Bei Grün geht immer die Angst mit

Alt-Saarbrücken · Gleichzeitig Grün für Autos und Fußgänger: Was den Verkehrsfluss fördern soll, lässt viele auf Überwegen um ihre Sicherheit bangen. Werner Bauer erlitt bei einem Unfall einen Oberschenkelhalsbruch. Die Stadt weiß nichts von dem Vorfall und steht zu der Grün-Regelung. Bauers Bedenken schlägt sie aber keineswegs in den Wind.

"Muss erst einer gestorben sein, damit die Stadt auf diesen Missstand aufmerksam wird?", fragt Werner Bauer. Der Künstler meint die Ampelschaltung an der Ecke Saarufer-/Stengelstraße. Wo es von der Saaruferstraße links auf die Wilhelm-Heinrich-Brücke, geradeaus zur Autobahn und rechts Richtung Stengelstraße geht, zeigen die Ampeln für abbiegende Autofahrer und für Fußgänger gleichzeitig Grün. Diese Ecke ist für ihn zum Ort des Schreckens geworden. Bauer (79) wurde auf der Kreuzung bei Grün angefahren. Er erlitt einen Oberschenkelhalsbruch und lernt, nach Operation und Rekonvaleszenz, seit einigen Wochen wieder gehen.

Bald ist es 15 Sekunden grün

Diese Grün-Regel gab es zwar früher schon. Aber wegen der Baustelle in der Eisenbahnstraße und deren Sperrung für den Verkehr von der Luisenbrücke Richtung Vorstadtstraße und Frankreich ist jetzt an der Ecke Saarufer-/Stengelstraße viel mehr los. Hinzu kommt der Baustellenverkehr. Und die Fußgängerampel ist aus einem abbiegenden Auto kaum zu sehen. Vor allem Ältere, die etwas länger brauchen, um über die Straße zu kommen, geraten ins Schwitzen. Für sie ist die Grünphase einfach zu kurz. Und die meisten Autofahrer kostet das Warten Nerven. Sie huschen schon mal schnell an den Fußgängern vorbei. Unfallopfer Bauer hat das gerade wieder erlebt: "Vorgestern hab' ich wieder mit Herzklopfen versucht, hier die Stengelstraße zu überqueren, aber wieder ist ein Autofahrer direkt vor mir schnell abgebogen. Da hab' ich Fersengeld gegeben und bin zurückgegangen." Jetzt nimmt er lange Umwege in Kauf, um zu seinen Ärzten zu kommen.

Die Stadt Saarbrücken sieht wegen des Parallelgrüns keinen Grund für Fußgänger , um ihre Sicherheit zu bangen. Stadtsprecher Thomas Blug sagt, diese Ampelschaltung gebe es inzwischen in den meisten deutschen Städten. Und sie habe sich bewährt. "Ein erhöhtes Gefährdungspotenzial besteht dadurch nicht."

Er gibt zu bedenken, dass die Ampelschaltungen an der Ecke Saarufer-/Stengelstraße bundesweit geltenden Bestimmungen entsprechen und Fußgängern mit einer Zwölf-Sekunden-Grünphase sogar deutlich mehr Zeit einräumen als die vorgeschriebenen fünf Sekunden. Blug ergänzt, der Polizei sei der Unfall nicht bekannt, und sie sehe "eine erhöhte Gefährdungslage nicht". Auch das Ordnungsamt war Blug zufolge über den Unfall nicht informiert. Die Stadtverwaltung reagiert trotzdem. "Nachdem wir nun über die Beschwerde von Herrn Bauer informiert sind, verlängern wir das Fußgängergrün probeweise auf 15 Sekunden und beobachten Auswirkungen auf Rechtsabbieger", sagt Blug, und er begründet die Probephase für die neue Ampelschaltung so: Die Pkw haben wegen des längeren Fußgänger-Grüns ja auch eine längere Wartezeit. Die wiederum könnte den Fluss des Verkehrs in die Stengelstraße behindern.

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