Ausstellung ist auf Wanderschaft"Mir kamen immer neue Ideen"

Nohfelden. Bürgermeister Andreas Veit ließ sich im Rahmen eines Rundganges durch die Ausstellung in Nohfelden, von dem Lokalhistoriker und Initiator Gerd Jung sehr ausführlich über das Marktrechtsjubiläum im Gemeindebezirk Bosen informieren

 Andreas Veit und Gerd Jung (links) sowie heimatgeschichtlich interessierte Gäste begutachten den ausgestellten Pilger. Foto: SZ/Horst Peter

Andreas Veit und Gerd Jung (links) sowie heimatgeschichtlich interessierte Gäste begutachten den ausgestellten Pilger. Foto: SZ/Horst Peter

Nohfelden. Bürgermeister Andreas Veit ließ sich im Rahmen eines Rundganges durch die Ausstellung in Nohfelden, von dem Lokalhistoriker und Initiator Gerd Jung sehr ausführlich über das Marktrechtsjubiläum im Gemeindebezirk Bosen informieren. So wird auf verschiedenen Schautafeln zunächst über die Entstehungsgeschichte des vor mehr als 450 Jahren entstandenen Petermarktes berichtet, dessen Wurzeln in den Wallfahrten zum heiligen Petrus auf dem Peterberg und gleichsam in der Willibrord-Wallfahrt nach Bosen liegen. Am Eingang der Ausstellung begrüßt daher auch ein Wallfahrer, dargestellt in damaliger Pilger-Kleidung, die Rathausbesucher. Er symbolisiert insbesondere die Wallfahrt zum heiligen Willibrord nach Bosen, die seit 1330 urkundlich belegt ist und nachweislich noch bis 1923 praktiziert wurde. Geprägt von der mühevollen Feldarbeit und dem kargen Dasein der Bevölkerung, sind auch politische, kulturelle und wirtschaftliche Hintergründe mit den jeweiligen Herrschaftsverhältnissen vor fast 500 Jahren in die Ausstellung miteinbezogen, soweit sie zum Verständnis des lokalen Ereignisses beitragen können. Denn gerade die politischen Machtverhältnisse, mit dem Wechsel der Ortsherren, haben die Zeitepochen des Bosener Jahrmarktes bis hin zur Verlegung nach Sötern, im Jahre 1826 entscheidend mitgeprägt. Auf weiteren Schautafeln wird das Leben auf dem Markt, das immer in Verbindung mit der Pilgerschaft steht, sehr ausführlich dargestellt. Aus dem alltäglichen Leben von damals, wird auch über Weinfuhren berichtet, die nur den Bosener Untertanen vorbehalten waren. So mussten die Bosener jedes Jahr im Herbst vier leere Weinfässer zu je einem Fuder (1000 Liter) nach Münster oder Piesport an die Mosel bringen und nach der Traubenlese wieder vier volle Fässer in ihrem Fuhrwerk im Söterner Schloss abliefern. "Ob die Weinfässer nach dem langen Transport von der Mosel noch alle voll gefüllt in Sötern ankamen, darüber schweigen die Quellen", sagt dazu Jung. Interessante KarteHistorisches Kartenmaterial, beginnend von 1455, soll die verkehrsgeographische Situation mit dem ausgedehnten Straßennetz damaliger bedeutender Handels- und Pilgerwege darstellen. Interessant hierbei ist die Karte "Naudin", die noch der letzte französische König zur Erfassung des gesamten linken Rheinlandes in Auftrag gegeben hatte und jetzt erst der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Impressionen und Reflexionen in das agrarisch strukturierte Leben bis hin zur Sozialbrache im Saarland, sowie Eckdaten zur Bosen-Eckelhausener Ortsgeschichte, leiten zu dem berühmten Bosener "Chirurgus" Otto Christoph Adrian über, der von 1709 bis 1727 sowohl medizinisch wie auch pharmazeutisch in Bosen gewirkt hatte. Ganz plakativ wird das Marktgeschehen durch Anschauungsgegenstände in Glasvitrinen ergänzt, wobei Dinge des täglichen Bedarfs, Münzen, Bodenfunde aus jener Zeit, Wallfahrtsandenken, Amuletts, ein Faxsimile des "Codex-Aureus", dem goldenen Evangeliar aus dem Willibrord-Kloster Echternach, sowie ein Abdruck der Kaiserurkunde von 1578 und vieles zu den Lebensverhältnissen der Menschen von damals, zu sehen sind. Bürgermeister Andreas Veit fand viele lobende Worte, wobei er seine Freude zum Ausdruck brachte, dass im Rahmen einer solchen Ausstellung auch die breite Öffentlichkeit Gelegenheit erhalte, einen Blick durch das "Fenster des Mittelalters" in das Leben unserer Vorfahren zu werfen. Nachdem die Ausstellung in Bosen gezeigt worden war, habe er viele positive Rückmeldungen bekommen, sagt Veit. Aus diesem Grund, habe er beschlossen, die Ausstellung auch ins Rathaus, wo reger Durchgangsverkehr herrsche, zu holen: "Es wäre doch schade, die Ausstellung nur drei Tage zu zeigen - so so viel Mühe darin steckt." red/himDie Ausstellung im Rathaus Nohfelden ist bis 12. September zu sehen. Der Eintritt ist frei.Wie lange haben Sie an der Ausstellung gearbeitet?Gerd Jung: Etwa zwei Jahre. Erst einmal habe ich abgeklärt, ob die Gemeinde Nohfelden überhaupt Interesse hat. Und dann machte ich mich an die Arbeit. Ich habe ja bereits 1978 die Chronik "1000 Jahre Bosen" gemacht. Dadurch hatte ich quasi ein Archiv im Hinterkopf, was die Arbeit erleichtert hat. Mein Problem war nur: Während der Arbeit kamen mir immer neue Ideen - und so wurde ich nicht fertig. Was ist für Sie persönlich das Highlight der Ausstellung?Jung: Ganz klar die Urkunde des Kaisers mit der Verleihung der Marktrechte von 1578. Sie ist das Kernstück der Ausstellung, auch wenn sie nur eine Kopie ist. Das Original ist in Wien zu sehen. Was macht die Ausstellung auch für Nicht-Bosener interessant?Jung: In dieser Ausstellung kann man nicht nur die Geschichte Bosens, sondern des gesamten Gemeindebezirks und darüber hinaus kennen lernen.

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