Inklusives Kunstprojekt in der Bosener Mühle Zur See-Zeit die Fantasie schweifen lassen

Bosen · Während eines Kunstprojektes haben behinderte und nichtbehinderte Jugendliche Werke geschaffen. Ab Sonntag sind diese zu sehen.

 Darleen Grammes von der Gemeinschaftsschule Türkismühle nutzte den Workshop auch gleich, um ihre Maltechnik zu verbessern.

Darleen Grammes von der Gemeinschaftsschule Türkismühle nutzte den Workshop auch gleich, um ihre Maltechnik zu verbessern.

Foto: Marion Schmidt

Behinderte und nichtbehinderte Jugendliche erlebten im September zwei kreative Wochenenden in den Atelierräumen der Bosener Mühle. Zum wiederholten Male hatte die Stiftung Kulturbesitz Kreis St. Wendel das Kunstprojekt ausgerufen. Christoph M. Frisch, künstlerischer Leiter der Stiftung und Vorsitzender des Kunstzentrums Bosener Mühle, hatte vor Jahren das Projekt konzipiert. Stand in den ersten Jahren das gemeinsame Arbeiten von Künstlern mit Jugendlichen im Mittelpunkt, werkelten später jugendliche Schüler aus dem Landkreis mit Behinderten der Lebenshilfe St. Wendel Schulter an Schulter an der Staffelei. So auch dieses Mal. „Durch die Zusammenarbeit von Schülern mit Behinderten der Lebenshilfe ist das Projekt für mich eine runde Sache geworden“, bewertet  Frisch die Neuausrichtung des Projekts. Jedes Jahr steht der Inklusionsworkshop unter einem neuen Motto. Dieses Mal erarbeiteten 24 Jugendliche an zwei Wochenenden vor dem Hintergrund des Bostalsee-Jubiläums künstlerisch das Thema „Seezeit“.

Dieses ließ den Teilnehmern viel Spielraum zur Interpretation. „Allein schon das Wort See-Zeit kann man unterschiedlich interpretieren. Mal kann es das Gewässer sein oder die Sinneswahrnehmung des Sehens“, so Frisch. In der ungezwungenen Workshop-Atmosphäre konnten die Jugendlichen ihren Gedanken freien Lauf lassen und die persönlichen Assoziationen zu Blatt bringen oder in einer Collage darstellen. Sie sollten sich im weitesten Sinne mit dem Thema See und Wasser auseinandersetzen. Workshop-Leiter Frisch ist jedes Mal von Neuem fasziniert von der Dynamik, die sich im Schaffensprozess unter den Teilnehmern entwickelt: „Ein Mädchen fing an Kois zu malen und plötzlich taten es ihr die anderen gleich. Viele Bilder oder dreidimensionale Schachtelarbeiten wimmelten plötzlich von diesen Fischen.“ Darleen Grammes von der Gemeinschaftsschule Türkismühle hat das See-Zeit-Thema für sich frei übersetzt und ein Dschungelbild gemalt. Anschließend stand die 17-jährige Schülerin an einer großen Staffelei und schraffierte mit einem schwarzen Stift eine kindliche Figur, die ihr kleines Brüderchen darstellen sollte.

Nebenan am großen Maltisch saß Jens von der Lebenshilfe, vor sich einen Malbogen mit Vögeln, Bananen und Äpfeln. In einer Schachtel hatte er zuvor ein Fenster zum See gestaltet. „Jens ist unser Spezialist für Dinge, die sich unendlich wiederholen“, beschreibt der Künstler den aufgeschlossenen jungen Mann. Auf einem Bild habe er Segelboote auf dem Bostalsee in unendlicher Wiederholung dargestellt. „In unserem Workshop am ersten Wochenende hatten wir ein Mädchen mit Down Syndrom. Sie ruhte beim Malen in sich selbst und gestaltete einen Malbogen nach dem anderen mit abstrakten Motiven“, so Frisch. Manche Teilnehmer hätten ganz klare Vorstellungen von ihrem Bild, andere würden diese beim Malen entwickeln.

Für den Workshop-Leiter ist es wichtig, dass jeder seine Ideen frei entfalten könne. Herausgekommen sind Kunstwerke mit einer ungewöhnlichen Motiv- und Farbvielfalt, die ab November der  Bosener Mühle in einer Ausstellung eine besondere Note verleihen werden.

 Christoph M. Frisch (links) gibt Jens Gestaltungstipps.

Christoph M. Frisch (links) gibt Jens Gestaltungstipps.

Foto: Marion Schmidt

Die Ausstellung „See-Zeit“ im Kunstzentrum Bosener Mühle wird am Sonntag, 3. November, 11 Uhr, eröffnet. Die Werke  sind bis 1. Dezember zu sehen,  Mittwoch bis Sonntag, jeweils 13 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung.

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