Projekt in Bosen Weil es in der Kunst keine Grenzen gibt

Bosen · Ergebnisse eines Inklusionsworkshops sind in einer Schau im Kunstzentrum Bosener Mühle zu sehen.

Ausstellung See-Zeit im Kunstzentrum Bosener Mühle
Foto: Marion Schmidt

Gemeinsam inklusiv künstlerisch aktiv sein, das erlebten an zwei Wochenenden 24 Jugendliche von Schulen aus dem Landkreis St. Wendel und der Lebenshilfe. Die Stiftung Kulturbesitz Kreis St. Wendel hatte zum neunten Mal zu dem Kunstprojekt in das Kunstzentrum Bosener Mühle geladen. Gemeinsam mit Christoph M. Frisch, dem künstlerischen Leiter der Stiftung und Vorsitzenden des Kunstzentrums Bosener Mühle, setzten sich die Workshopteilnehmer dieses Mal mit dem Thema „See-Zeit“ auseinander. Entstanden ist ein Potpourri aus farbenfrohen und ideenreichen Bildern, die nun in einer Ausstellung zu sehen sind.

Beim Rundgang durch die Ausstellung fällt auf, dass sich jeder auf seine besondere Weise mit dem Thema auseinander gesetzt hat. Viele Werke bilden konkret die „See-Zeit“ ab in Bildern mit Fischen, Segelbooten oder Farbkompositionen in satten Blautönen. Dass das Thema den jungen Künstlern viel Spielraum für Fantasie ließ, zeigen einzelne Zeichnungen mit Porträts, Engelsfiguren oder bunten Häuschen, die an die „Häuser am Meer“ von Paul Klee erinnern. „Unser Thema See-Zeit konnte man wortwörtlich als das Gewässer oder im übertragenen Sinne als die Sinneswahrnehmung Sehen interpretieren“, so Christoph M. Frisch.

Das inklusive Kunstprojekt verfolgt zwei Ziele. Kunst soll jungen Menschen zugänglich gemacht und gleichzeitig sollen behinderte Menschen in den Mittelpunkt gestellt werden. „Es ist einfach normal, anders zu sein. Daher sind solche Projekte wichtiger denn je. Und gerade heute in einer politischen Zeit, in der vieles wieder auftaucht, von dem wir dachten, es sei verschwunden“, so Landrat Udo Recktenwald (CDU) bei der Ausstellungseröffnung.  Frisch lobt besonders das Miteinander in dem Workshop: „Wir hatten nie Probleme in unserer Zusammenarbeit und in unserer Kommunikation. Der Kern unserer Geschichte ist das ganz normale Zusammensein von Behinderten und Nichtbehinderten. Faktoren, die uns unterscheiden, werden aufgehoben, wenn man in einem Raum an einem Thema gemeinsam arbeitet.“

Für Peter Schön, den Geschäftsführer der Lebenshilfe St. Wendel, sind solche Ausstellungen ein gutes Forum, um die Selbstverständlichkeit des Verschiedenseins nach außen sichtbar zu machen: „Wir versuchen immer, mit unserer Arbeit mittendrin zu sein. Diese Ausstellung zeigt wunderbar, egal ob behindert oder nicht, wenn jemand etwas schafft, ist er am Ende stolz auf sein Kunstwerk.“

In ihrem Schaffensprozess haben sich die Teilnehmer oft gegenseitig inspiriert. „Da entstand plötzlich eine eigene Dynamik im Atelier. Hatte einer eine Idee, waren die anderen schnell Feuer und Flamme. Und plötzlich wimmelte es auf unseren Bildern nur so von Kois“, erinnert sich Christoph M. Frisch. Mia Zaffino hatte die Karpfen-Fische ins Spiel gebracht. „Mir haben diese Fische schon immer besonders gut gefallen“, erläutert die zwölfjährige Schülerin der Gemeinschaftsschule Türkismühle ihren Einfall. „Ich fand die Idee sehr schön, und da wir beide Japan-Fans sind haben wir dann Koi-Bilder gemalt“, ergänzt ihre Schulfreundin Johanna Palliot. Die 13-jährige Schülerin hat schon mehrmals den Inklusionsworkshop besucht: „Das ist für mich immer der Höhepunkt des Jahres. Ich male viel. Malen ist für mich Stressabbau. In dem Workshop lerne ich auch immer viel und kann jetzt Wolken malen.“ Die junge Künstlerin möchte später einmal Comiczeichnerin werden.

Auch Bettina Bühel hat das Koi-Thema aufgegriffen und in ihren Bildern verewigt. „Ich habe schon öfter den Workshop besucht, weil ich sehr gerne male und bastele. Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei“, verrät die Teilnehmerin von der Lebenshilfe. Gleich eine ganze Wand ist in der Ausstellung dem  farbenfrohen Bilderzyklus eines jungen Mädchens der Lebenshilfe gewidmet. „Kaum war unser Workshop gestartet, malte sie quasi in sich ruhend im Akkord ein Bild nach dem anderen“, erinnert sich Chrishoph M. Frisch. „Ich male sehr gerne, am liebsten jeden Tag“, verrät Julia. Das lebensfrohe Mädchen mit Down-Syndrom besuchte bereits zum dritten Mal den Workshop.

„In diesen Bildern steckt viel Persönlichkeit, Herzblut und Intuition der Jugendlichen“, lobt Landrat Recktenwald die Arbeiten während eines Rundgangs. Für Workshopleiter Christoph M. Frisch ist das Projekt eine Herzensangelegenheit und er freut sich jedes Jahr, bekannte Gesichter wieder zu treffen: „Wir haben immer eine Stammbesetzung, die mit unserer Umgebung und dem Workshop vertraut ist. So kann ich mich jedes Mal auf die neuen Teilnehmer konzentrieren und sie kennenlernen. Das ist wichtig, da ich jeden bei seinen Stärken abholen und mitnehmen möchte.“

Die Ausstellung „See-Zeit“ kann bis zum 1. Dezember im Kunstzentrum Bosener Mühle besichtigt werden. Geöffnet ist mittwochs bis sonntags je von 13 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.

 Links: Julia von der Lebenshilfe ist in der Ausstellung eine ganze Wand gewidmet für ihren farbenfrohen Bilderzyklus. Mitte:Die Besucher der Ausstellung nehmen sich viel Zeit für die Betrachtung der Bilder. Rechts: Mia Zaffino (rechts vorne) hatte im Workshop die Kois ins Spiel gebracht und plötzlich malten alle diese Fische. Mit Freundin Johanna Palliot (hinten links) begutachtet sie ihre ausgestellten Bilder.

Links: Julia von der Lebenshilfe ist in der Ausstellung eine ganze Wand gewidmet für ihren farbenfrohen Bilderzyklus. Mitte:Die Besucher der Ausstellung nehmen sich viel Zeit für die Betrachtung der Bilder. Rechts: Mia Zaffino (rechts vorne) hatte im Workshop die Kois ins Spiel gebracht und plötzlich malten alle diese Fische. Mit Freundin Johanna Palliot (hinten links) begutachtet sie ihre ausgestellten Bilder.

Foto: Marion Schmidt
Ausstellung See-Zeit im Kunstzentrum Bosener Mühle
Foto: Marion Schmidt
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