Bildstocker Supermarkt schließt Ende Juli

Friedrichsthal · Der „Frischemarkt Hoffmann & Konrad“ in Bildstock, das Edeka, will Ende Juli schließen. Wie ein Lauffeuer hat sich das in dem beschaulichen Ort herumgesprochen.

So berichten einmütig die betroffenen Menschen und das voller Sorge. Viele beklagen den Verlust des Traditionsgeschäfts, das seit über 50 Jahren den Ort mit Lebensmitteln versorgt. Die 77-jährige Rentnerin Ursula Karst, die wir beim Einkaufen trafen, gehört zu den Menschen, die die Schließung bedauern. Sie sagte, sie gehe fast jeden Tag in den Frischemarkt einkaufen: "Mit dem Sortiment und dem Service bin ich zufrieden." Doch wenn der Edeka schließe, dann müsse sie mit dem Bus nach Elversberg oder Friedrichsthal. Ansonsten bliebe ihr nur das Taxi, so die rüstige Rentnerin: "Heute können sie auch nicht mehr einfach jemanden fragen: ,Du fahr mich mal dahin.'" Seit das Benzin so teuer geworden sei, funktioniere das nicht mehr. Für die vielen alten alleinstehenden Leute werde sich die Situation in Bildstock verschlechtern, ist die Rentnerin überzeugt.

Was sie ärgert, ist die Parkplatzsituation in der Hauptstraße: Ständig werde kontrolliert, manchmal mit zwei Personen, und wer keine Parkscheibe im Auto liegen habe, zahle 15 Euro, auch wenn die Autofahrerin nur einmal kurz in ein Geschäft springe oder etwas abhole. Das sei auch nicht gut für den Umsatz. Die alte Dame will auch noch Vorräte anlegen, bevor das Edeka im Juli schließt.

"Für die älteren Leute wird das schwierig", sagt auch Heike Kappes aus der Bäckerei Frank Kappes, die keine 100 Meter neben dem Edeka-Markt in Richtung katholische Kirche liegt. "Das ist auch schlecht für mein Geschäft", ergänzt sie. Jedes Geschäft, das im Ort zumache, sei ein Verlust - die Kaufkraft gehe dem Stadtteil verloren, denn die Leute erledigten dann ihre Einkäufe beim Discounter. Und wenn sie schon anderswo hinfahren, dann würden sie auch ihr Brot dort kaufen, sagt Heike Kappes. "Mir tut das persönlich sehr leid, da ich auch selbst Kundin im Edeka bin." Wer beim Einkaufen etwas vergessen habe, könne von dem nahe gelegenen Frischemarkt profitieren.

Vor wenigen Tagen habe ihr ein Kunde von der geplanten Schließung des Lebensmittelgeschäfts erzählt. Ab August müsse dann jeder von Bildstock zum Einkaufen nach Friedrichsthal. Doch ohne Lebensmittel-Einzelhandel veröde die Hauptstraße und die Menschen: "Der soziale Kontakt der Leute untereinander fällt weg."

Auch der 66-jährige Rentner Hans Dieter Lehmann, der in der Hauptstraße in Bildstock wohnt, ist über die Entscheidung, den Frischemarkt zu schließen, bestürzt: "Es ist natürlich für die älteren Leute schlimm. Die müssen dann mit dem Taxi nach Friedrichsthal fahren. Ich weiß dann nicht, wie das weitergehen soll."

Das Unternehmen Aktiv Märkte Hoffmann das noch andere Lebensmittelgeschäfte in unserer Region betreibt, wollte bislang zu den Schließungsplänen keine Auskunft geben. Das aber soll am Montag geschehen. Christian Jung, Pressesprecher der Stadt Friedrichsthal erklärte auf Anfrage kurz: "Wir wurden über die wirtschaftlichen Probleme unterrichtet." Alles Weitere werde in einem gemeinsamen Pressegespräch der Öffentlichkeit bekannt gegeben.

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