Bequem Einkaufen per Telefon

Neunkirchen. Heute wird Hauswirtschaftsmeisterin Marlene Otterbach einen ganz besonderen Anruf bei Inge Keller machen. Sie wird nicht wie sonst fragen, was auf der Einkaufsliste der Seniorin steht, sondern ihr zum Geburtstag gratulieren

Neunkirchen. Heute wird Hauswirtschaftsmeisterin Marlene Otterbach einen ganz besonderen Anruf bei Inge Keller machen. Sie wird nicht wie sonst fragen, was auf der Einkaufsliste der Seniorin steht, sondern ihr zum Geburtstag gratulieren. "Herzlichen Glückwunsch" an eine der treuesten Nutzerinnen des Einkaufsservice, den die Familienbildungsstätte Neunkirchen seit September anbietet. Unsere Zeitung hat damals berichtet und jetzt nachgefragt, wie denn dieses Angebot von nicht mobilen Bürgern angenommen wird. "Wir hatten eigentlich mit einer größeren Resonanz gerechnet", berichtet Marlene Otterbach. Inge Keller gehörte zu den ersten, die den Einkaufsservice nutzten, und seither gibt sie jede Woche ihre Einkaufsliste telefonisch durch. Mindestens 20 Euro sollten die Einkäufe kosten, denn darunter würde sich der Aufwand nicht lohnen. Zumal der Service mit dem Entgelt von 2,50 Euro pro Fahrt sowieso bei Weitem nicht kostendeckend ist. Marlene Otterbach und zwei weitere Kolleginnen nutzen ihre Privat-Pkw, um die Einkäufe zu erledigen und sie zu den Kunden zu bringen.Der soziale Aspekt steht eindeutig im Vordergrund. Auch das "Schprooche" am Telefon bei der Bestellung oder bei der Abgabe der Einkäufe ist wichtig, weiß Otterbach. In der Regel rufen die Kunden donnerstags oder freitags an. "Und wenn ich nichts höre, rufe ich bei den Stammkunden an, ob etwas passiert ist." Gestern zum Beispiel meldete sich ein Herr nicht, der sonst regelmäßig seine Bestellung aufgibt. Der Neunkircher war bisher auf Nachbarschaftshilfe angewiesen, weil er die Wohnung allein nicht verlassen kann. Zehn Euro sollte er für diesen "Freundschaftsdienst" berappen - da war er froh, als die Familienbildungsstätte ihren Einkaufsservice startete. Die Idee dazu hatte City-Managerin Carolin Eckle. Mit der Schließung des Supermarkts im Saarpark-Center sah nicht nur sie einen Versorgungsengpass für nicht mobile Bürger. Doch auch wenn im Center jetzt ein großes Lebensmittelgeschäft eingezogen ist, können vor allem ältere und gehbehinderte Bürger ohne familiäre Bindung den Einkauf für mehrere Tage kaum bewältigen. Einige Anfragen hatte Otterbach bereits aus umliegenden Gemeinden wie Schiffweiler oder Spiesen-Elversberg. Kunden von außerhalb können jedoch aus Zeit- und Kostengründen nicht bedient werden. Meinung

Ein Anruf genügt

Von SZ-RedakteurinHeike Jungmann Woran es wohl liegt, dass der Einkaufsservice der Katholischen Familienbildungsstätte bisher so wenig genutzt wird? Der Bedarf ist doch sicher da. Senioren, Kranke, Alleinerziehende mit Babys oder auch Schwangere können den Wocheneinkauf oft nur mit Mühe bewältigen. Die 2,50 Euro Aufwandsentschädigung rechnen sich schnell raus, da günstige Geschäfte angefahren und Sonderangebote genutzt werden können. Auf jeden Fall ist das Angebot der Familienbildungsstätte im Mehrgenerationenhaus eine äußerst soziale Idee. Bei Bedarf können hier auch weitere Serviceleistungen "gebucht" werden über das Projekt "AHA - Agenturen für haushaltsnahe Dienste" des saarländischen Arbeitsministeriums. Wer Interesse hat, kann auch viele andere Angebote im Mehrgenerationenhaus nutzen. So hat beispielsweise eine 92-Jährige einen PC-Kurs für Senioren besucht, damit sie mit ihren Enkeln in Amerika video-telefonieren kann. Da sage mal noch einer, die ältere Generation sei nicht auf der Höhe der Zeit . . . HintergrundDer Einkaufsservice der Katholischen Familienbildungsstätte (Marienstraße) ist als unbürokratische Hilfe für alle Bewohner der Innenstadt gedacht, die nicht mobil sind und dadurch Schwierigkeiten haben, ihren Wocheneinkauf preisgünstig zu erledigen. Ansprechpartnerin ist Mechthild Otterbach, (06821) 90 46 50. red

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