Stimmung bemüht. Doch für sein Geträller aus der Trillerpfeife erntet er reihenweise Buhrufe. "Kämpfen, Deutschland, kämpfen", fordern zahlreiche Experten folgerichtig, denn es spielen weiterhin nur die Iberer. "Das ist die Ruhe vor dem Sturm. Wenn das 1:0 fällt, drehen hier alle durch", macht sich Sarah Schmitt selbst Hoffnung. Endlich, seufzen viele, bringt Jogi den Kroos. "Der ist aus meiner Heimatstadt und ist ein toller Junge", jubelt der Rostocker Urlauber Peter Beck. Er habe ihn seinerzeit in den Hansa - Jugendmannschaften schon bewundert. Verpasste ChanceKurz darauf scheitert Kroos bei der besten deutschen Torchance am spanischen Keeper Iker Casillas. Im Biergarten kreischen die Leute, raufen sich die Haare und schauen einander ungläubig an. "Schland oh Schland" und dann das noch. Carles Puyol wuchtet unmittelbar darauf die Kugel mit dem Kopf zum 1:0 für Spanien in den deutschen Kasten. Für einen Moment ist es totenstill im Bosarium. Der Hasborner Michael Hell im Biergarten hofft auf die Verlängerung. Hinter ihm entgleiten einer jungen Dame in der Nachspielzeit immer mehr die Gesichtszüge. Ihre Nachbarin knabbert nervös an ihren manikürten Fingernägeln rum. Dann pfeift Schieri Kassai ab und das Sommermärchen ist für alle beendet. "Ich bin richtig traurig. In den letzten fünf Minuten war aber klar, dass wir das Spiel verlieren", bedauert Hannah Kaspar aus Dörsdorf. Die junge Mannschaft habe den Einzug ins Finale verdient gehabt, urteilen fast alle. "Jetzt wollen wir Platz drei", blickt Christian Koch aus Hoof sofort voraus. Als Schweini nach der Niederlage in Südafrika zum Interview erscheint, ist ein Großteil der Fans bereits auf dem Heimweg.

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